ablegen; so muß ich aus Ueberzeugung Folgen¬ des sagen:
Blos cholerische Leute flieht billig Jeder, dem seine Ruhe lieb ist. Ihr Feuer brennt un¬ aufhörlich, zündet und verzehrt, ohne zu wärmen;
Blos Sanguinische sind unsichre Weich¬ linge, ohne Kraft und Festigkeit;
Blos Melancholische sind sich selbst, und blos Phlegmatische andern Leuten eine uner¬ trägliche Last.
Cholerisch- sanguinische Leute sind Die, welche in der Welt sich am mehrsten bemerken, gefürchtet, welche Epoche machen, am kräftig¬ sten würken, herrschen, zerstöhren und bauen; Cholerisch-sanguinisch ist also der wahre Herr¬ scher, der Despoten- Character; aber noch ein Grad von melancholischem Zusatze! und der Ty¬ rann ist gebildet.
Sanguinisch-Phlegmathische leben wohl am glücklichsten, am ruhigsten und unge¬
stöhr¬
ablegen; ſo muß ich aus Ueberzeugung Folgen¬ des ſagen:
Blos choleriſche Leute flieht billig Jeder, dem ſeine Ruhe lieb iſt. Ihr Feuer brennt un¬ aufhoͤrlich, zuͤndet und verzehrt, ohne zu waͤrmen;
Blos Sanguiniſche ſind unſichre Weich¬ linge, ohne Kraft und Feſtigkeit;
Blos Melancholiſche ſind ſich ſelbſt, und blos Phlegmatiſche andern Leuten eine uner¬ traͤgliche Laſt.
Choleriſch- ſanguiniſche Leute ſind Die, welche in der Welt ſich am mehrſten bemerken, gefuͤrchtet, welche Epoche machen, am kraͤftig¬ ſten wuͤrken, herrſchen, zerſtoͤhren und bauen; Choleriſch-ſanguiniſch iſt alſo der wahre Herr¬ ſcher, der Despoten- Character; aber noch ein Grad von melancholiſchem Zuſatze! und der Ty¬ rann iſt gebildet.
Sanguiniſch–Phlegmathiſche leben wohl am gluͤcklichſten, am ruhigſten und unge¬
ſtoͤhr¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0224"n="202"/>
ablegen; ſo muß ich aus Ueberzeugung Folgen¬<lb/>
des ſagen:</p><lb/><p>Blos <hirendition="#fr">choleriſche</hi> Leute flieht billig Jeder,<lb/>
dem ſeine Ruhe lieb iſt. Ihr Feuer brennt un¬<lb/>
aufhoͤrlich, zuͤndet und verzehrt, ohne zu waͤrmen;</p><lb/><p>Blos <hirendition="#fr">Sanguiniſche</hi>ſind unſichre Weich¬<lb/>
linge, ohne Kraft und Feſtigkeit;</p><lb/><p>Blos <hirendition="#fr">Melancholiſche</hi>ſind ſich ſelbſt, und<lb/>
blos <hirendition="#fr">Phlegmatiſche</hi> andern Leuten eine uner¬<lb/>
traͤgliche Laſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Choleriſch- ſanguiniſche</hi> Leute ſind Die,<lb/>
welche in der Welt ſich am mehrſten bemerken,<lb/>
gefuͤrchtet, welche Epoche machen, am kraͤftig¬<lb/>ſten wuͤrken, herrſchen, zerſtoͤhren und bauen;<lb/>
Choleriſch-ſanguiniſch iſt alſo der wahre Herr¬<lb/>ſcher, der Despoten- Character; aber noch ein<lb/>
Grad von melancholiſchem Zuſatze! und der Ty¬<lb/>
rann iſt gebildet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Sanguiniſch–Phlegmathiſche</hi> leben<lb/>
wohl am gluͤcklichſten, am ruhigſten und unge¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtoͤhr¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[202/0224]
ablegen; ſo muß ich aus Ueberzeugung Folgen¬
des ſagen:
Blos choleriſche Leute flieht billig Jeder,
dem ſeine Ruhe lieb iſt. Ihr Feuer brennt un¬
aufhoͤrlich, zuͤndet und verzehrt, ohne zu waͤrmen;
Blos Sanguiniſche ſind unſichre Weich¬
linge, ohne Kraft und Feſtigkeit;
Blos Melancholiſche ſind ſich ſelbſt, und
blos Phlegmatiſche andern Leuten eine uner¬
traͤgliche Laſt.
Choleriſch- ſanguiniſche Leute ſind Die,
welche in der Welt ſich am mehrſten bemerken,
gefuͤrchtet, welche Epoche machen, am kraͤftig¬
ſten wuͤrken, herrſchen, zerſtoͤhren und bauen;
Choleriſch-ſanguiniſch iſt alſo der wahre Herr¬
ſcher, der Despoten- Character; aber noch ein
Grad von melancholiſchem Zuſatze! und der Ty¬
rann iſt gebildet.
Sanguiniſch–Phlegmathiſche leben
wohl am gluͤcklichſten, am ruhigſten und unge¬
ſtoͤhr¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/224>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.