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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Auges.
die Fig. 142 darstellt, in derselben Weise, wie diess von der Pia
mater
und von der Faserhaut des häutigen Ohrlabyrinthes gilt. Diese
meine Auffassung stimmt auch besser mit dem, was wir sonst von
den Leistungen des Hornblattes wissen, als die von Remak, denn das
Pigmentum nigrum ist doch offenbar nichts als ein Epithel und wis-
sen wir ja, dass auch die Medullarplatte solche Bildungen zu erzeu-
gen im Stande ist. -- Mit Bezug auf die früheste Gestaltung der
Chorioidea will ich Ihnen nun übrigens noch bemerken, dass Schö-
ler
der Ansicht ist, dass auch die Gefässhaut, wie die Faserhaut, zu
einer gewissen Zeit eine ganz geschlossene Blase bilde, deren vor-
derer Abschnitt, die Membrana pupillaris und capsulo-pupillaris,
später schwinde, eine Aufstellung, die, wie ich Ihnen später zu zei-
gen hoffe, kaum haltbar ist.

Mag die Tunica vasculosa so oder so entstehen, so ist auf jedenPigmentirung.
Fall so viel sicher, dass dieselbe anfänglich nicht weiter reicht als
der Rand der Linse, sowie dass die Iris ursprünglich noch nicht
vorhanden ist. Die Pigmentirung beginnt beim menschlichen Embryo,
wie wir sahen, schon in der vierten Woche (Fig. 141) zu einer Zeit,
wo die zwei Lamellen der secundären Augenblase noch zusammen-
hängen und zwar ganz vorn und oben, und schreitet von da rasch
auf die übrigen Theile der Haut fort, so dass im zweiten Monate, in
dem auch schon, und zwar in der Mitte desselben nach Arnold, die
Corona ciliaris sich zu entwickeln beginnt, die ganze Haut sich färbt
(siehe auch Fig. 142). Am Ende des zweiten Monates, deutlich jedochIris.
erst im dritten Monate wächst vom vorderen Rande der Chorioidea
eine anfänglich ungefärbte Lamelle in kreisförmiger Linie vor, welche
dann nach und nach zur Iris wird und zwischen Hornhaut und Linse
weiter sich vorschiebend allmälig eine grössere Entfaltung gewinnt

[Abbildung] Fig. 143.
und im dritten Monate auch vom Pupillar-
rande aus sich färbt. Eine bemerkenswerthe
und vielbesprochene Erscheinung ist die so-
genannte Chorioidealspalte. Es zeigtChorioideal-
spalte.

nämlich die Chorioidea bei jungen Embryo-
nen an der unteren inneren Seite einen ei-
genthümlichen, nicht pigmentirten Streifen
[Abbildung]

Fig. 143. Kopf eines Hühnerembryo vom vierten Tage von unten, vergr.
Chromsäurepräparat. n Nasengrube, o Oberkieferfortsatz des ersten Kiemen-
bogens, u Unterkieferfortsatz desselben, k" zweiter Kiemenbogen, sp Cho-
rioidealspalte des Auges, s Schlund.

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 19

Entwicklung des Auges.
die Fig. 142 darstellt, in derselben Weise, wie diess von der Pia
mater
und von der Faserhaut des häutigen Ohrlabyrinthes gilt. Diese
meine Auffassung stimmt auch besser mit dem, was wir sonst von
den Leistungen des Hornblattes wissen, als die von Remak, denn das
Pigmentum nigrum ist doch offenbar nichts als ein Epithel und wis-
sen wir ja, dass auch die Medullarplatte solche Bildungen zu erzeu-
gen im Stande ist. — Mit Bezug auf die früheste Gestaltung der
Chorioidea will ich Ihnen nun übrigens noch bemerken, dass Schö-
ler
der Ansicht ist, dass auch die Gefässhaut, wie die Faserhaut, zu
einer gewissen Zeit eine ganz geschlossene Blase bilde, deren vor-
derer Abschnitt, die Membrana pupillaris und capsulo-pupillaris,
später schwinde, eine Aufstellung, die, wie ich Ihnen später zu zei-
gen hoffe, kaum haltbar ist.

Mag die Tunica vasculosa so oder so entstehen, so ist auf jedenPigmentirung.
Fall so viel sicher, dass dieselbe anfänglich nicht weiter reicht als
der Rand der Linse, sowie dass die Iris ursprünglich noch nicht
vorhanden ist. Die Pigmentirung beginnt beim menschlichen Embryo,
wie wir sahen, schon in der vierten Woche (Fig. 141) zu einer Zeit,
wo die zwei Lamellen der secundären Augenblase noch zusammen-
hängen und zwar ganz vorn und oben, und schreitet von da rasch
auf die übrigen Theile der Haut fort, so dass im zweiten Monate, in
dem auch schon, und zwar in der Mitte desselben nach Arnold, die
Corona ciliaris sich zu entwickeln beginnt, die ganze Haut sich färbt
(siehe auch Fig. 142). Am Ende des zweiten Monates, deutlich jedochIris.
erst im dritten Monate wächst vom vorderen Rande der Chorioidea
eine anfänglich ungefärbte Lamelle in kreisförmiger Linie vor, welche
dann nach und nach zur Iris wird und zwischen Hornhaut und Linse
weiter sich vorschiebend allmälig eine grössere Entfaltung gewinnt

[Abbildung] Fig. 143.
und im dritten Monate auch vom Pupillar-
rande aus sich färbt. Eine bemerkenswerthe
und vielbesprochene Erscheinung ist die so-
genannte Chorioidealspalte. Es zeigtChorioideal-
spalte.

nämlich die Chorioidea bei jungen Embryo-
nen an der unteren inneren Seite einen ei-
genthümlichen, nicht pigmentirten Streifen
[Abbildung]

Fig. 143. Kopf eines Hühnerembryo vom vierten Tage von unten, vergr.
Chromsäurepräparat. n Nasengrube, o Oberkieferfortsatz des ersten Kiemen-
bogens, u Unterkieferfortsatz desselben, k″ zweiter Kiemenbogen, sp Cho-
rioidealspalte des Auges, s Schlund.

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 19
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[289/0305] Entwicklung des Auges. die Fig. 142 darstellt, in derselben Weise, wie diess von der Pia mater und von der Faserhaut des häutigen Ohrlabyrinthes gilt. Diese meine Auffassung stimmt auch besser mit dem, was wir sonst von den Leistungen des Hornblattes wissen, als die von Remak, denn das Pigmentum nigrum ist doch offenbar nichts als ein Epithel und wis- sen wir ja, dass auch die Medullarplatte solche Bildungen zu erzeu- gen im Stande ist. — Mit Bezug auf die früheste Gestaltung der Chorioidea will ich Ihnen nun übrigens noch bemerken, dass Schö- ler der Ansicht ist, dass auch die Gefässhaut, wie die Faserhaut, zu einer gewissen Zeit eine ganz geschlossene Blase bilde, deren vor- derer Abschnitt, die Membrana pupillaris und capsulo-pupillaris, später schwinde, eine Aufstellung, die, wie ich Ihnen später zu zei- gen hoffe, kaum haltbar ist. Mag die Tunica vasculosa so oder so entstehen, so ist auf jeden Fall so viel sicher, dass dieselbe anfänglich nicht weiter reicht als der Rand der Linse, sowie dass die Iris ursprünglich noch nicht vorhanden ist. Die Pigmentirung beginnt beim menschlichen Embryo, wie wir sahen, schon in der vierten Woche (Fig. 141) zu einer Zeit, wo die zwei Lamellen der secundären Augenblase noch zusammen- hängen und zwar ganz vorn und oben, und schreitet von da rasch auf die übrigen Theile der Haut fort, so dass im zweiten Monate, in dem auch schon, und zwar in der Mitte desselben nach Arnold, die Corona ciliaris sich zu entwickeln beginnt, die ganze Haut sich färbt (siehe auch Fig. 142). Am Ende des zweiten Monates, deutlich jedoch erst im dritten Monate wächst vom vorderen Rande der Chorioidea eine anfänglich ungefärbte Lamelle in kreisförmiger Linie vor, welche dann nach und nach zur Iris wird und zwischen Hornhaut und Linse weiter sich vorschiebend allmälig eine grössere Entfaltung gewinnt [Abbildung Fig. 143.] und im dritten Monate auch vom Pupillar- rande aus sich färbt. Eine bemerkenswerthe und vielbesprochene Erscheinung ist die so- genannte Chorioidealspalte. Es zeigt nämlich die Chorioidea bei jungen Embryo- nen an der unteren inneren Seite einen ei- genthümlichen, nicht pigmentirten Streifen [Abbildung Fig. 143. Kopf eines Hühnerembryo vom vierten Tage von unten, vergr. Chromsäurepräparat. n Nasengrube, o Oberkieferfortsatz des ersten Kiemen- bogens, u Unterkieferfortsatz desselben, k″ zweiter Kiemenbogen, sp Cho- rioidealspalte des Auges, s Schlund.] Pigmentirung. Iris. Chorioideal- spalte. Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 19

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/305>, abgerufen am 24.11.2024.