stöhrtesten, geniessen mit Lust, misbrauchen nicht ihre Kräfte, kränken niemand, vollbrin¬ gen aber auch nichts Großes; allein dieser Cha¬ racter im höchsten Grade artet in geschmacklose, dumme und grobe Wollust aus.
Cholerisch-Melancholische richten viel Unheil an; Blutdurst, Rache, Verwüstung, Hinrichtung des Unschuldigen und Selbstmord sind nicht selten die Folgen dieser Gemüthsart.
Melancholisch-Sanguinische zünden sich mehrentheils an beyden Enden zugleich an, reiben sich selbst an Leib und Seele auf.
Cholerisch-phlegmatische Menschen trifft man selten an; Es scheint ein Wiederspruch in dieser Zusammensetzung zu liegen; und den¬ noch giebt es Deren, bey welchen diese beyden Extremen, wie Ebbe und Fluth, abwechseln, und solche Leute taugen durchaus zu keinen Ge¬ schäften, zu welchen gesunde Vernunft und Gleich¬ müthigkeit erfordert werden. Sie sind nur mit äusserster Mühe in Bewegung zu setzen, und hat man sie endlich in die Höhe gebracht,
dann
ſtoͤhrteſten, genieſſen mit Luſt, misbrauchen nicht ihre Kraͤfte, kraͤnken niemand, vollbrin¬ gen aber auch nichts Großes; allein dieſer Cha¬ racter im hoͤchſten Grade artet in geſchmackloſe, dumme und grobe Wolluſt aus.
Choleriſch-Melancholiſche richten viel Unheil an; Blutdurſt, Rache, Verwuͤſtung, Hinrichtung des Unſchuldigen und Selbſtmord ſind nicht ſelten die Folgen dieſer Gemuͤthsart.
Melancholiſch-Sanguiniſche zuͤnden ſich mehrentheils an beyden Enden zugleich an, reiben ſich ſelbſt an Leib und Seele auf.
Choleriſch-phlegmatiſche Menſchen trifft man ſelten an; Es ſcheint ein Wiederſpruch in dieſer Zuſammenſetzung zu liegen; und den¬ noch giebt es Deren, bey welchen dieſe beyden Extremen, wie Ebbe und Fluth, abwechſeln, und ſolche Leute taugen durchaus zu keinen Ge¬ ſchaͤften, zu welchen geſunde Vernunft und Gleich¬ muͤthigkeit erfordert werden. Sie ſind nur mit aͤuſſerſter Muͤhe in Bewegung zu ſetzen, und hat man ſie endlich in die Hoͤhe gebracht,
dann
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[203/0225]
ſtoͤhrteſten, genieſſen mit Luſt, misbrauchen
nicht ihre Kraͤfte, kraͤnken niemand, vollbrin¬
gen aber auch nichts Großes; allein dieſer Cha¬
racter im hoͤchſten Grade artet in geſchmackloſe,
dumme und grobe Wolluſt aus.
Choleriſch-Melancholiſche richten viel
Unheil an; Blutdurſt, Rache, Verwuͤſtung,
Hinrichtung des Unſchuldigen und Selbſtmord
ſind nicht ſelten die Folgen dieſer Gemuͤthsart.
Melancholiſch-Sanguiniſche zuͤnden
ſich mehrentheils an beyden Enden zugleich an,
reiben ſich ſelbſt an Leib und Seele auf.
Choleriſch-phlegmatiſche Menſchen
trifft man ſelten an; Es ſcheint ein Wiederſpruch
in dieſer Zuſammenſetzung zu liegen; und den¬
noch giebt es Deren, bey welchen dieſe beyden
Extremen, wie Ebbe und Fluth, abwechſeln,
und ſolche Leute taugen durchaus zu keinen Ge¬
ſchaͤften, zu welchen geſunde Vernunft und Gleich¬
muͤthigkeit erfordert werden. Sie ſind nur
mit aͤuſſerſter Muͤhe in Bewegung zu ſetzen,
und hat man ſie endlich in die Hoͤhe gebracht,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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