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Köhler, Ulrich: Gedächtnissrede auf Ernst Curtius. Berlin, 1897.

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Es ist eine lobenswerthe Einrichtung unserer Akademie, an dem Tage,
welcher dem Andenken ihres Stifters gewidmet ist, auch der Mitglieder
zu gedenken, welche im Laufe des Jahres aus dem Leben abberufen worden
sind. Einer der ersten schweren Verluste, welcher unseren Kreis im ver-
flossenen akademischen Jahre getroffen hat, war der Tod von Ernst Cur-
tius. Wenn ich es übernommen habe, dem Verstorbenen, mit welchem
mich von meiner Studienzeit in Göttingen her mannigfache Bande der Dank-
barkeit und immer erneuter wissenschaftlicher und persönlicher Beziehungen
verknüpft haben, hier die Worte des Gedächtnisses zu sprechen, so habe
ich mich nicht ohne ernste Bedenken dazu entschlossen. Was Curtius als
Gelehrter und als Mensch für die Akademie, zu deren langjährigsten Mit-
gliedern er gehörte und der er mehr als zwanzig Jahre als Secretar einen
Theil seiner besten Kraft gewidmet hat, für die Wissenschaft und für die
gebildete Welt gewesen ist, erschöpfend darzustellen, würde nicht allein
mein Vermögen, sondern auch die Grenzen der mir vergönnten Zeit weit
überschreiten. Meine Aufgabe muss sich darauf beschränken, seine wissen-
schaftliche Thätigkeit in ihren Hauptrichtungen, wenigstens in den Um-
rissen zu zeichnen und so gut ich es vermag, ein Bild seiner Persönlich-
keit zu entwerfen; denn wenn von einem unserer grossen Gelehrten der
Satz gilt, dass die persönliche Bedeutung von der wissenschaftlichen Wirk-
samkeit nicht zu trennen sei, so trifft er für Curtius zu. Auch in dieser
Beschränkung aber hat sich mir die Aufgabe, wenn sie nicht allzu sehr
hinter dem Ziele zurückbleiben soll, als eine nicht leichte dargestellt.


Keinem, der Curtius' Leben überblickt, kann die Bemerkung ent-
gehen, dass dasselbe von Anfang an unter ungewöhnlich günstigen Bedin-
gungen verlaufen ist; Curtius hat viel Glück gehabt in seinem Leben, wie


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Es ist eine lobenswerthe Einrichtung unserer Akademie, an dem Tage,
welcher dem Andenken ihres Stifters gewidmet ist, auch der Mitglieder
zu gedenken, welche im Laufe des Jahres aus dem Leben abberufen worden
sind. Einer der ersten schweren Verluste, welcher unseren Kreis im ver-
flossenen akademischen Jahre getroffen hat, war der Tod von Ernst Cur-
tius. Wenn ich es übernommen habe, dem Verstorbenen, mit welchem
mich von meiner Studienzeit in Göttingen her mannigfache Bande der Dank-
barkeit und immer erneuter wissenschaftlicher und persönlicher Beziehungen
verknüpft haben, hier die Worte des Gedächtnisses zu sprechen, so habe
ich mich nicht ohne ernste Bedenken dazu entschlossen. Was Curtius als
Gelehrter und als Mensch für die Akademie, zu deren langjährigsten Mit-
gliedern er gehörte und der er mehr als zwanzig Jahre als Secretar einen
Theil seiner besten Kraft gewidmet hat, für die Wissenschaft und für die
gebildete Welt gewesen ist, erschöpfend darzustellen, würde nicht allein
mein Vermögen, sondern auch die Grenzen der mir vergönnten Zeit weit
überschreiten. Meine Aufgabe muſs sich darauf beschränken, seine wissen-
schaftliche Thätigkeit in ihren Hauptrichtungen, wenigstens in den Um-
rissen zu zeichnen und so gut ich es vermag, ein Bild seiner Persönlich-
keit zu entwerfen; denn wenn von einem unserer groſsen Gelehrten der
Satz gilt, daſs die persönliche Bedeutung von der wissenschaftlichen Wirk-
samkeit nicht zu trennen sei, so trifft er für Curtius zu. Auch in dieser
Beschränkung aber hat sich mir die Aufgabe, wenn sie nicht allzu sehr
hinter dem Ziele zurückbleiben soll, als eine nicht leichte dargestellt.


Keinem, der Curtius' Leben überblickt, kann die Bemerkung ent-
gehen, daſs dasselbe von Anfang an unter ungewöhnlich günstigen Bedin-
gungen verlaufen ist; Curtius hat viel Glück gehabt in seinem Leben, wie


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[5/0005] Es ist eine lobenswerthe Einrichtung unserer Akademie, an dem Tage, welcher dem Andenken ihres Stifters gewidmet ist, auch der Mitglieder zu gedenken, welche im Laufe des Jahres aus dem Leben abberufen worden sind. Einer der ersten schweren Verluste, welcher unseren Kreis im ver- flossenen akademischen Jahre getroffen hat, war der Tod von Ernst Cur- tius. Wenn ich es übernommen habe, dem Verstorbenen, mit welchem mich von meiner Studienzeit in Göttingen her mannigfache Bande der Dank- barkeit und immer erneuter wissenschaftlicher und persönlicher Beziehungen verknüpft haben, hier die Worte des Gedächtnisses zu sprechen, so habe ich mich nicht ohne ernste Bedenken dazu entschlossen. Was Curtius als Gelehrter und als Mensch für die Akademie, zu deren langjährigsten Mit- gliedern er gehörte und der er mehr als zwanzig Jahre als Secretar einen Theil seiner besten Kraft gewidmet hat, für die Wissenschaft und für die gebildete Welt gewesen ist, erschöpfend darzustellen, würde nicht allein mein Vermögen, sondern auch die Grenzen der mir vergönnten Zeit weit überschreiten. Meine Aufgabe muſs sich darauf beschränken, seine wissen- schaftliche Thätigkeit in ihren Hauptrichtungen, wenigstens in den Um- rissen zu zeichnen und so gut ich es vermag, ein Bild seiner Persönlich- keit zu entwerfen; denn wenn von einem unserer groſsen Gelehrten der Satz gilt, daſs die persönliche Bedeutung von der wissenschaftlichen Wirk- samkeit nicht zu trennen sei, so trifft er für Curtius zu. Auch in dieser Beschränkung aber hat sich mir die Aufgabe, wenn sie nicht allzu sehr hinter dem Ziele zurückbleiben soll, als eine nicht leichte dargestellt. Keinem, der Curtius' Leben überblickt, kann die Bemerkung ent- gehen, daſs dasselbe von Anfang an unter ungewöhnlich günstigen Bedin- gungen verlaufen ist; Curtius hat viel Glück gehabt in seinem Leben, wie 1*

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Zitationshilfe: Köhler, Ulrich: Gedächtnissrede auf Ernst Curtius. Berlin, 1897, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koehler_curtius_1897/5>, abgerufen am 24.11.2024.