Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.Schlussfolgerungen. erstaunt, wenn dieselbe immer wieder wirkte und schrieb dieseWirkung der zunehmenden Virulenz zu. Aber Controlversuche, ob nicht schon in der zweiten und dritten Generation das septi¬ cämische Blut ebenso virulent war, als in der fünfundzwanzigsten Generation, scheinen nicht gemacht zu sein. Meine Versuche sprechen wenigstens dafür und soweit stimmen sie mit den Er¬ fahrungen von Coze, Feltz und Davaine, dass zur ersten In¬ fection eines Thieres verhältnissmässig grosse Quantitäten putrider Flüssigkeiten erforderlich sind, dass ferner in der zweiten Gene¬ ration oder spätestens in der dritten Generation die volle Virulenz erreicht wird und von da ab constant bleibt. Der Davaine'schen künstlichen Septicämie entspricht von Werden einem solchen Thier zwei Tropfen faulenden Blutes Schlussfolgerungen. erstaunt, wenn dieselbe immer wieder wirkte und schrieb dieseWirkung der zunehmenden Virulenz zu. Aber Controlversuche, ob nicht schon in der zweiten und dritten Generation das septi¬ cämische Blut ebenso virulent war, als in der fünfundzwanzigsten Generation, scheinen nicht gemacht zu sein. Meine Versuche sprechen wenigstens dafür und soweit stimmen sie mit den Er¬ fahrungen von Coze, Feltz und Davaine, dass zur ersten In¬ fection eines Thieres verhältnissmässig grosse Quantitäten putrider Flüssigkeiten erforderlich sind, dass ferner in der zweiten Gene¬ ration oder spätestens in der dritten Generation die volle Virulenz erreicht wird und von da ab constant bleibt. Der Davaine'schen künstlichen Septicämie entspricht von Werden einem solchen Thier zwei Tropfen faulenden Blutes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="78"/><fw place="top" type="header">Schlussfolgerungen.<lb/></fw>erstaunt, wenn dieselbe immer wieder wirkte und schrieb diese<lb/> Wirkung der zunehmenden Virulenz zu. Aber Controlversuche,<lb/> ob nicht schon in der zweiten und dritten Generation das septi¬<lb/> cämische Blut ebenso virulent war, als in der fünfundzwanzigsten<lb/> Generation, scheinen nicht gemacht zu sein. Meine Versuche<lb/> sprechen wenigstens dafür und soweit stimmen sie mit den Er¬<lb/> fahrungen von <hi rendition="#k">Coze</hi>, <hi rendition="#k">Feltz</hi> und <hi rendition="#k">Davaine</hi>, dass zur ersten In¬<lb/> fection eines Thieres verhältnissmässig grosse Quantitäten putrider<lb/> Flüssigkeiten erforderlich sind, dass ferner in der zweiten Gene¬<lb/> ration oder spätestens in der dritten Generation die volle Virulenz<lb/> erreicht wird und von da ab constant bleibt.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#k">Davaine</hi>'schen künstlichen Septicämie entspricht von<lb/> meinen künstlichen Wundinfectionskrankheiten am meisten die<lb/> Septicämie der Mäuse. Würde man mit dieser Krankheit in der¬<lb/> selben Weise wie <hi rendition="#k">Davaine</hi> experimentiren, dann würde man ohne<lb/> Controlversuche dieselbe zunehmende Virulenz wie bei jener Krank¬<lb/> heit finden können. Man brauchte nur langsam absteigend immer<lb/> weniger Blut zur Impfung zu nehmen und könnte sich dann jede<lb/> beliebige Progression für die Virulenz herausrechnen. Ich habe<lb/> aber schon vom ersten oder zweiten Thiere ein möglichst kleines<lb/> Quantum Impfsubstanz genommen und bin deswegen schneller<lb/> beim höchsten Punkte der Virulenz angelangt. Ehe ich deswegen<lb/> nicht die Gewissheit habe, dass auch bei der von <hi rendition="#k">Davaine</hi> beob¬<lb/> achteten Septicämie solche Controlversuche gemacht sind, kann<lb/> ich die Steigerung der Virulenz nur für die ersten Generationen<lb/> gelten lassen. Um diese aber zu erklären, brauchen wir nicht<lb/> zum Zauberstab der Anpassung und Vererbung zu greifen, sondern<lb/> können auf ganz natürlichem Wege zu einer brauchbaren Erklä¬<lb/> rung gelangen. Nehmen wir als passendstes Beispiel wieder die<lb/> Septicämie der Mäuse.</p><lb/> <p>Werden einem solchen Thier zwei Tropfen faulenden Blutes<lb/> eingespritzt, so werden ihm damit nicht nur eine Menge ganz ver¬<lb/> schiedener Bakterienarten, sondern auch ein gewisses an sich noch<lb/> nicht tödtliches aber für die Gesundheit der Maus doch gewiss<lb/> nicht gleichgültiges Quantum gelösten putriden Giftes (Sepsin)<lb/> beigebracht. Es wirken also verschiedene Factoren auf die Ge¬<lb/> sundheit des Thieres ein. Einmal das gelöste Gift, dann ver¬<lb/> schiedene Bakterienarten, von denen aber vielleicht nur zwei, wie<lb/> es in unserem Beispiel wirklich der Fall war, sich in dem Körper<lb/> der Maus vermehren und einen fortgesetzt nachteiligen Einfluss<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
Schlussfolgerungen.
erstaunt, wenn dieselbe immer wieder wirkte und schrieb diese
Wirkung der zunehmenden Virulenz zu. Aber Controlversuche,
ob nicht schon in der zweiten und dritten Generation das septi¬
cämische Blut ebenso virulent war, als in der fünfundzwanzigsten
Generation, scheinen nicht gemacht zu sein. Meine Versuche
sprechen wenigstens dafür und soweit stimmen sie mit den Er¬
fahrungen von Coze, Feltz und Davaine, dass zur ersten In¬
fection eines Thieres verhältnissmässig grosse Quantitäten putrider
Flüssigkeiten erforderlich sind, dass ferner in der zweiten Gene¬
ration oder spätestens in der dritten Generation die volle Virulenz
erreicht wird und von da ab constant bleibt.
Der Davaine'schen künstlichen Septicämie entspricht von
meinen künstlichen Wundinfectionskrankheiten am meisten die
Septicämie der Mäuse. Würde man mit dieser Krankheit in der¬
selben Weise wie Davaine experimentiren, dann würde man ohne
Controlversuche dieselbe zunehmende Virulenz wie bei jener Krank¬
heit finden können. Man brauchte nur langsam absteigend immer
weniger Blut zur Impfung zu nehmen und könnte sich dann jede
beliebige Progression für die Virulenz herausrechnen. Ich habe
aber schon vom ersten oder zweiten Thiere ein möglichst kleines
Quantum Impfsubstanz genommen und bin deswegen schneller
beim höchsten Punkte der Virulenz angelangt. Ehe ich deswegen
nicht die Gewissheit habe, dass auch bei der von Davaine beob¬
achteten Septicämie solche Controlversuche gemacht sind, kann
ich die Steigerung der Virulenz nur für die ersten Generationen
gelten lassen. Um diese aber zu erklären, brauchen wir nicht
zum Zauberstab der Anpassung und Vererbung zu greifen, sondern
können auf ganz natürlichem Wege zu einer brauchbaren Erklä¬
rung gelangen. Nehmen wir als passendstes Beispiel wieder die
Septicämie der Mäuse.
Werden einem solchen Thier zwei Tropfen faulenden Blutes
eingespritzt, so werden ihm damit nicht nur eine Menge ganz ver¬
schiedener Bakterienarten, sondern auch ein gewisses an sich noch
nicht tödtliches aber für die Gesundheit der Maus doch gewiss
nicht gleichgültiges Quantum gelösten putriden Giftes (Sepsin)
beigebracht. Es wirken also verschiedene Factoren auf die Ge¬
sundheit des Thieres ein. Einmal das gelöste Gift, dann ver¬
schiedene Bakterienarten, von denen aber vielleicht nur zwei, wie
es in unserem Beispiel wirklich der Fall war, sich in dem Körper
der Maus vermehren und einen fortgesetzt nachteiligen Einfluss
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