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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebenzehnte Vorlesung.
dem Herzen und hinter dem Herzbeutel, welche noch die ganze
Breite der Brust einnehmen und die noch ganz rudimentären Lungen
bedecken, erkennt man die etwas grössere zweilappige Leber (f) mit
dem Stamme der beiden Umbilicalvenen (u) in dem Einschnitte der-
selben. Die Wolff'schen Körper oder Urnieren (m) sind zwei lange
schmale Körper, welche noch die ganze Länge des hintern Abschnit-
tes der Leibeshöhle einnehmen und von der Leber bis ganz rück-
wärts in die Beckenbucht sich erstrecken; die Drüsenkörper sind
aus gewundenen Kanälchen zusammengesetzt, und an ihrer Aussen-
seite bemerkt man den geraden Ausführungsgang, der nach Coste
in das Ende des Darmes oder die sogenannte Kloake mündet, wäh-
rend an ihrer Innenseite schon ein Blastemstreifen sichtbar ist, aus
dem die Geschlechtsdrüsen sich entwickeln, dessen mittlerer Theil
in der Figur abgeschnitten ist. Der Darmkanal (r) stellt einen ein-
fachen Schlauch dar, der gegen den Nabelstrang zu eine leichte
Schleife oder einen leichten Vorsprung bildet. In dieser ganzen
Gegend, so weit der Darm diesen Vorsprung bildet, ist auch das
Mesenterium (z) schon vorhanden; ziemlich auf der Höhe des Vor-
sprunges beginnt der Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, der
an seinem Anfange eine kleine Erweiterung darbietet und dann
leicht gewunden bis zum Dottersacke oder dem Nabelbläschen
sich fortsetzt. Längs des Dotterganges verläuft die A. omphalo-me-
senterica dextra
(a'), während die linke Arterie nun obliterirt ist,
und vom Dottersacke zurück kommt nur Eine der früher vorhande-
nen zwei Venen, und zwar die linke V. omphalo-mesenterica (j').
Auf dem Dottersacke zeigt sich ein hübsches Gefässnetz, das
mit den oben erwähnten Gefässen zusammenhängt. Am hintern
Ende des Embryo erkennt man den abgeschnittenen Stiel der Allan-
tois, in der Mitte des Stiels aber eine Oeffnung, welche zum Urachus
führt; auf jeder Seite liegen symmetrisch zwei Gefässe, nach vorn
die zwei Venae umbilicales (u), von denen die rechte, die später zu
Grunde geht, schon schwächer ist, und nach hinten, d. h. gegen die
Beckenhöhle zu, zwei Aa. umbilicales (a). Alle diese Theile, die vier
Gefässe und den Urachus, umgibt eine bindegewebige Masse, die,
ursprünglich nichts anderes als die bindegewebige äussere Hülle
des Stieles der Allantois, nach und nach eine erhebliche Dicke ge-
winnt und dann später als eigenthümliches sulziges oder gallertiges
Gewebe erscheint, welches im Nabelstrang die Gefässe desselben
umhüllt. Die Extremitäten (9 9') sind einfache kurze Stummel und

Siebenzehnte Vorlesung.
dem Herzen und hinter dem Herzbeutel, welche noch die ganze
Breite der Brust einnehmen und die noch ganz rudimentären Lungen
bedecken, erkennt man die etwas grössere zweilappige Leber (f) mit
dem Stamme der beiden Umbilicalvenen (u) in dem Einschnitte der-
selben. Die Wolff’schen Körper oder Urnieren (m) sind zwei lange
schmale Körper, welche noch die ganze Länge des hintern Abschnit-
tes der Leibeshöhle einnehmen und von der Leber bis ganz rück-
wärts in die Beckenbucht sich erstrecken; die Drüsenkörper sind
aus gewundenen Kanälchen zusammengesetzt, und an ihrer Aussen-
seite bemerkt man den geraden Ausführungsgang, der nach Coste
in das Ende des Darmes oder die sogenannte Kloake mündet, wäh-
rend an ihrer Innenseite schon ein Blastemstreifen sichtbar ist, aus
dem die Geschlechtsdrüsen sich entwickeln, dessen mittlerer Theil
in der Figur abgeschnitten ist. Der Darmkanal (r) stellt einen ein-
fachen Schlauch dar, der gegen den Nabelstrang zu eine leichte
Schleife oder einen leichten Vorsprung bildet. In dieser ganzen
Gegend, so weit der Darm diesen Vorsprung bildet, ist auch das
Mesenterium (z) schon vorhanden; ziemlich auf der Höhe des Vor-
sprunges beginnt der Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, der
an seinem Anfange eine kleine Erweiterung darbietet und dann
leicht gewunden bis zum Dottersacke oder dem Nabelbläschen
sich fortsetzt. Längs des Dotterganges verläuft die A. omphalo-me-
senterica dextra
(a′), während die linke Arterie nun obliterirt ist,
und vom Dottersacke zurück kommt nur Eine der früher vorhande-
nen zwei Venen, und zwar die linke V. omphalo-mesenterica (j′).
Auf dem Dottersacke zeigt sich ein hübsches Gefässnetz, das
mit den oben erwähnten Gefässen zusammenhängt. Am hintern
Ende des Embryo erkennt man den abgeschnittenen Stiel der Allan-
tois, in der Mitte des Stiels aber eine Oeffnung, welche zum Urachus
führt; auf jeder Seite liegen symmetrisch zwei Gefässe, nach vorn
die zwei Venae umbilicales (u), von denen die rechte, die später zu
Grunde geht, schon schwächer ist, und nach hinten, d. h. gegen die
Beckenhöhle zu, zwei Aa. umbilicales (a). Alle diese Theile, die vier
Gefässe und den Urachus, umgibt eine bindegewebige Masse, die,
ursprünglich nichts anderes als die bindegewebige äussere Hülle
des Stieles der Allantois, nach und nach eine erhebliche Dicke ge-
winnt und dann später als eigenthümliches sulziges oder gallertiges
Gewebe erscheint, welches im Nabelstrang die Gefässe desselben
umhüllt. Die Extremitäten (9 9′) sind einfache kurze Stummel und

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[132/0148] Siebenzehnte Vorlesung. dem Herzen und hinter dem Herzbeutel, welche noch die ganze Breite der Brust einnehmen und die noch ganz rudimentären Lungen bedecken, erkennt man die etwas grössere zweilappige Leber (f) mit dem Stamme der beiden Umbilicalvenen (u) in dem Einschnitte der- selben. Die Wolff’schen Körper oder Urnieren (m) sind zwei lange schmale Körper, welche noch die ganze Länge des hintern Abschnit- tes der Leibeshöhle einnehmen und von der Leber bis ganz rück- wärts in die Beckenbucht sich erstrecken; die Drüsenkörper sind aus gewundenen Kanälchen zusammengesetzt, und an ihrer Aussen- seite bemerkt man den geraden Ausführungsgang, der nach Coste in das Ende des Darmes oder die sogenannte Kloake mündet, wäh- rend an ihrer Innenseite schon ein Blastemstreifen sichtbar ist, aus dem die Geschlechtsdrüsen sich entwickeln, dessen mittlerer Theil in der Figur abgeschnitten ist. Der Darmkanal (r) stellt einen ein- fachen Schlauch dar, der gegen den Nabelstrang zu eine leichte Schleife oder einen leichten Vorsprung bildet. In dieser ganzen Gegend, so weit der Darm diesen Vorsprung bildet, ist auch das Mesenterium (z) schon vorhanden; ziemlich auf der Höhe des Vor- sprunges beginnt der Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, der an seinem Anfange eine kleine Erweiterung darbietet und dann leicht gewunden bis zum Dottersacke oder dem Nabelbläschen sich fortsetzt. Längs des Dotterganges verläuft die A. omphalo-me- senterica dextra (a′), während die linke Arterie nun obliterirt ist, und vom Dottersacke zurück kommt nur Eine der früher vorhande- nen zwei Venen, und zwar die linke V. omphalo-mesenterica (j′). Auf dem Dottersacke zeigt sich ein hübsches Gefässnetz, das mit den oben erwähnten Gefässen zusammenhängt. Am hintern Ende des Embryo erkennt man den abgeschnittenen Stiel der Allan- tois, in der Mitte des Stiels aber eine Oeffnung, welche zum Urachus führt; auf jeder Seite liegen symmetrisch zwei Gefässe, nach vorn die zwei Venae umbilicales (u), von denen die rechte, die später zu Grunde geht, schon schwächer ist, und nach hinten, d. h. gegen die Beckenhöhle zu, zwei Aa. umbilicales (a). Alle diese Theile, die vier Gefässe und den Urachus, umgibt eine bindegewebige Masse, die, ursprünglich nichts anderes als die bindegewebige äussere Hülle des Stieles der Allantois, nach und nach eine erhebliche Dicke ge- winnt und dann später als eigenthümliches sulziges oder gallertiges Gewebe erscheint, welches im Nabelstrang die Gefässe desselben umhüllt. Die Extremitäten (9 9′) sind einfache kurze Stummel und

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/148>, abgerufen am 24.11.2024.