Koch, Konrad: Über die Einrichtung von Wettspielkämpfen durch den Ausschuß. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Über Jugend- und Volksspiele. Jahrbuch des Zentralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland. 2. Jahrgang. Leipzig, 1893. S. 186-192.Magistrate unserer deutschen Städte ebenso die Wichtigkeit unserer Sache Möchten doch unsere deutschen städtischen Behörden recht bald es lernen, Magistrate unserer deutschen Städte ebenso die Wichtigkeit unserer Sache Möchten doch unsere deutschen städtischen Behörden recht bald es lernen, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="192"/> Magistrate unserer deutschen Städte ebenso die Wichtigkeit unserer Sache<lb/> würdigen und ihr gegenüber dieselbe Stellung einnehmen, wie das drüben<lb/> überall geschieht. Ich kann mir nicht versagen, hier eine sehr bezeichnende<lb/> Stelle aus dem Berichte des Londoner Stadtrats von 1892 einzuschieben,<lb/> die ich der Zeitschrift des Berliner Fußball- und Cricketbundes, der Spiel-<lb/> und Sportszeitung, entnehme: „Der Zustand der Parks und öffentlichen<lb/> Plätze Londons ist ein sehr zufriedenstellender. Die Förderung der Spiel-<lb/> und Leibesübungen ist einer der angenehmsten Teile unserer Arbeit. Im<lb/> vergangenen Jahre wurden nicht weniger als 6700 Plätze für Cricket und<lb/> 1000 Plätze für Fußball hergestellt und verwaltet, sowie auch sehr viele<lb/> Tummelplätze für Kinder. Außerdem sind in den verschiedenen Parks<lb/> schön eingerichtete Ankleidezimmer zum freien Gebrauch der Spieler er-<lb/> richtet worden, um sie vor der Gefahr der Verführung, die beim Besuche<lb/> der Wirtshäuser zu diesem Zweck vorliegt, zu bewahren.“</p><lb/> <p>Möchten doch unsere deutschen städtischen Behörden recht bald es lernen,<lb/> diese Fürsorge für Spielplätze als „einen der angenehmsten Teile ihrer<lb/> Aufgabe“ zu betrachten! Freilich wird es in den meisten deutschen Städten<lb/> nicht leicht zu erreichen sein, daß wie in London für je 2000 ihrer Ein-<lb/> wohner drei Cricket- oder sagen wir Schlagballspielplätze und außerdem<lb/> für je 5000 noch ein ausreichender Fußballspielplatz hergestellt und in<lb/> Stand gehalten würde. Um diese bessere Würdigung unserer Sache zu<lb/> erzielen, werden wir vor allem unsere Scheu davor, mit den Spielen vor<lb/> die Öffentlichkeit zu treten, überwinden müssen. So werden wir auch am<lb/> leichtesten weitere Kreise für uns gewinnen. Schon haben auch in manchen<lb/> deutschen Städten, wie das in England allgemeine Sitte ist, wohlhabende<lb/> Privatleute große Summen hergegeben, um Spielplätze für die Jugend<lb/> zu gewinnen; so in Königsberg, Bremen und Braunschweig. Der<lb/> Anblick einer jubelnden Kinderschar bei munterem Spiel ist so schön,<lb/> daß sich dadurch nicht wenige bestimmen lassen werden, nach ihren Kräften<lb/> dazu beizusteuern, der Jugend solche Freude in reichlichem Maße zu er-<lb/> möglichen. Nur wenn auf diese Weise unsere Sache von allen Seiten<lb/> gefördert wird, können wir hoffen, dem hohen Ziele, das Jahn für unser<lb/> deutsches Volksleben ins Auge gefaßt hat, möglichst bald nahezukommen.<lb/> Unsere Volksfeste und Wettspiele wollen wir aber in seinem Sinne echt<lb/> deutsch zu gestalten suchen, wenn wir auch dabei von den Engländern und<lb/> den alten Griechen einzelnes entleihen. (Beifall)</p><lb/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [192/0008]
Magistrate unserer deutschen Städte ebenso die Wichtigkeit unserer Sache
würdigen und ihr gegenüber dieselbe Stellung einnehmen, wie das drüben
überall geschieht. Ich kann mir nicht versagen, hier eine sehr bezeichnende
Stelle aus dem Berichte des Londoner Stadtrats von 1892 einzuschieben,
die ich der Zeitschrift des Berliner Fußball- und Cricketbundes, der Spiel-
und Sportszeitung, entnehme: „Der Zustand der Parks und öffentlichen
Plätze Londons ist ein sehr zufriedenstellender. Die Förderung der Spiel-
und Leibesübungen ist einer der angenehmsten Teile unserer Arbeit. Im
vergangenen Jahre wurden nicht weniger als 6700 Plätze für Cricket und
1000 Plätze für Fußball hergestellt und verwaltet, sowie auch sehr viele
Tummelplätze für Kinder. Außerdem sind in den verschiedenen Parks
schön eingerichtete Ankleidezimmer zum freien Gebrauch der Spieler er-
richtet worden, um sie vor der Gefahr der Verführung, die beim Besuche
der Wirtshäuser zu diesem Zweck vorliegt, zu bewahren.“
Möchten doch unsere deutschen städtischen Behörden recht bald es lernen,
diese Fürsorge für Spielplätze als „einen der angenehmsten Teile ihrer
Aufgabe“ zu betrachten! Freilich wird es in den meisten deutschen Städten
nicht leicht zu erreichen sein, daß wie in London für je 2000 ihrer Ein-
wohner drei Cricket- oder sagen wir Schlagballspielplätze und außerdem
für je 5000 noch ein ausreichender Fußballspielplatz hergestellt und in
Stand gehalten würde. Um diese bessere Würdigung unserer Sache zu
erzielen, werden wir vor allem unsere Scheu davor, mit den Spielen vor
die Öffentlichkeit zu treten, überwinden müssen. So werden wir auch am
leichtesten weitere Kreise für uns gewinnen. Schon haben auch in manchen
deutschen Städten, wie das in England allgemeine Sitte ist, wohlhabende
Privatleute große Summen hergegeben, um Spielplätze für die Jugend
zu gewinnen; so in Königsberg, Bremen und Braunschweig. Der
Anblick einer jubelnden Kinderschar bei munterem Spiel ist so schön,
daß sich dadurch nicht wenige bestimmen lassen werden, nach ihren Kräften
dazu beizusteuern, der Jugend solche Freude in reichlichem Maße zu er-
möglichen. Nur wenn auf diese Weise unsere Sache von allen Seiten
gefördert wird, können wir hoffen, dem hohen Ziele, das Jahn für unser
deutsches Volksleben ins Auge gefaßt hat, möglichst bald nahezukommen.
Unsere Volksfeste und Wettspiele wollen wir aber in seinem Sinne echt
deutsch zu gestalten suchen, wenn wir auch dabei von den Engländern und
den alten Griechen einzelnes entleihen. (Beifall)
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