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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Jüngere menschliche Embryonen.
das hintere Leibesende läuft in eine spitze schwanzartige Verlänge-
rung aus, die an die Verhältnisse der Thierembryonen erinnert. Eine
Afteröffnung oder, wie man sie besser nennt, eine gemeinschaftliche
Oeffnung des Darm-, Harn- und Geschlechtsapparates ist deut-
lich sichtbar (7), umgeben von zwei leichten Genitalwülsten, den
Uranlagen der äusseren Genitalien. Das Amnios lag dem Embryo
nicht mehr ganz dicht an und war auch etwas Amnioswasser vor-
handen. Um den Nabelstrang bildete dasselbe nun eine deutliche
Scheide, die jedoch nicht ganz bis zum Chorion sich erstreckte und
den Dottergang wie zu einer kleinen Oeffnung heraustreten liess.
Zwischen dem Embryo sammt dem Amnios und dem Chorion befand
sich, wie in allen solchen jungen Eiern, ein ziemlich weiter, mit Flüs-
sigkeit gefüllter Raum, in dem der Dottersack frei enthalten war.
Das den Embryo rings umhüllende Chorion war an seiner ganzen
Innenfläche, nicht blos an der Stelle, welche später als Placentar-
stelle erscheint, von den Nabelgefässen reichlich versorgt und trug
aussen hübsch verästelte Zotten. Nach eigenen Untersuchungen
kann ich Ihnen mittheilen, dass die Zotten solcher 4 Wochen alten
Eier nun nicht mehr wie früher blos von der Epithelialschicht des
Chorion oder der serösen Hülle gebildet werden, sondern nun auch
einen innern bindegewebigen Strang mit Blutgefässen zeigen, der
von der innern Lamelle des Chorions abstammt.

Erlauben Sie mir nun zur Vervollständigung des Bildes Ihnen
noch menschliche Embryonen aus der fünften und aus der sechsten
Woche zu beschreiben. In der fünften Woche zwischen dem 28.Embryonen
der 5. Woche.

und 35. Tage beginnt der Embryo, der bis dahin mit Kopf und
Schwanz stark zusammengekrümmt war, nach und nach sich zu
strecken, immerhin ist auch am Anfange der sechsten Woche die
Biegung noch sehr ausgesprochen. Zugleich schliessen sich die
Kiemenspalten mit Ausnahme der ersten, deren Eingang zur äussern
Ohröffnung sich gestaltet; der Kopf wird grösser und die Extremi-
täten länger und gegliedert. Einzelnheiten anlangend, so zeigt Ihnen
die nachstehende Fig. 72 einen Embryo von 35 Tagen, nach CosteEmbryo
von Coste von
35 Tagen.

von vorn. Der ganz nach hinten gelegene Nabelstrang ist immer
noch kurz und dick; statt der früheren vier Allantois- oder Umbi-
licalgefässe enthält er jetzt nur noch drei, nämlich zwei Arteriae
umbilicales
(nn) und die frühere linke Vene gleichen Namens (u),
indem die rechte Vene geschwunden ist. In den Nabelstrang hin-
ein geht bruchartig eine lange Schleife des Darmkanals, welche vom

Jüngere menschliche Embryonen.
das hintere Leibesende läuft in eine spitze schwanzartige Verlänge-
rung aus, die an die Verhältnisse der Thierembryonen erinnert. Eine
Afteröffnung oder, wie man sie besser nennt, eine gemeinschaftliche
Oeffnung des Darm-, Harn- und Geschlechtsapparates ist deut-
lich sichtbar (7), umgeben von zwei leichten Genitalwülsten, den
Uranlagen der äusseren Genitalien. Das Amnios lag dem Embryo
nicht mehr ganz dicht an und war auch etwas Amnioswasser vor-
handen. Um den Nabelstrang bildete dasselbe nun eine deutliche
Scheide, die jedoch nicht ganz bis zum Chorion sich erstreckte und
den Dottergang wie zu einer kleinen Oeffnung heraustreten liess.
Zwischen dem Embryo sammt dem Amnios und dem Chorion befand
sich, wie in allen solchen jungen Eiern, ein ziemlich weiter, mit Flüs-
sigkeit gefüllter Raum, in dem der Dottersack frei enthalten war.
Das den Embryo rings umhüllende Chorion war an seiner ganzen
Innenfläche, nicht blos an der Stelle, welche später als Placentar-
stelle erscheint, von den Nabelgefässen reichlich versorgt und trug
aussen hübsch verästelte Zotten. Nach eigenen Untersuchungen
kann ich Ihnen mittheilen, dass die Zotten solcher 4 Wochen alten
Eier nun nicht mehr wie früher blos von der Epithelialschicht des
Chorion oder der serösen Hülle gebildet werden, sondern nun auch
einen innern bindegewebigen Strang mit Blutgefässen zeigen, der
von der innern Lamelle des Chorions abstammt.

Erlauben Sie mir nun zur Vervollständigung des Bildes Ihnen
noch menschliche Embryonen aus der fünften und aus der sechsten
Woche zu beschreiben. In der fünften Woche zwischen dem 28.Embryonen
der 5. Woche.

und 35. Tage beginnt der Embryo, der bis dahin mit Kopf und
Schwanz stark zusammengekrümmt war, nach und nach sich zu
strecken, immerhin ist auch am Anfange der sechsten Woche die
Biegung noch sehr ausgesprochen. Zugleich schliessen sich die
Kiemenspalten mit Ausnahme der ersten, deren Eingang zur äussern
Ohröffnung sich gestaltet; der Kopf wird grösser und die Extremi-
täten länger und gegliedert. Einzelnheiten anlangend, so zeigt Ihnen
die nachstehende Fig. 72 einen Embryo von 35 Tagen, nach CosteEmbryo
von Coste von
35 Tagen.

von vorn. Der ganz nach hinten gelegene Nabelstrang ist immer
noch kurz und dick; statt der früheren vier Allantois- oder Umbi-
licalgefässe enthält er jetzt nur noch drei, nämlich zwei Arteriae
umbilicales
(nn) und die frühere linke Vene gleichen Namens (u),
indem die rechte Vene geschwunden ist. In den Nabelstrang hin-
ein geht bruchartig eine lange Schleife des Darmkanals, welche vom

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[133/0149] Jüngere menschliche Embryonen. das hintere Leibesende läuft in eine spitze schwanzartige Verlänge- rung aus, die an die Verhältnisse der Thierembryonen erinnert. Eine Afteröffnung oder, wie man sie besser nennt, eine gemeinschaftliche Oeffnung des Darm-, Harn- und Geschlechtsapparates ist deut- lich sichtbar (7), umgeben von zwei leichten Genitalwülsten, den Uranlagen der äusseren Genitalien. Das Amnios lag dem Embryo nicht mehr ganz dicht an und war auch etwas Amnioswasser vor- handen. Um den Nabelstrang bildete dasselbe nun eine deutliche Scheide, die jedoch nicht ganz bis zum Chorion sich erstreckte und den Dottergang wie zu einer kleinen Oeffnung heraustreten liess. Zwischen dem Embryo sammt dem Amnios und dem Chorion befand sich, wie in allen solchen jungen Eiern, ein ziemlich weiter, mit Flüs- sigkeit gefüllter Raum, in dem der Dottersack frei enthalten war. Das den Embryo rings umhüllende Chorion war an seiner ganzen Innenfläche, nicht blos an der Stelle, welche später als Placentar- stelle erscheint, von den Nabelgefässen reichlich versorgt und trug aussen hübsch verästelte Zotten. Nach eigenen Untersuchungen kann ich Ihnen mittheilen, dass die Zotten solcher 4 Wochen alten Eier nun nicht mehr wie früher blos von der Epithelialschicht des Chorion oder der serösen Hülle gebildet werden, sondern nun auch einen innern bindegewebigen Strang mit Blutgefässen zeigen, der von der innern Lamelle des Chorions abstammt. Erlauben Sie mir nun zur Vervollständigung des Bildes Ihnen noch menschliche Embryonen aus der fünften und aus der sechsten Woche zu beschreiben. In der fünften Woche zwischen dem 28. und 35. Tage beginnt der Embryo, der bis dahin mit Kopf und Schwanz stark zusammengekrümmt war, nach und nach sich zu strecken, immerhin ist auch am Anfange der sechsten Woche die Biegung noch sehr ausgesprochen. Zugleich schliessen sich die Kiemenspalten mit Ausnahme der ersten, deren Eingang zur äussern Ohröffnung sich gestaltet; der Kopf wird grösser und die Extremi- täten länger und gegliedert. Einzelnheiten anlangend, so zeigt Ihnen die nachstehende Fig. 72 einen Embryo von 35 Tagen, nach Coste von vorn. Der ganz nach hinten gelegene Nabelstrang ist immer noch kurz und dick; statt der früheren vier Allantois- oder Umbi- licalgefässe enthält er jetzt nur noch drei, nämlich zwei Arteriae umbilicales (nn) und die frühere linke Vene gleichen Namens (u), indem die rechte Vene geschwunden ist. In den Nabelstrang hin- ein geht bruchartig eine lange Schleife des Darmkanals, welche vom Embryonen der 5. Woche. Embryo von Coste von 35 Tagen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/149>, abgerufen am 24.11.2024.