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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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von innerer Freude aus der Undankbarkeit der
Menschen zu schöpfen versteht, nemlich die Freu¬
de, sich bewusst zu seyn, gewiß uneigennützig,
blos aus Liebe zum Guten, Gutes zu thun,
wenn er vorausweiß, daß er auf keine Erkennt¬
lichkeit rechnen darf. Er bedauert die Verkehrt¬
heit Derer, die fähig sind ihres Wohlthäters zu
vergessen, und lässt sich dadurch nicht abhalten,
den Menschen zu dienen, die seiner Hülfe um
so nöthiger bedürfen, je schwächer sie sind, je
weniger Glück sie in sich selbst, in ihren Herzen
haben.

Klage also nicht über die Undankbarkeit,
mit welcher man Dich lohnt! Wirf sie Dem nicht
vor, der sie Dir erzeigt! Fahre fort, ihn gro߬
müthig zu behandeln! Nim ihn wieder auf,
wenn er zu Dir zurückkehrt! Vielleicht geht er
endlich in sich, fühlt den ganzen Werth, die Fein¬
heit Deiner Behandlung, und wird dadurch ge¬
bessert -- wo nicht; so denke, daß jedes Laster
sich selbst bestraft, und daß das eigene Herz des
Bösewichts und die unausbleibliche Folge seiner
Niederträchtigkeit Dich an ihm rächen werden --
O! welch' ein langes Capittel über die Undank¬

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von innerer Freude aus der Undankbarkeit der
Menſchen zu ſchoͤpfen verſteht, nemlich die Freu¬
de, ſich bewuſſt zu ſeyn, gewiß uneigennuͤtzig,
blos aus Liebe zum Guten, Gutes zu thun,
wenn er vorausweiß, daß er auf keine Erkennt¬
lichkeit rechnen darf. Er bedauert die Verkehrt¬
heit Derer, die faͤhig ſind ihres Wohlthaͤters zu
vergeſſen, und laͤſſt ſich dadurch nicht abhalten,
den Menſchen zu dienen, die ſeiner Huͤlfe um
ſo noͤthiger beduͤrfen, je ſchwaͤcher ſie ſind, je
weniger Gluͤck ſie in ſich ſelbſt, in ihren Herzen
haben.

Klage alſo nicht uͤber die Undankbarkeit,
mit welcher man Dich lohnt! Wirf ſie Dem nicht
vor, der ſie Dir erzeigt! Fahre fort, ihn gro߬
muͤthig zu behandeln! Nim ihn wieder auf,
wenn er zu Dir zuruͤckkehrt! Vielleicht geht er
endlich in ſich, fuͤhlt den ganzen Werth, die Fein¬
heit Deiner Behandlung, und wird dadurch ge¬
beſſert — wo nicht; ſo denke, daß jedes Laſter
ſich ſelbſt beſtraft, und daß das eigene Herz des
Boͤſewichts und die unausbleibliche Folge ſeiner
Niedertraͤchtigkeit Dich an ihm raͤchen werden —
O! welch' ein langes Capittel uͤber die Undank¬

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[227/0249] von innerer Freude aus der Undankbarkeit der Menſchen zu ſchoͤpfen verſteht, nemlich die Freu¬ de, ſich bewuſſt zu ſeyn, gewiß uneigennuͤtzig, blos aus Liebe zum Guten, Gutes zu thun, wenn er vorausweiß, daß er auf keine Erkennt¬ lichkeit rechnen darf. Er bedauert die Verkehrt¬ heit Derer, die faͤhig ſind ihres Wohlthaͤters zu vergeſſen, und laͤſſt ſich dadurch nicht abhalten, den Menſchen zu dienen, die ſeiner Huͤlfe um ſo noͤthiger beduͤrfen, je ſchwaͤcher ſie ſind, je weniger Gluͤck ſie in ſich ſelbſt, in ihren Herzen haben. Klage alſo nicht uͤber die Undankbarkeit, mit welcher man Dich lohnt! Wirf ſie Dem nicht vor, der ſie Dir erzeigt! Fahre fort, ihn gro߬ muͤthig zu behandeln! Nim ihn wieder auf, wenn er zu Dir zuruͤckkehrt! Vielleicht geht er endlich in ſich, fuͤhlt den ganzen Werth, die Fein¬ heit Deiner Behandlung, und wird dadurch ge¬ beſſert — wo nicht; ſo denke, daß jedes Laſter ſich ſelbſt beſtraft, und daß das eigene Herz des Boͤſewichts und die unausbleibliche Folge ſeiner Niedertraͤchtigkeit Dich an ihm raͤchen werden — O! welch' ein langes Capittel uͤber die Undank¬ bar¬ P 2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/249>, abgerufen am 21.11.2024.