bey meinen damaligen häuslichen Umständen mir äusserst nützlich gewesen; mein gutmüthiges Tem¬ perament aber, oder vielmehr meine Thorheit verleitete mich, das Gemälde dem Durchlauch¬ tigsten * * * von * * * zu schenken, welcher es auch annahm. Ich dachte dadurch nichts zu erschleichen, aber theils wollte ich die¬ sem Fürsten hiermit meine Zuneigung bezeugen, theils hoffte ich, da ich im Begriffe stand, ihn um etwas zu bitten, das er mir, weil er mir's versprochen, längst schuldig war, er werde sich nun endlich seines Worts erinnern, so oft er das Gemälde erblickte; Allein ich betrog mich. Er umarmte mich, als ich zu ihm kam, und zeigte mir den Ehrenplatz, welchen er meinem Geschenke angewiesen, doch sein Versprechen erfüllte er nicht, und als ich mich nach Jahres Frist eines Abends, zugleich mit einem Gesandten, dem er seine Schätze der Kunst zeigte, in seinem Cabi¬ nette befand; sagte er diesem Fremden in mei¬ ner Gegenwart, indem er von meinem theuren Gemälde redete! "Es ist wahrlich ein schönes "Stück, und ich bin ziemlich wohlfeil daran "gekommen." -- Er hatte also vergessen, daß ich es war, der ihm diesen sehr wohlfeilen
Preis
bey meinen damaligen haͤuslichen Umſtaͤnden mir aͤuſſerſt nuͤtzlich geweſen; mein gutmuͤthiges Tem¬ perament aber, oder vielmehr meine Thorheit verleitete mich, das Gemaͤlde dem Durchlauch¬ tigſten * * * von * * * zu ſchenken, welcher es auch annahm. Ich dachte dadurch nichts zu erſchleichen, aber theils wollte ich die¬ ſem Fuͤrſten hiermit meine Zuneigung bezeugen, theils hoffte ich, da ich im Begriffe ſtand, ihn um etwas zu bitten, das er mir, weil er mir's verſprochen, laͤngſt ſchuldig war, er werde ſich nun endlich ſeines Worts erinnern, ſo oft er das Gemaͤlde erblickte; Allein ich betrog mich. Er umarmte mich, als ich zu ihm kam, und zeigte mir den Ehrenplatz, welchen er meinem Geſchenke angewieſen, doch ſein Verſprechen erfuͤllte er nicht, und als ich mich nach Jahres Friſt eines Abends, zugleich mit einem Geſandten, dem er ſeine Schaͤtze der Kunſt zeigte, in ſeinem Cabi¬ nette befand; ſagte er dieſem Fremden in mei¬ ner Gegenwart, indem er von meinem theuren Gemaͤlde redete! „Es iſt wahrlich ein ſchoͤnes „Stuͤck, und ich bin ziemlich wohlfeil daran „gekommen.“ — Er hatte alſo vergeſſen, daß ich es war, der ihm dieſen ſehr wohlfeilen
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bey meinen damaligen haͤuslichen Umſtaͤnden mir
aͤuſſerſt nuͤtzlich geweſen; mein gutmuͤthiges Tem¬
perament aber, oder vielmehr meine Thorheit
verleitete mich, das Gemaͤlde dem Durchlauch¬
tigſten * * * von * * * zu ſchenken,
welcher es auch annahm. Ich dachte dadurch
nichts zu erſchleichen, aber theils wollte ich die¬
ſem Fuͤrſten hiermit meine Zuneigung bezeugen,
theils hoffte ich, da ich im Begriffe ſtand, ihn
um etwas zu bitten, das er mir, weil er mir's
verſprochen, laͤngſt ſchuldig war, er werde ſich
nun endlich ſeines Worts erinnern, ſo oft er das
Gemaͤlde erblickte; Allein ich betrog mich. Er
umarmte mich, als ich zu ihm kam, und zeigte
mir den Ehrenplatz, welchen er meinem Geſchenke
angewieſen, doch ſein Verſprechen erfuͤllte er
nicht, und als ich mich nach Jahres Friſt eines
Abends, zugleich mit einem Geſandten, dem er
ſeine Schaͤtze der Kunſt zeigte, in ſeinem Cabi¬
nette befand; ſagte er dieſem Fremden in mei¬
ner Gegenwart, indem er von meinem theuren
Gemaͤlde redete! „Es iſt wahrlich ein ſchoͤnes
„Stuͤck, und ich bin ziemlich wohlfeil daran
„gekommen.“ — Er hatte alſo vergeſſen, daß
ich es war, der ihm dieſen ſehr wohlfeilen
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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