Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Neunundzwanzigste Vorlesung. fen, indem wir ja vorhin selbst von der Tunica fibrosa es als nichtunmöglich dargestellt haben, dass ihr vorderer Abschnitt ursprüng- lich fehle. Einer dritten Ansicht endlich bin ich, wie Sie schon wissen, selbst zugethan, der nämlich, dass die Pigmentschicht der Chorioidea aus der äusseren Lamelle der secundären Augenblase, die Gefässlage dagegen ebenso wie die Sclerotica aus einer äusseren Auflagerung hervorgehe. Für die erste Annahme habe ich Ihnen schon früher meine Gründe vorgebracht und will ich Ihnen daher nur noch sagen, warum ich nicht die ganze Chorioidea aus der ge- nannten Lamelle entstehen lasse. Der Hauptgrund ist für mich das [Abbildung]
Fig. 142. Verhalten ganz junger Augen,wie die Fig. 142 eines dar- stellt. An diesem Auge besteht die äussere Umhüllung des Au- ges aus einer einzigen aus sich entwickelndem Faserge- webe zusammengesetzten Haut, die hinten die Pigmentschicht umschliesst und vorn in die Hornhaut sich fortsetzt und ist von einer besonderen Cho- rioidea gar nichts zu sehen. Andererseits ist zwar die Lücke zwischen den beiden Lamel- len der secundären Augen- blase, die zur Retina und zum Pigmentum nigrum sich gestalten, ver- schwunden und die beiden Lamellen nicht mehr in directer Ver- bindung, immerhin hängen dieselben noch sehr innig zusammen und geht selbst das Pigment ein klein wenig auf das vordere abgerun- dete Ende der Retina über. Wäre die Gefässschicht der Chorioidea ein Theil der secundären Augenblase, so müsste die Abgrenzung derselben von der Sclerotica auch in ganz jungen Augen schon sicht- bar sein und bin ich daher der Meinung, dass die eigentliche Chori- oidea nichts als eine Abzweigung der primitiven Faserhaut ist, die [Abbildung]
Fig. 142. In Chromsäure erhärtetes Auge eines 9''' langen Kalbsembryo Neunundzwanzigste Vorlesung. fen, indem wir ja vorhin selbst von der Tunica fibrosa es als nichtunmöglich dargestellt haben, dass ihr vorderer Abschnitt ursprüng- lich fehle. Einer dritten Ansicht endlich bin ich, wie Sie schon wissen, selbst zugethan, der nämlich, dass die Pigmentschicht der Chorioidea aus der äusseren Lamelle der secundären Augenblase, die Gefässlage dagegen ebenso wie die Sclerotica aus einer äusseren Auflagerung hervorgehe. Für die erste Annahme habe ich Ihnen schon früher meine Gründe vorgebracht und will ich Ihnen daher nur noch sagen, warum ich nicht die ganze Chorioidea aus der ge- nannten Lamelle entstehen lasse. Der Hauptgrund ist für mich das [Abbildung]
Fig. 142. Verhalten ganz junger Augen,wie die Fig. 142 eines dar- stellt. An diesem Auge besteht die äussere Umhüllung des Au- ges aus einer einzigen aus sich entwickelndem Faserge- webe zusammengesetzten Haut, die hinten die Pigmentschicht umschliesst und vorn in die Hornhaut sich fortsetzt und ist von einer besonderen Cho- rioidea gar nichts zu sehen. Andererseits ist zwar die Lücke zwischen den beiden Lamel- len der secundären Augen- blase, die zur Retina und zum Pigmentum nigrum sich gestalten, ver- schwunden und die beiden Lamellen nicht mehr in directer Ver- bindung, immerhin hängen dieselben noch sehr innig zusammen und geht selbst das Pigment ein klein wenig auf das vordere abgerun- dete Ende der Retina über. Wäre die Gefässschicht der Chorioidea ein Theil der secundären Augenblase, so müsste die Abgrenzung derselben von der Sclerotica auch in ganz jungen Augen schon sicht- bar sein und bin ich daher der Meinung, dass die eigentliche Chori- oidea nichts als eine Abzweigung der primitiven Faserhaut ist, die [Abbildung]
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Neunundzwanzigste Vorlesung.
fen, indem wir ja vorhin selbst von der Tunica fibrosa es als nicht
unmöglich dargestellt haben, dass ihr vorderer Abschnitt ursprüng-
lich fehle. Einer dritten Ansicht endlich bin ich, wie Sie schon
wissen, selbst zugethan, der nämlich, dass die Pigmentschicht der
Chorioidea aus der äusseren Lamelle der secundären Augenblase, die
Gefässlage dagegen ebenso wie die Sclerotica aus einer äusseren
Auflagerung hervorgehe. Für die erste Annahme habe ich Ihnen
schon früher meine Gründe vorgebracht und will ich Ihnen daher
nur noch sagen, warum ich nicht die ganze Chorioidea aus der ge-
nannten Lamelle entstehen lasse. Der Hauptgrund ist für mich das
[Abbildung Fig. 142.]
Verhalten ganz junger Augen,
wie die Fig. 142 eines dar-
stellt. An diesem Auge besteht
die äussere Umhüllung des Au-
ges aus einer einzigen aus
sich entwickelndem Faserge-
webe zusammengesetzten Haut,
die hinten die Pigmentschicht
umschliesst und vorn in die
Hornhaut sich fortsetzt und
ist von einer besonderen Cho-
rioidea gar nichts zu sehen.
Andererseits ist zwar die Lücke
zwischen den beiden Lamel-
len der secundären Augen-
blase, die zur Retina und zum Pigmentum nigrum sich gestalten, ver-
schwunden und die beiden Lamellen nicht mehr in directer Ver-
bindung, immerhin hängen dieselben noch sehr innig zusammen und
geht selbst das Pigment ein klein wenig auf das vordere abgerun-
dete Ende der Retina über. Wäre die Gefässschicht der Chorioidea
ein Theil der secundären Augenblase, so müsste die Abgrenzung
derselben von der Sclerotica auch in ganz jungen Augen schon sicht-
bar sein und bin ich daher der Meinung, dass die eigentliche Chori-
oidea nichts als eine Abzweigung der primitiven Faserhaut ist, die
[Abbildung Fig. 142. In Chromsäure erhärtetes Auge eines 9‴ langen Kalbsembryo
senkrecht durchschnitten, 64mal vergr. cc Conjunctiva corneae, e eigentliche
Cornea, l Linse, g Glaskörper mit Blutgefässen, r Retina, p Pigmentum nigrum,
sc Anlage der Sclerotica und Gefässschicht der Chorioidea, m Rectus superior
und inferior in Bildung begriffen.]
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