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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Auges.
Linse, dass von einer vorderen Augenkammer eigentlich noch keine
Rede sein kann, ist von einer dünnen bindegewebigen Membran, der
sogenannten "gefässhaltigen Kapsel" umschlossen, welche sichGefässhaltige
Kapsel der Linse.

enge an die hintere Wand derselben anschmiegt (v), dann am Rande
des Organs auf die vordere Seite umbiegt, und zwischen Iris und
Linse, die ebenfalls dicht beisammen liegen, bis zum Irisrande nach
vorn verläuft (cp), woselbst sie mit der Iris zusammenhängt und
das Sehloch verschliesst (p). Die einzelnen Theile dieser Haut sind
nur nach und nach den Anatomen zur Beobachtung gekommen und
erklärt es sich so, dass dieselben unter besonderen Namen aufge-
führt worden sind, was zu mehrfachen Missverständnissen Veran-
lassung gegeben hat. Am frühesten wurde die Haut bekannt, welche
das Sehloch schliesst, und ist diess die vielbesprochene MembranaMembrana
pupillaris
.

pupillaris (p), erst viel später und vor Allem durch J. Müller und
Henle (s. des letzteren Diss. de membrana pupillari, Bonnae 1832)
wurde dann auch die Fortsetzung der Pupillarhaut bis zum Rande
der Linse (cp) oder die Membrana capsulo-pupillaris genauer unter-Membrana
capsulo-
pupillaris
.

sucht und ist es namentlich der Verdienst von Henle nachgewiesen
zu haben, dass beide Häute und die längst bekannte Gefässausbrei-
tung an der hinteren Wand der Linse (v) zusammengehören und
eine besondere gefässreiche fötale Umhüllung der Linse bilden.

Die Gefässe dieser Hülle oder der Gefässhaut der Linse
(Tunica vasculosa lentis) zeigen folgendes Verhalten. Die Arteria cen-
tralis retinae
gibt beim Eintritte in den Bulbus eine kleine Arterie,
die Art. hyaloidea s. capsularis, ab, welche in dem sogenannten Ca-
nalis hyaloideus
, der mit der Area Martegiani beginnt, durch den Glas-
körper gegen die Linse verläuft. Etwas vor der letzteren und ge-
wöhnlich nicht ganz in der Mitte, sondern der unteren Seite näher,
spaltet sich dieselbe pinselförmig in Aeste, welche an der hinteren
Wand der Linse in der Tunica vasculosa sich ausbreiten. Nach allen
Seiten strahlen hier unter spitzwinkligen Theilungen, welche sich
vielfach wiederholen, die kleinen Aestchen der Arteria capsularis aus,
und gehen endlich am Aequator der Linse in eine grosse Menge fei-
ner paralleler Zweigelchen aus. Verfolgt man diese weiter, so findet

[Abbildung]

konnte nicht erhalten werden, und ist daher nicht gezeichnet. r Retina, sc Scle-
rotica
und Chorioidea, i Iris, c Cornea ohne Conjunctiva dargestellt. -- Alle
Zwischenräume zwischen der Linse und ihrer gefässreichen Kapsel, sowie zwi-
schen dieser und der Iris und Cornea und zwischen diesen beiden Theilen selbst
sind in Natura nicht da und mussten der Deutlichkeit wegen gezeichnet werden.

Entwicklung des Auges.
Linse, dass von einer vorderen Augenkammer eigentlich noch keine
Rede sein kann, ist von einer dünnen bindegewebigen Membran, der
sogenannten «gefässhaltigen Kapsel» umschlossen, welche sichGefässhaltige
Kapsel der Linse.

enge an die hintere Wand derselben anschmiegt (v), dann am Rande
des Organs auf die vordere Seite umbiegt, und zwischen Iris und
Linse, die ebenfalls dicht beisammen liegen, bis zum Irisrande nach
vorn verläuft (cp), woselbst sie mit der Iris zusammenhängt und
das Sehloch verschliesst (p). Die einzelnen Theile dieser Haut sind
nur nach und nach den Anatomen zur Beobachtung gekommen und
erklärt es sich so, dass dieselben unter besonderen Namen aufge-
führt worden sind, was zu mehrfachen Missverständnissen Veran-
lassung gegeben hat. Am frühesten wurde die Haut bekannt, welche
das Sehloch schliesst, und ist diess die vielbesprochene MembranaMembrana
pupillaris
.

pupillaris (p), erst viel später und vor Allem durch J. Müller und
Henle (s. des letzteren Diss. de membrana pupillari, Bonnae 1832)
wurde dann auch die Fortsetzung der Pupillarhaut bis zum Rande
der Linse (cp) oder die Membrana capsulo-pupillaris genauer unter-Membrana
capsulo-
pupillaris
.

sucht und ist es namentlich der Verdienst von Henle nachgewiesen
zu haben, dass beide Häute und die längst bekannte Gefässausbrei-
tung an der hinteren Wand der Linse (v) zusammengehören und
eine besondere gefässreiche fötale Umhüllung der Linse bilden.

Die Gefässe dieser Hülle oder der Gefässhaut der Linse
(Tunica vasculosa lentis) zeigen folgendes Verhalten. Die Arteria cen-
tralis retinae
gibt beim Eintritte in den Bulbus eine kleine Arterie,
die Art. hyaloidea s. capsularis, ab, welche in dem sogenannten Ca-
nalis hyaloideus
, der mit der Area Martegiani beginnt, durch den Glas-
körper gegen die Linse verläuft. Etwas vor der letzteren und ge-
wöhnlich nicht ganz in der Mitte, sondern der unteren Seite näher,
spaltet sich dieselbe pinselförmig in Aeste, welche an der hinteren
Wand der Linse in der Tunica vasculosa sich ausbreiten. Nach allen
Seiten strahlen hier unter spitzwinkligen Theilungen, welche sich
vielfach wiederholen, die kleinen Aestchen der Arteria capsularis aus,
und gehen endlich am Aequator der Linse in eine grosse Menge fei-
ner paralleler Zweigelchen aus. Verfolgt man diese weiter, so findet

[Abbildung]

konnte nicht erhalten werden, und ist daher nicht gezeichnet. r Retina, sc Scle-
rotica
und Chorioidea, i Iris, c Cornea ohne Conjunctiva dargestellt. — Alle
Zwischenräume zwischen der Linse und ihrer gefässreichen Kapsel, sowie zwi-
schen dieser und der Iris und Cornea und zwischen diesen beiden Theilen selbst
sind in Natura nicht da und mussten der Deutlichkeit wegen gezeichnet werden.

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[293/0309] Entwicklung des Auges. Linse, dass von einer vorderen Augenkammer eigentlich noch keine Rede sein kann, ist von einer dünnen bindegewebigen Membran, der sogenannten «gefässhaltigen Kapsel» umschlossen, welche sich enge an die hintere Wand derselben anschmiegt (v), dann am Rande des Organs auf die vordere Seite umbiegt, und zwischen Iris und Linse, die ebenfalls dicht beisammen liegen, bis zum Irisrande nach vorn verläuft (cp), woselbst sie mit der Iris zusammenhängt und das Sehloch verschliesst (p). Die einzelnen Theile dieser Haut sind nur nach und nach den Anatomen zur Beobachtung gekommen und erklärt es sich so, dass dieselben unter besonderen Namen aufge- führt worden sind, was zu mehrfachen Missverständnissen Veran- lassung gegeben hat. Am frühesten wurde die Haut bekannt, welche das Sehloch schliesst, und ist diess die vielbesprochene Membrana pupillaris (p), erst viel später und vor Allem durch J. Müller und Henle (s. des letzteren Diss. de membrana pupillari, Bonnae 1832) wurde dann auch die Fortsetzung der Pupillarhaut bis zum Rande der Linse (cp) oder die Membrana capsulo-pupillaris genauer unter- sucht und ist es namentlich der Verdienst von Henle nachgewiesen zu haben, dass beide Häute und die längst bekannte Gefässausbrei- tung an der hinteren Wand der Linse (v) zusammengehören und eine besondere gefässreiche fötale Umhüllung der Linse bilden. Gefässhaltige Kapsel der Linse. Membrana pupillaris. Membrana capsulo- pupillaris. Die Gefässe dieser Hülle oder der Gefässhaut der Linse (Tunica vasculosa lentis) zeigen folgendes Verhalten. Die Arteria cen- tralis retinae gibt beim Eintritte in den Bulbus eine kleine Arterie, die Art. hyaloidea s. capsularis, ab, welche in dem sogenannten Ca- nalis hyaloideus, der mit der Area Martegiani beginnt, durch den Glas- körper gegen die Linse verläuft. Etwas vor der letzteren und ge- wöhnlich nicht ganz in der Mitte, sondern der unteren Seite näher, spaltet sich dieselbe pinselförmig in Aeste, welche an der hinteren Wand der Linse in der Tunica vasculosa sich ausbreiten. Nach allen Seiten strahlen hier unter spitzwinkligen Theilungen, welche sich vielfach wiederholen, die kleinen Aestchen der Arteria capsularis aus, und gehen endlich am Aequator der Linse in eine grosse Menge fei- ner paralleler Zweigelchen aus. Verfolgt man diese weiter, so findet [Abbildung konnte nicht erhalten werden, und ist daher nicht gezeichnet. r Retina, sc Scle- rotica und Chorioidea, i Iris, c Cornea ohne Conjunctiva dargestellt. — Alle Zwischenräume zwischen der Linse und ihrer gefässreichen Kapsel, sowie zwi- schen dieser und der Iris und Cornea und zwischen diesen beiden Theilen selbst sind in Natura nicht da und mussten der Deutlichkeit wegen gezeichnet werden.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/309>, abgerufen am 24.11.2024.