seyn, zum Guten zu würken. Uebrigens wer¬ den vielleicht wenig Menschen in einem so kurzen Zeitraume in so manche sonderbare Verhältnisse und Verbindungen mit andern Menschen aller Art gerathen, als ich, seit ohn¬ gefehr zwanzig Jahren; und da hat man denn schon Gelegenheit, wenn man nicht ganz von der Natur und Erziehung verwahrlost ist, Bemerkungen zu machen, und vor Gefahren zu warnen, die man selbst nicht hat vermeiden können. Daß ich aber itzt einsam und abge¬ zogen lebe, geschieht weder aus Menschenhaß, noch Blödigkeit; Ich habe sehr wichtige Gründe dazu; Allein diese hier weitläuftig zu entwickeln, das hiesse zu viel von mir selbst re¬ den, da ich ohnehin noch, zum Schlusse dieser Einleitung etwas über meine eigenen Erfah¬ rungen werde sagen müssen, bevor ich zum Zwecke komme. -- Also nur noch dieses:
Ich trat als ein sehr junger Mensch, beynahe noch als Kind, schon in die große Welt und auf den Schauplatz des Hofes. Mein Temperament war lebhaft, unruhig, bewegsam, mein Blut warm; die Keime zu
man¬
ſeyn, zum Guten zu wuͤrken. Uebrigens wer¬ den vielleicht wenig Menſchen in einem ſo kurzen Zeitraume in ſo manche ſonderbare Verhaͤltniſſe und Verbindungen mit andern Menſchen aller Art gerathen, als ich, ſeit ohn¬ gefehr zwanzig Jahren; und da hat man denn ſchon Gelegenheit, wenn man nicht ganz von der Natur und Erziehung verwahrloſt iſt, Bemerkungen zu machen, und vor Gefahren zu warnen, die man ſelbſt nicht hat vermeiden koͤnnen. Daß ich aber itzt einſam und abge¬ zogen lebe, geſchieht weder aus Menſchenhaß, noch Bloͤdigkeit; Ich habe ſehr wichtige Gruͤnde dazu; Allein dieſe hier weitlaͤuftig zu entwickeln, das hieſſe zu viel von mir ſelbſt re¬ den, da ich ohnehin noch, zum Schluſſe dieſer Einleitung etwas uͤber meine eigenen Erfah¬ rungen werde ſagen muͤſſen, bevor ich zum Zwecke komme. — Alſo nur noch dieſes:
Ich trat als ein ſehr junger Menſch, beynahe noch als Kind, ſchon in die große Welt und auf den Schauplatz des Hofes. Mein Temperament war lebhaft, unruhig, bewegſam, mein Blut warm; die Keime zu
man¬
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ſeyn, zum Guten zu wuͤrken. Uebrigens wer¬
den vielleicht wenig Menſchen in einem ſo
kurzen Zeitraume in ſo manche ſonderbare
Verhaͤltniſſe und Verbindungen mit andern
Menſchen aller Art gerathen, als ich, ſeit ohn¬
gefehr zwanzig Jahren; und da hat man denn
ſchon Gelegenheit, wenn man nicht ganz von
der Natur und Erziehung verwahrloſt iſt,
Bemerkungen zu machen, und vor Gefahren
zu warnen, die man ſelbſt nicht hat vermeiden
koͤnnen. Daß ich aber itzt einſam und abge¬
zogen lebe, geſchieht weder aus Menſchenhaß,
noch Bloͤdigkeit; Ich habe ſehr wichtige
Gruͤnde dazu; Allein dieſe hier weitlaͤuftig zu
entwickeln, das hieſſe zu viel von mir ſelbſt re¬
den, da ich ohnehin noch, zum Schluſſe dieſer
Einleitung etwas uͤber meine eigenen Erfah¬
rungen werde ſagen muͤſſen, bevor ich zum
Zwecke komme. — Alſo nur noch dieſes:
Ich trat als ein ſehr junger Menſch,
beynahe noch als Kind, ſchon in die große
Welt und auf den Schauplatz des Hofes.
Mein Temperament war lebhaft, unruhig,
bewegſam, mein Blut warm; die Keime zu
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/56>, abgerufen am 25.11.2024.
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