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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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erreicht hatte. Jn dem fürchterlichsten Aufruhr
seines Herzens, verläßt er mitten in einer stürmi-
schen Nacht seine Untergebenen, läßt alles zu-
rük, wechselt seine Kleider, und legt ununterbro-
chen einen Weg von zehn Meilen zurük. Noch
athemlos stürzt er in das Haus seiner Theuren,
findet sie tod, erstarrt und leblos. Tränenlos
stürzt er sich auf den entseelten Leichnam, heftet
seinen Mund auf die erkalteten Lippen -- man
reißt ihn weg, und führt ihn mit Gewalt in ein
anderes Zimmer. Nach einigen Stunden scheint
er sich erholt zu haben, sagt, er habe sich dem
Willen des unveränderlichen Schiksals unterwor-
fen, tröstet die bekümmerten Aeltern, die ihre
heissen Tränen mit den seinigen vermischen,
richtet den weinenden Bruder auf, der trostlos
seine Arme umschlungen hält; er legt sich auf ein
Bette, um alsdenn nach seinem Kommando zu-
rükzukehren. Man täuschte sich mit der ange-
nommenen Ruhe seines Gemüts. Aber noch nie
war sein Herz in solchem fürchterlichen Aufruhr,
es drängte sich zu einer That, die zu fest in sei-
ner Seele beschlossen war, als daß sie ein endli-
ches Wesen hätte verhindern können. Er schrieb
einige kurze Briefe, ergriff ein Sakpistol, so er

erreicht hatte. Jn dem fuͤrchterlichſten Aufruhr
ſeines Herzens, verlaͤßt er mitten in einer ſtuͤrmi-
ſchen Nacht ſeine Untergebenen, laͤßt alles zu-
ruͤk, wechſelt ſeine Kleider, und legt ununterbro-
chen einen Weg von zehn Meilen zuruͤk. Noch
athemlos ſtuͤrzt er in das Haus ſeiner Theuren,
findet ſie tod, erſtarrt und leblos. Traͤnenlos
ſtuͤrzt er ſich auf den entſeelten Leichnam, heftet
ſeinen Mund auf die erkalteten Lippen — man
reißt ihn weg, und fuͤhrt ihn mit Gewalt in ein
anderes Zimmer. Nach einigen Stunden ſcheint
er ſich erholt zu haben, ſagt, er habe ſich dem
Willen des unveraͤnderlichen Schikſals unterwor-
fen, troͤſtet die bekuͤmmerten Aeltern, die ihre
heiſſen Traͤnen mit den ſeinigen vermiſchen,
richtet den weinenden Bruder auf, der troſtlos
ſeine Arme umſchlungen haͤlt; er legt ſich auf ein
Bette, um alsdenn nach ſeinem Kommando zu-
ruͤkzukehren. Man taͤuſchte ſich mit der ange-
nommenen Ruhe ſeines Gemuͤts. Aber noch nie
war ſein Herz in ſolchem fuͤrchterlichen Aufruhr,
es draͤngte ſich zu einer That, die zu feſt in ſei-
ner Seele beſchloſſen war, als daß ſie ein endli-
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[123/0131] erreicht hatte. Jn dem fuͤrchterlichſten Aufruhr ſeines Herzens, verlaͤßt er mitten in einer ſtuͤrmi- ſchen Nacht ſeine Untergebenen, laͤßt alles zu- ruͤk, wechſelt ſeine Kleider, und legt ununterbro- chen einen Weg von zehn Meilen zuruͤk. Noch athemlos ſtuͤrzt er in das Haus ſeiner Theuren, findet ſie tod, erſtarrt und leblos. Traͤnenlos ſtuͤrzt er ſich auf den entſeelten Leichnam, heftet ſeinen Mund auf die erkalteten Lippen — man reißt ihn weg, und fuͤhrt ihn mit Gewalt in ein anderes Zimmer. Nach einigen Stunden ſcheint er ſich erholt zu haben, ſagt, er habe ſich dem Willen des unveraͤnderlichen Schikſals unterwor- fen, troͤſtet die bekuͤmmerten Aeltern, die ihre heiſſen Traͤnen mit den ſeinigen vermiſchen, richtet den weinenden Bruder auf, der troſtlos ſeine Arme umſchlungen haͤlt; er legt ſich auf ein Bette, um alsdenn nach ſeinem Kommando zu- ruͤkzukehren. Man taͤuſchte ſich mit der ange- nommenen Ruhe ſeines Gemuͤts. Aber noch nie war ſein Herz in ſolchem fuͤrchterlichen Aufruhr, es draͤngte ſich zu einer That, die zu feſt in ſei- ner Seele beſchloſſen war, als daß ſie ein endli- ches Weſen haͤtte verhindern koͤnnen. Er ſchrieb einige kurze Briefe, ergriff ein Sakpiſtol, ſo er

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/131>, abgerufen am 22.11.2024.