grosse Gelage und Freudenfeste anstellet, die leidende Menschheit aber von eurer Schwelle stoßt, und den flehenden Untertan mit Schlägen be- handelt. -- Glaub's wol, daß euch der Bauer eine viel zu unbedeutende Kreatur ist, ihm eure Hülfe angedeihen zu lassen, daß ihr ihn nicht besser, als euren Hund und Jagdklepper haltet. -- Dieses alles glaube ich, und kann es, denn meine Augen haben es gesehen, und haben sich weggewandt von der Stätte, wo die Menschheit entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer- den, wo das Angstgeschrei der Bedrükten die Luft erfüllt, und hinauf dringt zum Tron des Allvaters. Dort werden sie alle gezält, die heissen blutigen Tränen, und werden euch, Barbaren! anklagen vor dem Richterstul des Gerechten. Euren Stolz, eure Härte, all' eure entehrende Handlungen werdet ihr einst im Schuldregister des Himmels lesen, und was habt ihr in der steigenden Schaale des Guten zu legen? Dann ist es zu spät, Gnade zu erflehen -- ihr hattet sie nicht mit der leidenden Menschheit: so wird sie der Gerechte dort oben auch nicht ha- ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie ihr vergolten habt. --
groſſe Gelage und Freudenfeſte anſtellet, die leidende Menſchheit aber von eurer Schwelle ſtoßt, und den flehenden Untertan mit Schlaͤgen be- handelt. — Glaub’s wol, daß euch der Bauer eine viel zu unbedeutende Kreatur iſt, ihm eure Huͤlfe angedeihen zu laſſen, daß ihr ihn nicht beſſer, als euren Hund und Jagdklepper haltet. — Dieſes alles glaube ich, und kann es, denn meine Augen haben es geſehen, und haben ſich weggewandt von der Staͤtte, wo die Menſchheit entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer- den, wo das Angſtgeſchrei der Bedruͤkten die Luft erfuͤllt, und hinauf dringt zum Tron des Allvaters. Dort werden ſie alle gezaͤlt, die heiſſen blutigen Traͤnen, und werden euch, Barbaren! anklagen vor dem Richterſtul des Gerechten. Euren Stolz, eure Haͤrte, all’ eure entehrende Handlungen werdet ihr einſt im Schuldregiſter des Himmels leſen, und was habt ihr in der ſteigenden Schaale des Guten zu legen? Dann iſt es zu ſpaͤt, Gnade zu erflehen — ihr hattet ſie nicht mit der leidenden Menſchheit: ſo wird ſie der Gerechte dort oben auch nicht ha- ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie ihr vergolten habt. —
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groſſe Gelage und Freudenfeſte anſtellet, die
leidende Menſchheit aber von eurer Schwelle ſtoßt,
und den flehenden Untertan mit Schlaͤgen be-
handelt. — Glaub’s wol, daß euch der Bauer
eine viel zu unbedeutende Kreatur iſt, ihm eure
Huͤlfe angedeihen zu laſſen, daß ihr ihn nicht
beſſer, als euren Hund und Jagdklepper haltet. —
Dieſes alles glaube ich, und kann es, denn
meine Augen haben es geſehen, und haben ſich
weggewandt von der Staͤtte, wo die Menſchheit
entweiht, wo die Rechte der Natur verlezt wer-
den, wo das Angſtgeſchrei der Bedruͤkten die
Luft erfuͤllt, und hinauf dringt zum Tron des
Allvaters. Dort werden ſie alle gezaͤlt, die
heiſſen blutigen Traͤnen, und werden euch,
Barbaren! anklagen vor dem Richterſtul des
Gerechten. Euren Stolz, eure Haͤrte, all’ eure
entehrende Handlungen werdet ihr einſt im
Schuldregiſter des Himmels leſen, und was habt
ihr in der ſteigenden Schaale des Guten zu legen?
Dann iſt es zu ſpaͤt, Gnade zu erflehen — ihr
hattet ſie nicht mit der leidenden Menſchheit:
ſo wird ſie der Gerechte dort oben auch nicht ha-
ben, und euch mit dem Maas vergelten, wie
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/172>, abgerufen am 27.11.2024.
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