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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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Bestimmung zu erfüllen, und dem Staat Bür-
ger zu geben? Also muß die Jugend beim gicht-
brüchigen Alter betteln, Ohnmacht und Er-
schlaffung
an der Stirne der Jünglinge geschrie-
ben stehn? Also muß der Name Tugend ein
Fantom, und die Unschuld ein Märchen sein,
an dem nur der Pöbel in Hütten glaubt? Seht
da die Folgen einer Politik, von der Armi-
nius
nichts wußte, die der alte Skalde und
Sueve nicht kannte.

Muß in unserm Jahrhundert, wo die
Fakkel der Aufklärung wilde Gegenden er-
leuchtete, wo der Bewohner des Obi auch sei-
ne Kerze anzündete -- muß in Germaniens
Grenzen,
wo Mark-Aurele herrschen, Ari-
stides
das Ruder lenken, und Demosthene un-
sere Rostra betreten, muß da solches schlechtes
Gesindel geduldet werden, die der Tugend Hohn
sprechen, sich vom Gewinn des Lasters nähren,
wie der Falke die Unschuld rauben, und Töchter
der weinenden Mutter entreissen *)? Wenn

*) Wie weit die Verderbnis unserer Sitten gedie-
hen ist, kann man daraus schliessen, daß eine
Mutter in B . . ihre eigene Tochter (ein schö-
nes Mädchen von siebzehn Jahren) an eine Kupp-

Beſtimmung zu erfuͤllen, und dem Staat Buͤr-
ger zu geben? Alſo muß die Jugend beim gicht-
bruͤchigen Alter betteln, Ohnmacht und Er-
ſchlaffung
an der Stirne der Juͤnglinge geſchrie-
ben ſtehn? Alſo muß der Name Tugend ein
Fantom, und die Unſchuld ein Maͤrchen ſein,
an dem nur der Poͤbel in Huͤtten glaubt? Seht
da die Folgen einer Politik, von der Armi-
nius
nichts wußte, die der alte Skalde und
Sueve nicht kannte.

Muß in unſerm Jahrhundert, wo die
Fakkel der Aufklaͤrung wilde Gegenden er-
leuchtete, wo der Bewohner des Obi auch ſei-
ne Kerze anzuͤndete — muß in Germaniens
Grenzen,
wo Mark-Aurele herrſchen, Ari-
ſtides
das Ruder lenken, und Demoſthene un-
ſere Roſtra betreten, muß da ſolches ſchlechtes
Geſindel geduldet werden, die der Tugend Hohn
ſprechen, ſich vom Gewinn des Laſters naͤhren,
wie der Falke die Unſchuld rauben, und Toͤchter
der weinenden Mutter entreiſſen *)? Wenn

*) Wie weit die Verderbnis unſerer Sitten gedie-
hen iſt, kann man daraus ſchlieſſen, daß eine
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[214/0222] Beſtimmung zu erfuͤllen, und dem Staat Buͤr- ger zu geben? Alſo muß die Jugend beim gicht- bruͤchigen Alter betteln, Ohnmacht und Er- ſchlaffung an der Stirne der Juͤnglinge geſchrie- ben ſtehn? Alſo muß der Name Tugend ein Fantom, und die Unſchuld ein Maͤrchen ſein, an dem nur der Poͤbel in Huͤtten glaubt? Seht da die Folgen einer Politik, von der Armi- nius nichts wußte, die der alte Skalde und Sueve nicht kannte. Muß in unſerm Jahrhundert, wo die Fakkel der Aufklaͤrung wilde Gegenden er- leuchtete, wo der Bewohner des Obi auch ſei- ne Kerze anzuͤndete — muß in Germaniens Grenzen, wo Mark-Aurele herrſchen, Ari- ſtides das Ruder lenken, und Demoſthene un- ſere Roſtra betreten, muß da ſolches ſchlechtes Geſindel geduldet werden, die der Tugend Hohn ſprechen, ſich vom Gewinn des Laſters naͤhren, wie der Falke die Unſchuld rauben, und Toͤchter der weinenden Mutter entreiſſen *)? Wenn *) Wie weit die Verderbnis unſerer Sitten gedie- hen iſt, kann man daraus ſchlieſſen, daß eine Mutter in B . . ihre eigene Tochter (ein ſchoͤ- nes Maͤdchen von ſiebzehn Jahren) an eine Kupp-

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/222>, abgerufen am 23.11.2024.