schwendung aber den Stab Wehe durch alle Stuffen des Alters lasten läßt. Dis ist die Zeit, die unser künftiges Glük bestimmt, wenn weise rechtschaffene Männer uns den Pfad vor- zeichnen, den wir wandeln sollen, wenn sie all- unsere Triebe auf lauter gute und edle Gegen- stände lenken. Aber wie oft wird sie die Quelle so vieler Leiden, mit denen wir als Mann und Greis zu kämpfen haben, wird die Klippe, an welcher der Nachen unsers Lebens scheitert!
Der Boden, auf den der Jüngling wan- delt, ist ein hell gefchliffener Stal, wer kann da nicht ausgleiten? hätte er gleich feste Mus- keln, und Stärke in allen Säften und Gebei- nen. Das Blut in den Adern schlägt Wellen, und durchbricht Damm und Mauren, wer kann seinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel sez- zen, bis hieher sollst du, und nicht weiter? Alles hat den Reiz des Vergnügens, wäre es auch nur flüchtig und vorüber eilend, führte es auch langsames Gift bei sich, doch immer an- lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu geniessen, bis das Gift in allen Adern sprüht, und den festesten Bau des Körpers abspannet. Die Natur in uns selbst ist der stärkste Feind,
mit
ſchwendung aber den Stab Wehe durch alle Stuffen des Alters laſten laͤßt. Dis iſt die Zeit, die unſer kuͤnftiges Gluͤk beſtimmt, wenn weiſe rechtſchaffene Maͤnner uns den Pfad vor- zeichnen, den wir wandeln ſollen, wenn ſie all- unſere Triebe auf lauter gute und edle Gegen- ſtaͤnde lenken. Aber wie oft wird ſie die Quelle ſo vieler Leiden, mit denen wir als Mann und Greis zu kaͤmpfen haben, wird die Klippe, an welcher der Nachen unſers Lebens ſcheitert!
Der Boden, auf den der Juͤngling wan- delt, iſt ein hell gefchliffener Stal, wer kann da nicht ausgleiten? haͤtte er gleich feſte Mus- keln, und Staͤrke in allen Saͤften und Gebei- nen. Das Blut in den Adern ſchlaͤgt Wellen, und durchbricht Damm und Mauren, wer kann ſeinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel ſez- zen, bis hieher ſollſt du, und nicht weiter? Alles hat den Reiz des Vergnuͤgens, waͤre es auch nur fluͤchtig und voruͤber eilend, fuͤhrte es auch langſames Gift bei ſich, doch immer an- lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu genieſſen, bis das Gift in allen Adern ſpruͤht, und den feſteſten Bau des Koͤrpers abſpannet. Die Natur in uns ſelbſt iſt der ſtaͤrkſte Feind,
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ſchwendung aber den Stab Wehe durch alle
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Zeit, die unſer kuͤnftiges Gluͤk beſtimmt, wenn
weiſe rechtſchaffene Maͤnner uns den Pfad vor-
zeichnen, den wir wandeln ſollen, wenn ſie all-
unſere Triebe auf lauter gute und edle Gegen-
ſtaͤnde lenken. Aber wie oft wird ſie die Quelle
ſo vieler Leiden, mit denen wir als Mann und
Greis zu kaͤmpfen haben, wird die Klippe, an
welcher der Nachen unſers Lebens ſcheitert!
Der Boden, auf den der Juͤngling wan-
delt, iſt ein hell gefchliffener Stal, wer kann
da nicht ausgleiten? haͤtte er gleich feſte Mus-
keln, und Staͤrke in allen Saͤften und Gebei-
nen. Das Blut in den Adern ſchlaͤgt Wellen,
und durchbricht Damm und Mauren, wer kann
ſeinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel ſez-
zen, bis hieher ſollſt du, und nicht weiter?
Alles hat den Reiz des Vergnuͤgens, waͤre es
auch nur fluͤchtig und voruͤber eilend, fuͤhrte es
auch langſames Gift bei ſich, doch immer an-
lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu
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und den feſteſten Bau des Koͤrpers abſpannet.
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/216>, abgerufen am 23.11.2024.
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