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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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gerathen, und selten ist es nöthig und nützlich,
ein solches Incognito zu beobachten.

Manche Leute suchen etwas darinn, auf
Reisen zu prahlen, viel Geld zu verzehren,
glänzen zu wollen, und prächtig gekleidet zu
seyn. Das ist eine thörichte Eitelkeit, die sie
in den Wirthshäusern theurer büßen müssen,
ohne für ihr Geld mehr zu erhalten, als der ein¬
fache Reisende. Niemand erinnert sich weiter
des Fremden, der so viel Aufwand gemacht hat,
wenn Dieser weiter gereist, und nichts mehr
von ihm zu ziehn ist. Doch ist es der Klugheit
gemäß, anständig, und was man in Nieder¬
sachsen rechtlich nennt, in seinem Aufzuge zu
seyn, sich nicht zu vornehm und nicht zu demü¬
thig, nicht zu reich und nicht zu arm stellen,
weil man sonst, in beyden Extremitäten, leicht
entweder für einen unwissenden Pinsel, dessen
erste Ausflucht dies ist, und den man also nach
Gefallen prellen kann, oder für einen gewaltig
vornehmen Herrn, von dem etwas zu ziehn ist,
oder für einen Aventurier angesehn wird, dem
man aus dem Wege gehn, und der mit schlech¬
ter Bewirthung vorliebnehmen muß.

Man
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gerathen, und ſelten iſt es noͤthig und nuͤtzlich,
ein ſolches Incognito zu beobachten.

Manche Leute ſuchen etwas darinn, auf
Reiſen zu prahlen, viel Geld zu verzehren,
glaͤnzen zu wollen, und praͤchtig gekleidet zu
ſeyn. Das iſt eine thoͤrichte Eitelkeit, die ſie
in den Wirthshaͤuſern theurer buͤßen muͤſſen,
ohne fuͤr ihr Geld mehr zu erhalten, als der ein¬
fache Reiſende. Niemand erinnert ſich weiter
des Fremden, der ſo viel Aufwand gemacht hat,
wenn Dieſer weiter gereiſt, und nichts mehr
von ihm zu ziehn iſt. Doch iſt es der Klugheit
gemaͤß, anſtaͤndig, und was man in Nieder¬
ſachſen rechtlich nennt, in ſeinem Aufzuge zu
ſeyn, ſich nicht zu vornehm und nicht zu demuͤ¬
thig, nicht zu reich und nicht zu arm ſtellen,
weil man ſonſt, in beyden Extremitaͤten, leicht
entweder fuͤr einen unwiſſenden Pinſel, deſſen
erſte Ausflucht dies iſt, und den man alſo nach
Gefallen prellen kann, oder fuͤr einen gewaltig
vornehmen Herrn, von dem etwas zu ziehn iſt,
oder fuͤr einen Aventurier angeſehn wird, dem
man aus dem Wege gehn, und der mit ſchlech¬
ter Bewirthung vorliebnehmen muß.

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S 5
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[281/0303] gerathen, und ſelten iſt es noͤthig und nuͤtzlich, ein ſolches Incognito zu beobachten. Manche Leute ſuchen etwas darinn, auf Reiſen zu prahlen, viel Geld zu verzehren, glaͤnzen zu wollen, und praͤchtig gekleidet zu ſeyn. Das iſt eine thoͤrichte Eitelkeit, die ſie in den Wirthshaͤuſern theurer buͤßen muͤſſen, ohne fuͤr ihr Geld mehr zu erhalten, als der ein¬ fache Reiſende. Niemand erinnert ſich weiter des Fremden, der ſo viel Aufwand gemacht hat, wenn Dieſer weiter gereiſt, und nichts mehr von ihm zu ziehn iſt. Doch iſt es der Klugheit gemaͤß, anſtaͤndig, und was man in Nieder¬ ſachſen rechtlich nennt, in ſeinem Aufzuge zu ſeyn, ſich nicht zu vornehm und nicht zu demuͤ¬ thig, nicht zu reich und nicht zu arm ſtellen, weil man ſonſt, in beyden Extremitaͤten, leicht entweder fuͤr einen unwiſſenden Pinſel, deſſen erſte Ausflucht dies iſt, und den man alſo nach Gefallen prellen kann, oder fuͤr einen gewaltig vornehmen Herrn, von dem etwas zu ziehn iſt, oder fuͤr einen Aventurier angeſehn wird, dem man aus dem Wege gehn, und der mit ſchlech¬ ter Bewirthung vorliebnehmen muß. Man S 5

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/303>, abgerufen am 22.11.2024.