sen im Kerker -- angeschmiedet an Ketten -- am Ruder der Galeeren -- in den unterirdischen Minen -- wo kein Lichtstral sich in die tiefe Nacht herabsenkt -- in den Gewölben der Festung, im Umgang mit Mördern und Räubern -- vertrauert er sein Leben, und hascht oft nach einem Werkzeug, sich selbst zu zernichten; stirbt er, so wartet kein ehrliches Begräbniß seiner; da wo die Knochen der Thiere aufgethürmt liegen, da liegen auch seine Gebeine zerstreut und dienen krächzenden Raben zur Speise. -- Der Fremdling geht vorüber vor der Stäte, wo diese Elenden ihre Tage verseufzen, und hat er ein menschliches |Gefühl, so wird er den Gedanken denken, wieder ein Verworf- ner vom Schiksal! Aber warum ward er verworfen? wodurch hörte er auf ein Glied der Gesellschaft, ein Bürger des Staats zu sein? waren seine Verbrechen so groß, so wichtig, daß man ihn auslöschen muste aus der Liste der Menschheit? War gar kein Weg übrig, ihn wieder, wenn er gesündigt, zum guten Men- schen, zum guten Bürger zu machen? O, gewis ihr Richter des Volks! einen bösen Menschen zum guten umzuschaffen, ihn nicht durch harte
zwek-
ſen im Kerker — angeſchmiedet an Ketten — am Ruder der Galeeren — in den unterirdiſchen Minen — wo kein Lichtſtral ſich in die tiefe Nacht herabſenkt — in den Gewoͤlben der Feſtung, im Umgang mit Moͤrdern und Raͤubern — vertrauert er ſein Leben, und haſcht oft nach einem Werkzeug, ſich ſelbſt zu zernichten; ſtirbt er, ſo wartet kein ehrliches Begraͤbniß ſeiner; da wo die Knochen der Thiere aufgethuͤrmt liegen, da liegen auch ſeine Gebeine zerſtreut und dienen kraͤchzenden Raben zur Speiſe. — Der Fremdling geht voruͤber vor der Staͤte, wo dieſe Elenden ihre Tage verſeufzen, und hat er ein menſchliches |Gefuͤhl, ſo wird er den Gedanken denken, wieder ein Verworf- ner vom Schikſal! Aber warum ward er verworfen? wodurch hoͤrte er auf ein Glied der Geſellſchaft, ein Buͤrger des Staats zu ſein? waren ſeine Verbrechen ſo groß, ſo wichtig, daß man ihn ausloͤſchen muſte aus der Liſte der Menſchheit? War gar kein Weg uͤbrig, ihn wieder, wenn er geſuͤndigt, zum guten Men- ſchen, zum guten Buͤrger zu machen? O, gewis ihr Richter des Volks! einen boͤſen Menſchen zum guten umzuſchaffen, ihn nicht durch harte
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ſen im Kerker — angeſchmiedet an Ketten —
am Ruder der Galeeren — in den unterirdiſchen
Minen — wo kein Lichtſtral ſich in die tiefe
Nacht herabſenkt — in den Gewoͤlben der Feſtung,
im Umgang mit Moͤrdern und Raͤubern —
vertrauert er ſein Leben, und haſcht oft nach
einem Werkzeug, ſich ſelbſt zu zernichten; ſtirbt
er, ſo wartet kein ehrliches Begraͤbniß ſeiner;
da wo die Knochen der Thiere aufgethuͤrmt
liegen, da liegen auch ſeine Gebeine zerſtreut
und dienen kraͤchzenden Raben zur Speiſe. —
Der Fremdling geht voruͤber vor der Staͤte,
wo dieſe Elenden ihre Tage verſeufzen, und
hat er ein menſchliches |Gefuͤhl, ſo wird er
den Gedanken denken, wieder ein Verworf-
ner vom Schikſal! Aber warum ward er
verworfen? wodurch hoͤrte er auf ein Glied der
Geſellſchaft, ein Buͤrger des Staats zu ſein?
waren ſeine Verbrechen ſo groß, ſo wichtig,
daß man ihn ausloͤſchen muſte aus der Liſte
der Menſchheit? War gar kein Weg uͤbrig, ihn
wieder, wenn er geſuͤndigt, zum guten Men-
ſchen, zum guten Buͤrger zu machen? O, gewis
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/136>, abgerufen am 22.11.2024.
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