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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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ligion (von der selbst ihre Feinde bekennen müs-
sen, daß sie die vollkommenste Sittenlehre ent-
hält) verachtet und zu elenden Sophistereien
seine Zuflucht nimmt, die wie ein wankendes
Rohr sind, das zerbricht, wenn man sich daran
lehnet. Es gehört vielleicht mit zur Verfeinerung
unsers Zeitalters, daß sogar das weibliche Ge-
schlecht an der Modeseuche siech darnieder liegt,
und eben mit solcher Frivolität über die wichtigsten
Warheiten der Religion spottet, wie irgend nur
ein Freron vermag. Freilich hüpfen viele über
die Religion, als das unbedeutendste im mensch-
lichen Leben hinweg, aber giebt es auch nicht
einige die Anspruch an Gelehrsamkeit und an
Philosophie machen, und durch Trugschlüsse sich
verleiten lassen an einer Religion zu zweifeln,
über deren Bekanntmachung sie in der Jugend
hinweggeeilet sind? Und worinnen liegt in allen
diesen, in der Verachtung der Religion, in den
moralisch fehlerhaften Sitten der Grund? Ge-
wis in einer zweklofen Erziehung, da Eltern auf
die Bildung des Herzens und Verstandes ihrer
Töchter nicht achten, sondern blos ihr Augen-
merk auf den Körper richten, der doch einmal im
Moder aufwallt und hinsinkt, der Geist bleibt

ligion (von der ſelbſt ihre Feinde bekennen muͤſ-
ſen, daß ſie die vollkommenſte Sittenlehre ent-
haͤlt) verachtet und zu elenden Sophiſtereien
ſeine Zuflucht nimmt, die wie ein wankendes
Rohr ſind, das zerbricht, wenn man ſich daran
lehnet. Es gehoͤrt vielleicht mit zur Verfeinerung
unſers Zeitalters, daß ſogar das weibliche Ge-
ſchlecht an der Modeſeuche ſiech darnieder liegt,
und eben mit ſolcher Frivolitaͤt uͤber die wichtigſten
Warheiten der Religion ſpottet, wie irgend nur
ein Freron vermag. Freilich huͤpfen viele uͤber
die Religion, als das unbedeutendſte im menſch-
lichen Leben hinweg, aber giebt es auch nicht
einige die Anſpruch an Gelehrſamkeit und an
Philoſophie machen, und durch Trugſchluͤſſe ſich
verleiten laſſen an einer Religion zu zweifeln,
uͤber deren Bekanntmachung ſie in der Jugend
hinweggeeilet ſind? Und worinnen liegt in allen
dieſen, in der Verachtung der Religion, in den
moraliſch fehlerhaften Sitten der Grund? Ge-
wis in einer zweklofen Erziehung, da Eltern auf
die Bildung des Herzens und Verſtandes ihrer
Toͤchter nicht achten, ſondern blos ihr Augen-
merk auf den Koͤrper richten, der doch einmal im
Moder aufwallt und hinſinkt, der Geiſt bleibt

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[77/0085] ligion (von der ſelbſt ihre Feinde bekennen muͤſ- ſen, daß ſie die vollkommenſte Sittenlehre ent- haͤlt) verachtet und zu elenden Sophiſtereien ſeine Zuflucht nimmt, die wie ein wankendes Rohr ſind, das zerbricht, wenn man ſich daran lehnet. Es gehoͤrt vielleicht mit zur Verfeinerung unſers Zeitalters, daß ſogar das weibliche Ge- ſchlecht an der Modeſeuche ſiech darnieder liegt, und eben mit ſolcher Frivolitaͤt uͤber die wichtigſten Warheiten der Religion ſpottet, wie irgend nur ein Freron vermag. Freilich huͤpfen viele uͤber die Religion, als das unbedeutendſte im menſch- lichen Leben hinweg, aber giebt es auch nicht einige die Anſpruch an Gelehrſamkeit und an Philoſophie machen, und durch Trugſchluͤſſe ſich verleiten laſſen an einer Religion zu zweifeln, uͤber deren Bekanntmachung ſie in der Jugend hinweggeeilet ſind? Und worinnen liegt in allen dieſen, in der Verachtung der Religion, in den moraliſch fehlerhaften Sitten der Grund? Ge- wis in einer zweklofen Erziehung, da Eltern auf die Bildung des Herzens und Verſtandes ihrer Toͤchter nicht achten, ſondern blos ihr Augen- merk auf den Koͤrper richten, der doch einmal im Moder aufwallt und hinſinkt, der Geiſt bleibt

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/85>, abgerufen am 23.11.2024.