gesehn zu haben. Der Eine trug ein Hofnar¬ ren-Kleid an dem Hofe des Fürsten von * * *. Er war in der Jugend ein Mensch von feinem Kopfe, guten Anlagen und voll Witz gewesen; Noch loderten davon in ruhigen Augenblicken Flammen hervor. Er hatte studieren sollen, aber nichts gelernt, sondern sich einem liederli¬ chen Leben überlassen. Als er darauf in sein Va¬ terstädtgen zurückkam, behandelte man ihn als einen unwissenden Müßiggänger, und er selbst fühlte, daß er weiter nichts war. Er hatte aber einen ungeheuren Hochmuth, und war nicht gänzlich arm. Von seiner Familie und den Leu¬ ten seines Standes verstoßen, fing er nun an, mit den Hof-Officianten des Fürsten von * * * sich herumzutreiben. Seine lustigen Einfälle zogen sogar die Aufmerksamkeit dieses fast sehr muntern Herrn auf ihn. Er wurde bald ver¬ trauet mit demselben und mit dem ganzen Hofe, wodurch anfangs seine Eitelkeit gekitzelt wurde; Doch endigte sich das natürlicher Weise damit, daß man ihn misbrauchte und als einen privi¬ legierten Spaßmacher betrachtete. Dies war indessen immer noch eine Art von Existenz, die ihn behagte, so lange das Ding in gewissen
Schran¬
geſehn zu haben. Der Eine trug ein Hofnar¬ ren-Kleid an dem Hofe des Fuͤrſten von * * *. Er war in der Jugend ein Menſch von feinem Kopfe, guten Anlagen und voll Witz geweſen; Noch loderten davon in ruhigen Augenblicken Flammen hervor. Er hatte ſtudieren ſollen, aber nichts gelernt, ſondern ſich einem liederli¬ chen Leben uͤberlaſſen. Als er darauf in ſein Va¬ terſtaͤdtgen zuruͤckkam, behandelte man ihn als einen unwiſſenden Muͤßiggaͤnger, und er ſelbſt fuͤhlte, daß er weiter nichts war. Er hatte aber einen ungeheuren Hochmuth, und war nicht gaͤnzlich arm. Von ſeiner Familie und den Leu¬ ten ſeines Standes verſtoßen, fing er nun an, mit den Hof-Officianten des Fuͤrſten von * * * ſich herumzutreiben. Seine luſtigen Einfaͤlle zogen ſogar die Aufmerkſamkeit dieſes faſt ſehr muntern Herrn auf ihn. Er wurde bald ver¬ trauet mit demſelben und mit dem ganzen Hofe, wodurch anfangs ſeine Eitelkeit gekitzelt wurde; Doch endigte ſich das natuͤrlicher Weiſe damit, daß man ihn misbrauchte und als einen privi¬ legierten Spaßmacher betrachtete. Dies war indeſſen immer noch eine Art von Exiſtenz, die ihn behagte, ſo lange das Ding in gewiſſen
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geſehn zu haben. Der Eine trug ein Hofnar¬
ren-Kleid an dem Hofe des Fuͤrſten von * * *.
Er war in der Jugend ein Menſch von feinem
Kopfe, guten Anlagen und voll Witz geweſen;
Noch loderten davon in ruhigen Augenblicken
Flammen hervor. Er hatte ſtudieren ſollen,
aber nichts gelernt, ſondern ſich einem liederli¬
chen Leben uͤberlaſſen. Als er darauf in ſein Va¬
terſtaͤdtgen zuruͤckkam, behandelte man ihn als
einen unwiſſenden Muͤßiggaͤnger, und er ſelbſt
fuͤhlte, daß er weiter nichts war. Er hatte aber
einen ungeheuren Hochmuth, und war nicht
gaͤnzlich arm. Von ſeiner Familie und den Leu¬
ten ſeines Standes verſtoßen, fing er nun an,
mit den Hof-Officianten des Fuͤrſten von * * *
ſich herumzutreiben. Seine luſtigen Einfaͤlle
zogen ſogar die Aufmerkſamkeit dieſes faſt ſehr
muntern Herrn auf ihn. Er wurde bald ver¬
trauet mit demſelben und mit dem ganzen Hofe,
wodurch anfangs ſeine Eitelkeit gekitzelt wurde;
Doch endigte ſich das natuͤrlicher Weiſe damit,
daß man ihn misbrauchte und als einen privi¬
legierten Spaßmacher betrachtete. Dies war
indeſſen immer noch eine Art von Exiſtenz, die
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/292>, abgerufen am 23.11.2024.
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