Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

schwendung aber den Stab Wehe durch alle
Stuffen des Alters lasten läßt. Dis ist die
Zeit,
die unser künftiges Glük bestimmt, wenn
weise rechtschaffene Männer uns den Pfad vor-
zeichnen, den wir wandeln sollen, wenn sie all-
unsere Triebe auf lauter gute und edle Gegen-
stände lenken. Aber wie oft wird sie die Quelle
so vieler Leiden, mit denen wir als Mann und
Greis zu kämpfen haben, wird die Klippe, an
welcher der Nachen unsers Lebens scheitert!

Der Boden, auf den der Jüngling wan-
delt, ist ein hell gefchliffener Stal, wer kann
da nicht ausgleiten? hätte er gleich feste Mus-
keln, und Stärke in allen Säften und Gebei-
nen. Das Blut in den Adern schlägt Wellen,
und durchbricht Damm und Mauren, wer kann
seinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel sez-
zen, bis hieher sollst du, und nicht weiter?
Alles hat den Reiz des Vergnügens, wäre es
auch nur flüchtig und vorüber eilend, führte es
auch langsames Gift bei sich, doch immer an-
lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu
geniessen, bis das Gift in allen Adern sprüht,
und den festesten Bau des Körpers abspannet.
Die Natur in uns selbst ist der stärkste Feind,

mit

ſchwendung aber den Stab Wehe durch alle
Stuffen des Alters laſten laͤßt. Dis iſt die
Zeit,
die unſer kuͤnftiges Gluͤk beſtimmt, wenn
weiſe rechtſchaffene Maͤnner uns den Pfad vor-
zeichnen, den wir wandeln ſollen, wenn ſie all-
unſere Triebe auf lauter gute und edle Gegen-
ſtaͤnde lenken. Aber wie oft wird ſie die Quelle
ſo vieler Leiden, mit denen wir als Mann und
Greis zu kaͤmpfen haben, wird die Klippe, an
welcher der Nachen unſers Lebens ſcheitert!

Der Boden, auf den der Juͤngling wan-
delt, iſt ein hell gefchliffener Stal, wer kann
da nicht ausgleiten? haͤtte er gleich feſte Mus-
keln, und Staͤrke in allen Saͤften und Gebei-
nen. Das Blut in den Adern ſchlaͤgt Wellen,
und durchbricht Damm und Mauren, wer kann
ſeinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel ſez-
zen, bis hieher ſollſt du, und nicht weiter?
Alles hat den Reiz des Vergnuͤgens, waͤre es
auch nur fluͤchtig und voruͤber eilend, fuͤhrte es
auch langſames Gift bei ſich, doch immer an-
lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu
genieſſen, bis das Gift in allen Adern ſpruͤht,
und den feſteſten Bau des Koͤrpers abſpannet.
Die Natur in uns ſelbſt iſt der ſtaͤrkſte Feind,

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="208"/>
&#x017F;chwendung aber den <hi rendition="#fr">Stab Wehe</hi> durch alle<lb/>
Stuffen des Alters la&#x017F;ten la&#x0364;ßt. <hi rendition="#fr">Dis i&#x017F;t die<lb/>
Zeit,</hi> die un&#x017F;er ku&#x0364;nftiges Glu&#x0364;k be&#x017F;timmt, wenn<lb/>
wei&#x017F;e recht&#x017F;chaffene Ma&#x0364;nner uns den Pfad vor-<lb/>
zeichnen, den wir wandeln &#x017F;ollen, wenn &#x017F;ie all-<lb/>
un&#x017F;ere Triebe auf lauter gute und edle Gegen-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde lenken. Aber wie oft wird &#x017F;ie die Quelle<lb/>
&#x017F;o vieler Leiden, mit denen wir als Mann und<lb/>
Greis zu ka&#x0364;mpfen haben, wird die Klippe, an<lb/>
welcher der Nachen un&#x017F;ers Lebens &#x017F;cheitert!</p><lb/>
        <p>Der Boden, auf den der Ju&#x0364;ngling wan-<lb/>
delt, i&#x017F;t ein hell gefchliffener Stal, wer kann<lb/>
da nicht ausgleiten? ha&#x0364;tte er gleich fe&#x017F;te Mus-<lb/>
keln, und Sta&#x0364;rke in allen Sa&#x0364;ften und Gebei-<lb/>
nen. Das Blut in den Adern &#x017F;chla&#x0364;gt Wellen,<lb/>
und durchbricht Damm und Mauren, wer kann<lb/>
&#x017F;einen Strom aufhalten, und ihm das Ziel &#x017F;ez-<lb/>
zen, <hi rendition="#fr">bis hieher &#x017F;oll&#x017F;t du, und nicht weiter?</hi><lb/>
Alles hat den Reiz des Vergnu&#x0364;gens, wa&#x0364;re es<lb/>
auch nur flu&#x0364;chtig und voru&#x0364;ber eilend, fu&#x0364;hrte es<lb/>
auch lang&#x017F;ames Gift bei &#x017F;ich, doch immer an-<lb/>
lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu<lb/>
genie&#x017F;&#x017F;en, bis das Gift in allen Adern &#x017F;pru&#x0364;ht,<lb/>
und den fe&#x017F;te&#x017F;ten Bau des Ko&#x0364;rpers ab&#x017F;pannet.<lb/>
Die Natur in uns &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t der &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te Feind,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0216] ſchwendung aber den Stab Wehe durch alle Stuffen des Alters laſten laͤßt. Dis iſt die Zeit, die unſer kuͤnftiges Gluͤk beſtimmt, wenn weiſe rechtſchaffene Maͤnner uns den Pfad vor- zeichnen, den wir wandeln ſollen, wenn ſie all- unſere Triebe auf lauter gute und edle Gegen- ſtaͤnde lenken. Aber wie oft wird ſie die Quelle ſo vieler Leiden, mit denen wir als Mann und Greis zu kaͤmpfen haben, wird die Klippe, an welcher der Nachen unſers Lebens ſcheitert! Der Boden, auf den der Juͤngling wan- delt, iſt ein hell gefchliffener Stal, wer kann da nicht ausgleiten? haͤtte er gleich feſte Mus- keln, und Staͤrke in allen Saͤften und Gebei- nen. Das Blut in den Adern ſchlaͤgt Wellen, und durchbricht Damm und Mauren, wer kann ſeinen Strom aufhalten, und ihm das Ziel ſez- zen, bis hieher ſollſt du, und nicht weiter? Alles hat den Reiz des Vergnuͤgens, waͤre es auch nur fluͤchtig und voruͤber eilend, fuͤhrte es auch langſames Gift bei ſich, doch immer an- lokkend und reizbar, um es wiederholentlich zu genieſſen, bis das Gift in allen Adern ſpruͤht, und den feſteſten Bau des Koͤrpers abſpannet. Die Natur in uns ſelbſt iſt der ſtaͤrkſte Feind, mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/216
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/216>, abgerufen am 23.11.2024.