Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht Jst Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies Der Elendeste unter den Menschen findet viel- Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht Jſt Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies Der Elendeſte unter den Menſchen findet viel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="91"/> Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht<lb/> ſchuldlos und rein? war unſere Liebe nicht heilig und<lb/> unbeflekt? Kein ſtrafbarer Gedanke loderte in uns<lb/> auf, keine Handlung entehrte uns vor dir, und der<lb/> Menſchheit.</p><lb/> <p>Jſt <hi rendition="#fr">Liebe ein Verbrechen,</hi> warum ward mir dies<lb/> Herz, das Liebe fordert, Liebe heiſcht? Du biſt ja<lb/> der <hi rendition="#fr">Urquell der Liebe — Liebe!</hi> war dein erſtes<lb/> Gebot — <hi rendition="#fr">Liebe</hi> gebotſt du der Natur, <hi rendition="#fr">Liebe</hi><lb/> pflanzteſt du in jedes Weſen, vom Menſchen bis zum<lb/> Wurm, die ganze Natur feiert deinen goͤttlichen<lb/> Ausſpruch, und alles jauchzt mir zu: <hi rendition="#fr">liebet!</hi> Warum<lb/> ſoll ich mich nicht an ein Weſen ſchmiegen, das mich<lb/> verſteht, das die Luͤkke ausfuͤllt, die entſezliche<lb/> Luͤkke meines Herzens? Jch fand’s ſo liebevoll, und<lb/> gut, ſchlang es in meine Arme, und es ward mir<lb/> ploͤzlich entruͤkt; mir iſt wie einem Erwachenden, der<lb/> von einem ſchoͤnen Traum aufdaͤmmert, und fuͤhlt,<lb/> daß es nur Minuten waren, da ihn die Fantaſie<lb/> taͤuſchte. Ach, meine <hi rendition="#fr">Caroline!</hi> bete fuͤr mich,<lb/> bete fuͤr deine ungluͤkliche Freundin! Sie war einſt<lb/> gluͤklich — gluͤklich im Bewuſtſein der Unſchuld,<lb/> und iſt jezt ſo grenzenlos elend, ſo elend als gewis<lb/> kein Weſen ſein kann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Elendeſte unter den Menſchen findet viel-<lb/> leicht doch jemanden, der ſich ſeiner erbarmet, der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0099]
Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht
ſchuldlos und rein? war unſere Liebe nicht heilig und
unbeflekt? Kein ſtrafbarer Gedanke loderte in uns
auf, keine Handlung entehrte uns vor dir, und der
Menſchheit.
Jſt Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies
Herz, das Liebe fordert, Liebe heiſcht? Du biſt ja
der Urquell der Liebe — Liebe! war dein erſtes
Gebot — Liebe gebotſt du der Natur, Liebe
pflanzteſt du in jedes Weſen, vom Menſchen bis zum
Wurm, die ganze Natur feiert deinen goͤttlichen
Ausſpruch, und alles jauchzt mir zu: liebet! Warum
ſoll ich mich nicht an ein Weſen ſchmiegen, das mich
verſteht, das die Luͤkke ausfuͤllt, die entſezliche
Luͤkke meines Herzens? Jch fand’s ſo liebevoll, und
gut, ſchlang es in meine Arme, und es ward mir
ploͤzlich entruͤkt; mir iſt wie einem Erwachenden, der
von einem ſchoͤnen Traum aufdaͤmmert, und fuͤhlt,
daß es nur Minuten waren, da ihn die Fantaſie
taͤuſchte. Ach, meine Caroline! bete fuͤr mich,
bete fuͤr deine ungluͤkliche Freundin! Sie war einſt
gluͤklich — gluͤklich im Bewuſtſein der Unſchuld,
und iſt jezt ſo grenzenlos elend, ſo elend als gewis
kein Weſen ſein kann.
Der Elendeſte unter den Menſchen findet viel-
leicht doch jemanden, der ſich ſeiner erbarmet, der
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