Brust deines Volks, und Enkel noch werden es der Nachwelt sagen, was du ihren Vätern warst. Dein Andenken wird selbst die Natur im Laub- gelispel, im wehenden Schatten der ehrwürdi- gen Eiche feiern, und wenn alle Geschlechter, die du glüklich machtest, erloschen sind, so wird ein neues Geschlecht erstehen, und dem forschenden Fremdling sagen: Aloysius war groß, edel und gut.
Welcher Lorbeer des Ruhms, womit ein glükliches Volk die Urne seines Regenten um- windet! er welkt nie, denn Liebe und Wolwol- len flochten ihn. Aber der Lorbeer des Eroberers, des Länderverherers erstirbt, denn Ehrgeiz und Schmeichelei pflanzten ihn, und die Tränen eines gedrükten Volks versengt seine Blüten.
Jahrhunderte sind entflohen, und noch lebt Hermanns Ruhm, noch grünet der Lorbeer unserer Edlen, die für die Freiheit, fürs Va- terland kämpften, und kämpfend erlagen. Ja, Deutschland! hättest du viel solcher Fürsten, wie der war, dessen Andenken wir feiern, so könntest du deinen Nachbaren Gesezze geben, könntest durch dich selbst, durch Nachah- mung vaterländischer Tugenden, ein glükli-
Bruſt deines Volks, und Enkel noch werden es der Nachwelt ſagen, was du ihren Vaͤtern warſt. Dein Andenken wird ſelbſt die Natur im Laub- geliſpel, im wehenden Schatten der ehrwuͤrdi- gen Eiche feiern, und wenn alle Geſchlechter, die du gluͤklich machteſt, erloſchen ſind, ſo wird ein neues Geſchlecht erſtehen, und dem forſchenden Fremdling ſagen: Aloyſius war groß, edel und gut.
Welcher Lorbeer des Ruhms, womit ein gluͤkliches Volk die Urne ſeines Regenten um- windet! er welkt nie, denn Liebe und Wolwol- len flochten ihn. Aber der Lorbeer des Eroberers, des Laͤnderverherers erſtirbt, denn Ehrgeiz und Schmeichelei pflanzten ihn, und die Traͤnen eines gedruͤkten Volks verſengt ſeine Bluͤten.
Jahrhunderte ſind entflohen, und noch lebt Hermanns Ruhm, noch gruͤnet der Lorbeer unſerer Edlen, die fuͤr die Freiheit, fuͤrs Va- terland kaͤmpften, und kaͤmpfend erlagen. Ja, Deutſchland! haͤtteſt du viel ſolcher Fuͤrſten, wie der war, deſſen Andenken wir feiern, ſo koͤnnteſt du deinen Nachbaren Geſezze geben, koͤnnteſt durch dich ſelbſt, durch Nachah- mung vaterlaͤndiſcher Tugenden, ein gluͤkli-
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Bruſt deines Volks, und Enkel noch werden es
der Nachwelt ſagen, was du ihren Vaͤtern warſt.
Dein Andenken wird ſelbſt die Natur im Laub-
geliſpel, im wehenden Schatten der ehrwuͤrdi-
gen Eiche feiern, und wenn alle Geſchlechter, die
du gluͤklich machteſt, erloſchen ſind, ſo wird ein
neues Geſchlecht erſtehen, und dem forſchenden
Fremdling ſagen: Aloyſius war groß, edel
und gut.
Welcher Lorbeer des Ruhms, womit ein
gluͤkliches Volk die Urne ſeines Regenten um-
windet! er welkt nie, denn Liebe und Wolwol-
len flochten ihn. Aber der Lorbeer des Eroberers,
des Laͤnderverherers erſtirbt, denn Ehrgeiz und
Schmeichelei pflanzten ihn, und die Traͤnen eines
gedruͤkten Volks verſengt ſeine Bluͤten.
Jahrhunderte ſind entflohen, und noch lebt
Hermanns Ruhm, noch gruͤnet der Lorbeer
unſerer Edlen, die fuͤr die Freiheit, fuͤrs Va-
terland kaͤmpften, und kaͤmpfend erlagen. Ja,
Deutſchland! haͤtteſt du viel ſolcher Fuͤrſten,
wie der war, deſſen Andenken wir feiern, ſo
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koͤnnteſt durch dich ſelbſt, durch Nachah-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/183>, abgerufen am 26.07.2024.
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