gemein zu machen! 6) Grenzen der Gefällig¬ keit gegen solche Großen, in deren Händen unser bürgerliches Glück ist. 7) Man soll sich von ihnen zu unedlen und gefährlichen Diensten nicht misbrauchen, sich in keine bedenkliche Händel ziehn, noch gewisse Dinge vertrauen lassen. 8) Ueber die Dankbarkeit der Vornehmen und Rei¬ chen. Man soll ihnen nichts aufopfern, nichts schenken, nichts leyhen, von ihnen nichts borgen. 9) Trage nichts dazu bey, sie und die Ihrigen noch mehr zu verderben, weder durch Schmei¬ cheley, noch auf andre Art! 10) Ueberhaupt soll man bey ihnen vorsichtig im Reden seyn, und sich aller Medisance enthalten, übrigens aber sie angenehm zu unterhalten suchen. 11) Vor¬ sichtigkeits-Regeln in Ansehung solcher Vertrau¬ lichkeit mit andern Menschen, woraus Fürsten und Vornehme Verdacht schöpfen können. 12) Rede mit den Großen der Erde nicht von Dei¬ nen häuslichen Umständen! Klage ihnen nicht Dein Leid! Vertraue ihnen nichts! Suche ih¬ nen zu zeigen, daß Du Ihrer nicht bedarfst! Mache Dich vielmehr ihnen nothwendig! 13) Aber hüte Dich, sie Dein Uebergewicht fühlen zu lassen, sie zu verdunkeln, besonders Deine Vorgesetzten! 14) Ueber kleine unschädliche Ge¬ fälligkeiten gegen die Großen. 15) Betragen, wenn Vornehme und Reiche um Rath fragen. 16) Alle diese Vorsichtigkeits-Regeln werden doppelt wichtig im Umgange mit vornehmen Dummköpfen. 17) Betragen, wenn man der Liebling eines Erden-Götzen ist. 18) Auffüh¬ rung gegen einen gestürzten Großen. 19) Nicht alle Großen der Erde haben die Fehler ihres Standes. Es giebt edle, gute Menschen unter
ih¬
gemein zu machen! 6) Grenzen der Gefaͤllig¬ keit gegen ſolche Großen, in deren Haͤnden unſer buͤrgerliches Gluͤck iſt. 7) Man ſoll ſich von ihnen zu unedlen und gefaͤhrlichen Dienſten nicht misbrauchen, ſich in keine bedenkliche Haͤndel ziehn, noch gewiſſe Dinge vertrauen laſſen. 8) Ueber die Dankbarkeit der Vornehmen und Rei¬ chen. Man ſoll ihnen nichts aufopfern, nichts ſchenken, nichts leyhen, von ihnen nichts borgen. 9) Trage nichts dazu bey, ſie und die Ihrigen noch mehr zu verderben, weder durch Schmei¬ cheley, noch auf andre Art! 10) Ueberhaupt ſoll man bey ihnen vorſichtig im Reden ſeyn, und ſich aller Mediſance enthalten, uͤbrigens aber ſie angenehm zu unterhalten ſuchen. 11) Vor¬ ſichtigkeits-Regeln in Anſehung ſolcher Vertrau¬ lichkeit mit andern Menſchen, woraus Fuͤrſten und Vornehme Verdacht ſchoͤpfen koͤnnen. 12) Rede mit den Großen der Erde nicht von Dei¬ nen haͤuslichen Umſtaͤnden! Klage ihnen nicht Dein Leid! Vertraue ihnen nichts! Suche ih¬ nen zu zeigen, daß Du Ihrer nicht bedarfſt! Mache Dich vielmehr ihnen nothwendig! 13) Aber huͤte Dich, ſie Dein Uebergewicht fuͤhlen zu laſſen, ſie zu verdunkeln, beſonders Deine Vorgeſetzten! 14) Ueber kleine unſchaͤdliche Ge¬ faͤlligkeiten gegen die Großen. 15) Betragen, wenn Vornehme und Reiche um Rath fragen. 16) Alle dieſe Vorſichtigkeits-Regeln werden doppelt wichtig im Umgange mit vornehmen Dummkoͤpfen. 17) Betragen, wenn man der Liebling eines Erden-Goͤtzen iſt. 18) Auffuͤh¬ rung gegen einen geſtuͤrzten Großen. 19) Nicht alle Großen der Erde haben die Fehler ihres Standes. Es giebt edle, gute Menſchen unter
ih¬
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="contents"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0012"/>
gemein zu machen! 6) Grenzen der Gefaͤllig¬<lb/>
keit gegen ſolche Großen, in deren Haͤnden unſer<lb/>
buͤrgerliches Gluͤck iſt. 7) Man ſoll ſich von<lb/>
ihnen zu unedlen und gefaͤhrlichen Dienſten nicht<lb/>
misbrauchen, ſich in keine bedenkliche Haͤndel<lb/>
ziehn, noch gewiſſe Dinge vertrauen laſſen. 8)<lb/>
Ueber die Dankbarkeit der Vornehmen und Rei¬<lb/>
chen. Man ſoll ihnen nichts aufopfern, nichts<lb/>ſchenken, nichts leyhen, von ihnen nichts borgen.<lb/>
9) Trage nichts dazu bey, ſie und die Ihrigen<lb/>
noch mehr zu verderben, weder durch Schmei¬<lb/>
cheley, noch auf andre Art! 10) Ueberhaupt<lb/>ſoll man bey ihnen vorſichtig im Reden ſeyn,<lb/>
und ſich aller Mediſance enthalten, uͤbrigens aber<lb/>ſie angenehm zu unterhalten ſuchen. 11) Vor¬<lb/>ſichtigkeits-Regeln in Anſehung ſolcher Vertrau¬<lb/>
lichkeit mit andern Menſchen, woraus Fuͤrſten<lb/>
und Vornehme Verdacht ſchoͤpfen koͤnnen. 12)<lb/>
Rede mit den Großen der Erde nicht von Dei¬<lb/>
nen haͤuslichen Umſtaͤnden! Klage ihnen nicht<lb/>
Dein Leid! Vertraue ihnen nichts! Suche ih¬<lb/>
nen zu zeigen, daß Du Ihrer nicht bedarfſt!<lb/>
Mache Dich vielmehr ihnen nothwendig! 13)<lb/>
Aber huͤte Dich, ſie Dein Uebergewicht fuͤhlen<lb/>
zu laſſen, ſie zu verdunkeln, beſonders Deine<lb/>
Vorgeſetzten! 14) Ueber kleine unſchaͤdliche Ge¬<lb/>
faͤlligkeiten gegen die Großen. 15) Betragen,<lb/>
wenn Vornehme und Reiche um Rath fragen.<lb/>
16) Alle dieſe Vorſichtigkeits-Regeln werden<lb/>
doppelt wichtig im Umgange mit vornehmen<lb/>
Dummkoͤpfen. 17) Betragen, wenn man der<lb/>
Liebling eines Erden-Goͤtzen iſt. 18) Auffuͤh¬<lb/>
rung gegen einen geſtuͤrzten Großen. 19) Nicht<lb/>
alle Großen der Erde haben die Fehler ihres<lb/>
Standes. Es giebt edle, gute Menſchen unter<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ih¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[0012]
gemein zu machen! 6) Grenzen der Gefaͤllig¬
keit gegen ſolche Großen, in deren Haͤnden unſer
buͤrgerliches Gluͤck iſt. 7) Man ſoll ſich von
ihnen zu unedlen und gefaͤhrlichen Dienſten nicht
misbrauchen, ſich in keine bedenkliche Haͤndel
ziehn, noch gewiſſe Dinge vertrauen laſſen. 8)
Ueber die Dankbarkeit der Vornehmen und Rei¬
chen. Man ſoll ihnen nichts aufopfern, nichts
ſchenken, nichts leyhen, von ihnen nichts borgen.
9) Trage nichts dazu bey, ſie und die Ihrigen
noch mehr zu verderben, weder durch Schmei¬
cheley, noch auf andre Art! 10) Ueberhaupt
ſoll man bey ihnen vorſichtig im Reden ſeyn,
und ſich aller Mediſance enthalten, uͤbrigens aber
ſie angenehm zu unterhalten ſuchen. 11) Vor¬
ſichtigkeits-Regeln in Anſehung ſolcher Vertrau¬
lichkeit mit andern Menſchen, woraus Fuͤrſten
und Vornehme Verdacht ſchoͤpfen koͤnnen. 12)
Rede mit den Großen der Erde nicht von Dei¬
nen haͤuslichen Umſtaͤnden! Klage ihnen nicht
Dein Leid! Vertraue ihnen nichts! Suche ih¬
nen zu zeigen, daß Du Ihrer nicht bedarfſt!
Mache Dich vielmehr ihnen nothwendig! 13)
Aber huͤte Dich, ſie Dein Uebergewicht fuͤhlen
zu laſſen, ſie zu verdunkeln, beſonders Deine
Vorgeſetzten! 14) Ueber kleine unſchaͤdliche Ge¬
faͤlligkeiten gegen die Großen. 15) Betragen,
wenn Vornehme und Reiche um Rath fragen.
16) Alle dieſe Vorſichtigkeits-Regeln werden
doppelt wichtig im Umgange mit vornehmen
Dummkoͤpfen. 17) Betragen, wenn man der
Liebling eines Erden-Goͤtzen iſt. 18) Auffuͤh¬
rung gegen einen geſtuͤrzten Großen. 19) Nicht
alle Großen der Erde haben die Fehler ihres
Standes. Es giebt edle, gute Menſchen unter
ih¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/12>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.