naille! ihm entgegen -- Zitternd trat Seldau zu ihm und erwartete seine Befehle.
Bestie! donnerte der Barbar, schaff mir ein Mensch ins Bette, oder dich sollen Le- gionen Teufel den Nakken brechen. Sel- dau warf sich vor ihm auf die Knie und flehte, ihn hiemit zu verschonen -- wütend ergrif der Un- mensch den Degen -- den Degen! den ihm sein Fürst zur Verteidigung seiner Rechte -- den ihm das Vaterland zur Rettung der Bedrük- ten gab, und hieb auf den ohnmächtigen Men- schen, der sich wie ein Wurm im Staube krümmte. Nachdem er ihm verschiedene Wun- den versezt, so daß das Blut den Boden färbte, so stieß er ihn unter den schreklichsten Verwün- schungen zur Stube hinaus, und bedrohte ihn, morgen noch anders behandeln zu lassen, wenn er nicht sogleich seinen Befehl vollstrekte.
Seldau lag an der Schwelle -- blutrünstig und halb sinnlos; seine starke Natur erholte sich bald wieder, aber mit ihr erwachte auch das starke Gefühl erlittener Kränkung. Mit jedem erneuerten Schmerz ward dies Gefühl hef- tiger -- mit jeder Verzukkung, schlug das Blut in den Adern stärker, bis es endlich alle
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naille! ihm entgegen — Zitternd trat Seldau zu ihm und erwartete ſeine Befehle.
Beſtie! donnerte der Barbar, ſchaff mir ein Menſch ins Bette, oder dich ſollen Le- gionen Teufel den Nakken brechen. Sel- dau warf ſich vor ihm auf die Knie und flehte, ihn hiemit zu verſchonen — wuͤtend ergrif der Un- menſch den Degen — den Degen! den ihm ſein Fuͤrſt zur Verteidigung ſeiner Rechte — den ihm das Vaterland zur Rettung der Bedruͤk- ten gab, und hieb auf den ohnmaͤchtigen Men- ſchen, der ſich wie ein Wurm im Staube kruͤmmte. Nachdem er ihm verſchiedene Wun- den verſezt, ſo daß das Blut den Boden faͤrbte, ſo ſtieß er ihn unter den ſchreklichſten Verwuͤn- ſchungen zur Stube hinaus, und bedrohte ihn, morgen noch anders behandeln zu laſſen, wenn er nicht ſogleich ſeinen Befehl vollſtrekte.
Seldau lag an der Schwelle — blutruͤnſtig und halb ſinnlos; ſeine ſtarke Natur erholte ſich bald wieder, aber mit ihr erwachte auch das ſtarke Gefuͤhl erlittener Kraͤnkung. Mit jedem erneuerten Schmerz ward dies Gefuͤhl hef- tiger — mit jeder Verzukkung, ſchlug das Blut in den Adern ſtaͤrker, bis es endlich alle
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naille! ihm entgegen — Zitternd trat Seldau
zu ihm und erwartete ſeine Befehle.
Beſtie! donnerte der Barbar, ſchaff mir
ein Menſch ins Bette, oder dich ſollen Le-
gionen Teufel den Nakken brechen. Sel-
dau warf ſich vor ihm auf die Knie und flehte, ihn
hiemit zu verſchonen — wuͤtend ergrif der Un-
menſch den Degen — den Degen! den ihm
ſein Fuͤrſt zur Verteidigung ſeiner Rechte —
den ihm das Vaterland zur Rettung der Bedruͤk-
ten gab, und hieb auf den ohnmaͤchtigen Men-
ſchen, der ſich wie ein Wurm im Staube
kruͤmmte. Nachdem er ihm verſchiedene Wun-
den verſezt, ſo daß das Blut den Boden faͤrbte,
ſo ſtieß er ihn unter den ſchreklichſten Verwuͤn-
ſchungen zur Stube hinaus, und bedrohte ihn,
morgen noch anders behandeln zu laſſen, wenn
er nicht ſogleich ſeinen Befehl vollſtrekte.
Seldau lag an der Schwelle — blutruͤnſtig
und halb ſinnlos; ſeine ſtarke Natur erholte ſich
bald wieder, aber mit ihr erwachte auch das
ſtarke Gefuͤhl erlittener Kraͤnkung. Mit
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/49>, abgerufen am 05.07.2024.
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