Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

pels bedarf, und die völlige Resignazion auf
alles das, was ihm noch begegnen könnte, war
mir ein so reizendes Bild, daß ich meinen Augen
die reinste Wollust nicht entziehen konnte, es
lange anzuschauen, damit es meine Fantasie sich
in der Folge als gegenwärtig darstellen könnte.
Bald wurde es meinen Augen und der Welt
entrükt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem
Herzen aufgeschlagen, da stehts, und lebt, und
ist;
es soll mich wafnen mit Glauben und Ge-
duld, wider die Widerwärtigkeiten des Glüks,
wider die Schläge des Schiksals, es soll mir
Vertrauen an göttliche Fürsorge einflössen, wann
die Welt mir selbige rauben will, es soll meinen
Mut stälen, hindurch zu kämpfen durch dornigte
und öde Thäler, zum Ziel der Vollendung,
ja es soll mir in der lezten bangen Stunde des
Scheidens zur Seite stehn, und meinen Pfad
durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da
werde ich dich wieder sehen, vollendeter seliger
Greis!
werde in deine Arme sinken, und freude-
taumelnd stammeln, wir sind glüklich!

pels bedarf, und die voͤllige Reſignazion auf
alles das, was ihm noch begegnen koͤnnte, war
mir ein ſo reizendes Bild, daß ich meinen Augen
die reinſte Wolluſt nicht entziehen konnte, es
lange anzuſchauen, damit es meine Fantaſie ſich
in der Folge als gegenwaͤrtig darſtellen koͤnnte.
Bald wurde es meinen Augen und der Welt
entruͤkt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem
Herzen aufgeſchlagen, da ſtehts, und lebt, und
iſt;
es ſoll mich wafnen mit Glauben und Ge-
duld, wider die Widerwaͤrtigkeiten des Gluͤks,
wider die Schlaͤge des Schikſals, es ſoll mir
Vertrauen an goͤttliche Fuͤrſorge einfloͤſſen, wann
die Welt mir ſelbige rauben will, es ſoll meinen
Mut ſtaͤlen, hindurch zu kaͤmpfen durch dornigte
und oͤde Thaͤler, zum Ziel der Vollendung,
ja es ſoll mir in der lezten bangen Stunde des
Scheidens zur Seite ſtehn, und meinen Pfad
durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da
werde ich dich wieder ſehen, vollendeter ſeliger
Greis!
werde in deine Arme ſinken, und freude-
taumelnd ſtammeln, wir ſind gluͤklich!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0296" n="288"/>
pels bedarf, und die <hi rendition="#fr">vo&#x0364;llige Re&#x017F;ignazion</hi> auf<lb/>
alles das, was ihm noch begegnen ko&#x0364;nnte, war<lb/>
mir ein &#x017F;o reizendes Bild, daß ich meinen Augen<lb/>
die rein&#x017F;te Wollu&#x017F;t nicht entziehen konnte, es<lb/>
lange anzu&#x017F;chauen, damit es meine Fanta&#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
in der Folge als gegenwa&#x0364;rtig dar&#x017F;tellen ko&#x0364;nnte.<lb/>
Bald wurde es meinen Augen und der Welt<lb/>
entru&#x0364;kt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem<lb/>
Herzen aufge&#x017F;chlagen, <hi rendition="#fr">da &#x017F;tehts, und lebt, und<lb/>
i&#x017F;t;</hi> es &#x017F;oll mich wafnen mit Glauben und Ge-<lb/>
duld, wider die Widerwa&#x0364;rtigkeiten des Glu&#x0364;ks,<lb/>
wider die Schla&#x0364;ge des Schik&#x017F;als, es &#x017F;oll mir<lb/>
Vertrauen an go&#x0364;ttliche Fu&#x0364;r&#x017F;orge einflo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wann<lb/>
die Welt mir &#x017F;elbige rauben will, es &#x017F;oll meinen<lb/>
Mut &#x017F;ta&#x0364;len, hindurch zu ka&#x0364;mpfen durch dornigte<lb/>
und o&#x0364;de Tha&#x0364;ler, zum <hi rendition="#fr">Ziel der Vollendung,</hi><lb/>
ja es &#x017F;oll mir in der lezten bangen Stunde des<lb/>
Scheidens zur Seite &#x017F;tehn, und meinen Pfad<lb/>
durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da<lb/>
werde ich dich wieder &#x017F;ehen, <hi rendition="#fr">vollendeter &#x017F;eliger<lb/>
Greis!</hi> werde in deine Arme &#x017F;inken, und freude-<lb/>
taumelnd &#x017F;tammeln, <hi rendition="#fr">wir &#x017F;ind glu&#x0364;klich!</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0296] pels bedarf, und die voͤllige Reſignazion auf alles das, was ihm noch begegnen koͤnnte, war mir ein ſo reizendes Bild, daß ich meinen Augen die reinſte Wolluſt nicht entziehen konnte, es lange anzuſchauen, damit es meine Fantaſie ſich in der Folge als gegenwaͤrtig darſtellen koͤnnte. Bald wurde es meinen Augen und der Welt entruͤkt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem Herzen aufgeſchlagen, da ſtehts, und lebt, und iſt; es ſoll mich wafnen mit Glauben und Ge- duld, wider die Widerwaͤrtigkeiten des Gluͤks, wider die Schlaͤge des Schikſals, es ſoll mir Vertrauen an goͤttliche Fuͤrſorge einfloͤſſen, wann die Welt mir ſelbige rauben will, es ſoll meinen Mut ſtaͤlen, hindurch zu kaͤmpfen durch dornigte und oͤde Thaͤler, zum Ziel der Vollendung, ja es ſoll mir in der lezten bangen Stunde des Scheidens zur Seite ſtehn, und meinen Pfad durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da werde ich dich wieder ſehen, vollendeter ſeliger Greis! werde in deine Arme ſinken, und freude- taumelnd ſtammeln, wir ſind gluͤklich!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/296
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/296>, abgerufen am 22.11.2024.