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Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.

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denen er das Böse mit Guten zu vergelten gewohnet war; die Friedfertigkeit / da er nicht allein selbst gerne / so viel an ihm war / mit allen Menschen Frieden hielte / sondern auch unter andern den Frieden zu stifften trachtete / wo er zerfallen; die Freygebigkeit gegen Arme und Nothleidende / davon nicht nur viel Arme in dieser Stadt / sondern auch die Stiffts Leverschen Unterthanen zeugen; die Demuth / sammt vielen andern Tugenden / die er in reichen Maaß besaß / können wir nicht anders ansehen als Früchte dieses Glaubens. Am allermeisten aber war er üm die Stärckung seines Glaubens besorget in seiner letzten Kranckheit / wie denn sein erster Anspruch in derselben an mich war: GOTT hätte ihm aufs Krancken-Bette geleget / daß er nicht wissen könne / was derselbe mit ihm im Sinne habe. Nun erkenne er wohl / wie er die von GOtt für viel tausend anderen Menschen empfangene geist- und leibliche Gaben nicht allezeit mit gebührenden Danck erkannt / sondern sich durch deren Mißbrauch mannigmahl in seinen Leben an GOtt versündiget / daher er sich der Gnade GOttes gerne durch wahre Busse und Gebrauch des heiligen Sacraments aufs neue versichern wolte. Denn ob er wol keine Furcht für dem Tode hätte / sondern wenn es GOttes Wille wäre / gerne sterben wolte / so sorgete er doch / daß er zu diesen letzten Kampffe noch nicht starck gnug seyn möchte / wolte also von mir vernehmen / wie ers bestens angreiffen solte / zu einer solchen Glaubens-Freudigkeit zu gelangen / als ihm zum seligen Sterben nöhtig wäre. Wie ich ihm nun hierauf nach der Gnade / die GOtt darreichete / unterrichtet / nahm er solches begierig an / und bezeugete nach etlichen Tagen / bey

denen er das Böse mit Guten zu vergelten gewohnet war; die Friedfertigkeit / da er nicht allein selbst gerne / so viel an ihm war / mit allen Menschen Frieden hielte / sondern auch unter andern den Frieden zu stifften trachtete / wo er zerfallen; die Freygebigkeit gegen Arme und Nothleidende / davon nicht nur viel Arme in dieser Stadt / sondern auch die Stiffts Leverschen Unterthanen zeugen; die Demuth / sam̃t vielen andern Tugenden / die er in reichen Maaß besaß / können wir nicht anders ansehen als Früchte dieses Glaubens. Am allermeisten aber war er üm die Stärckung seines Glaubens besorget in seiner letzten Kranckheit / wie denn sein erster Anspruch in derselben an mich war: GOTT hätte ihm aufs Krancken-Bette geleget / daß er nicht wissen könne / was derselbe mit ihm im Sinne habe. Nun erkenne er wohl / wie er die von GOtt für viel tausend anderen Menschen empfangene geist- und leibliche Gaben nicht allezeit mit gebührenden Danck erkannt / sondern sich durch deren Mißbrauch mannigmahl in seinen Leben an GOtt versündiget / daher er sich der Gnade GOttes gerne durch wahre Busse und Gebrauch des heiligen Sacraments aufs neue versichern wolte. Denn ob er wol keine Furcht für dem Tode hätte / sondern wenn es GOttes Wille wäre / gerne sterben wolte / so sorgete er doch / daß er zu diesen letzten Kampffe noch nicht starck gnug seyn möchte / wolte also von mir vernehmen / wie ers bestens angreiffen solte / zu einer solchen Glaubens-Freudigkeit zu gelangen / als ihm zum seligen Sterben nöhtig wäre. Wie ich ihm nun hierauf nach der Gnade / die GOtt darreichete / unterrichtet / nahm er solches begierig an / und bezeugete nach etlichen Tagen / bey

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                     seinen Leben an GOtt versündiget / daher er sich der Gnade GOttes gerne durch
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[44/0046] denen er das Böse mit Guten zu vergelten gewohnet war; die Friedfertigkeit / da er nicht allein selbst gerne / so viel an ihm war / mit allen Menschen Frieden hielte / sondern auch unter andern den Frieden zu stifften trachtete / wo er zerfallen; die Freygebigkeit gegen Arme und Nothleidende / davon nicht nur viel Arme in dieser Stadt / sondern auch die Stiffts Leverschen Unterthanen zeugen; die Demuth / sam̃t vielen andern Tugenden / die er in reichen Maaß besaß / können wir nicht anders ansehen als Früchte dieses Glaubens. Am allermeisten aber war er üm die Stärckung seines Glaubens besorget in seiner letzten Kranckheit / wie denn sein erster Anspruch in derselben an mich war: GOTT hätte ihm aufs Krancken-Bette geleget / daß er nicht wissen könne / was derselbe mit ihm im Sinne habe. Nun erkenne er wohl / wie er die von GOtt für viel tausend anderen Menschen empfangene geist- und leibliche Gaben nicht allezeit mit gebührenden Danck erkannt / sondern sich durch deren Mißbrauch mannigmahl in seinen Leben an GOtt versündiget / daher er sich der Gnade GOttes gerne durch wahre Busse und Gebrauch des heiligen Sacraments aufs neue versichern wolte. Denn ob er wol keine Furcht für dem Tode hätte / sondern wenn es GOttes Wille wäre / gerne sterben wolte / so sorgete er doch / daß er zu diesen letzten Kampffe noch nicht starck gnug seyn möchte / wolte also von mir vernehmen / wie ers bestens angreiffen solte / zu einer solchen Glaubens-Freudigkeit zu gelangen / als ihm zum seligen Sterben nöhtig wäre. Wie ich ihm nun hierauf nach der Gnade / die GOtt darreichete / unterrichtet / nahm er solches begierig an / und bezeugete nach etlichen Tagen / bey

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Zitationshilfe: Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/46>, abgerufen am 24.04.2024.