scheu zu seyn: zuerst die Furcht, unsre Schwä¬ che dadurch aufzudecken und misbraucht zu wer¬ den, und dann die Ueberlegung, daß, wenn man die Leute einmal daran gewöhnt hat, ih¬ nen nichts zu verschweigen, sie zuletzt von je¬ dem unsrer kleinsten Schritte Rechenschaft ver¬ langen, alles wissen, um alles zu Rathe gezo¬ gen werden wollen: Allein eben so wenig soll man übertrieben verschlossen seyn, sonst glau¬ ben sie, es stecke hinter allem, was wir thun, etwas Bedeutendes, oder gar Gefährliches, und das kann uns in unangenehme Verlegen¬ heit verwickeln, und veranlassen, daß wir ver¬ kannt werden, unter andern in fremden Län¬ dern, auf Reisen, bey manchen andern Gele¬ genheiten und kann uns überhaupt auch im gemeinen Leben, selbst im Umgange mit edeln Freunden, schaden.
6.
Suche weniger selbst zu glänzen, als An¬ dern Gelegenheit zu geben, sich von vortheil¬ haften Seiten zu zeigen, wenn Du gelobt wer¬ den und gefallen willst. Ich habe den Ruf ei¬ nes vernünftigen und witzigen Mannes aus
man¬
ſcheu zu ſeyn: zuerſt die Furcht, unſre Schwaͤ¬ che dadurch aufzudecken und misbraucht zu wer¬ den, und dann die Ueberlegung, daß, wenn man die Leute einmal daran gewoͤhnt hat, ih¬ nen nichts zu verſchweigen, ſie zuletzt von je¬ dem unſrer kleinſten Schritte Rechenſchaft ver¬ langen, alles wiſſen, um alles zu Rathe gezo¬ gen werden wollen: Allein eben ſo wenig ſoll man uͤbertrieben verſchloſſen ſeyn, ſonſt glau¬ ben ſie, es ſtecke hinter allem, was wir thun, etwas Bedeutendes, oder gar Gefaͤhrliches, und das kann uns in unangenehme Verlegen¬ heit verwickeln, und veranlaſſen, daß wir ver¬ kannt werden, unter andern in fremden Laͤn¬ dern, auf Reiſen, bey manchen andern Gele¬ genheiten und kann uns uͤberhaupt auch im gemeinen Leben, ſelbſt im Umgange mit edeln Freunden, ſchaden.
6.
Suche weniger ſelbſt zu glaͤnzen, als An¬ dern Gelegenheit zu geben, ſich von vortheil¬ haften Seiten zu zeigen, wenn Du gelobt wer¬ den und gefallen willſt. Ich habe den Ruf ei¬ nes vernuͤnftigen und witzigen Mannes aus
man¬
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ſcheu zu ſeyn: zuerſt die Furcht, unſre Schwaͤ¬
che dadurch aufzudecken und misbraucht zu wer¬
den, und dann die Ueberlegung, daß, wenn
man die Leute einmal daran gewoͤhnt hat, ih¬
nen nichts zu verſchweigen, ſie zuletzt von je¬
dem unſrer kleinſten Schritte Rechenſchaft ver¬
langen, alles wiſſen, um alles zu Rathe gezo¬
gen werden wollen: Allein eben ſo wenig ſoll
man uͤbertrieben verſchloſſen ſeyn, ſonſt glau¬
ben ſie, es ſtecke hinter allem, was wir thun,
etwas Bedeutendes, oder gar Gefaͤhrliches,
und das kann uns in unangenehme Verlegen¬
heit verwickeln, und veranlaſſen, daß wir ver¬
kannt werden, unter andern in fremden Laͤn¬
dern, auf Reiſen, bey manchen andern Gele¬
genheiten und kann uns uͤberhaupt auch im
gemeinen Leben, ſelbſt im Umgange mit edeln
Freunden, ſchaden.
6.
Suche weniger ſelbſt zu glaͤnzen, als An¬
dern Gelegenheit zu geben, ſich von vortheil¬
haften Seiten zu zeigen, wenn Du gelobt wer¬
den und gefallen willſt. Ich habe den Ruf ei¬
nes vernuͤnftigen und witzigen Mannes aus
man¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/72>, abgerufen am 28.11.2024.
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