dieselbe den mächtigsten Einfluß auf die Ver¬ schiedenheit der Stimmung in den einzelnen Provinzen und Staaten und unter den man¬ cherley von einander abgesonderten Ständen hat. Eben daher kömmt es, daß unsre Schau¬ spieler, Schauspiel-Dichter und Romanen- Schreiber ein viel schwereres Studium haben, wenn sie alle diese Nuancen kennen, bearbei¬ ten, und dennoch einen Anstrich von origi¬ nellem National-Character wollen durchschim¬ mern lassen; viel schwerer, als in Frankreich, wo die Sitten der verschiedenen Stände und einzelnen Provinzen nicht so sehr gegen einan¬ der abstechen. Eben daher kömmt es, daß man über wenige unsrer literarischen Producte ein allgemein einstimmig beyfälliges Volks-Ur¬ theil hört, daß überhaupt so wenig unsrer Werke als National-Monumente auf die Nach¬ welt kommen, und eben daher endlich kömmt es, daß es so schwer ist, mit Menschen aus allen Ständen und Gegenden in Deutschland umzugehn, und bey Allen gleich wohl gelitten zu seyn, auf Alle gleich vortheilhaft zu wür¬ ken.
Der
dieſelbe den maͤchtigſten Einfluß auf die Ver¬ ſchiedenheit der Stimmung in den einzelnen Provinzen und Staaten und unter den man¬ cherley von einander abgeſonderten Staͤnden hat. Eben daher koͤmmt es, daß unſre Schau¬ ſpieler, Schauſpiel-Dichter und Romanen- Schreiber ein viel ſchwereres Studium haben, wenn ſie alle dieſe Nùancen kennen, bearbei¬ ten, und dennoch einen Anſtrich von origi¬ nellem National-Character wollen durchſchim¬ mern laſſen; viel ſchwerer, als in Frankreich, wo die Sitten der verſchiedenen Staͤnde und einzelnen Provinzen nicht ſo ſehr gegen einan¬ der abſtechen. Eben daher koͤmmt es, daß man uͤber wenige unſrer literariſchen Producte ein allgemein einſtimmig beyfaͤlliges Volks-Ur¬ theil hoͤrt, daß uͤberhaupt ſo wenig unſrer Werke als National-Monumente auf die Nach¬ welt kommen, und eben daher endlich koͤmmt es, daß es ſo ſchwer iſt, mit Menſchen aus allen Staͤnden und Gegenden in Deutſchland umzugehn, und bey Allen gleich wohl gelitten zu ſeyn, auf Alle gleich vortheilhaft zu wuͤr¬ ken.
Der
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[12/0042]
dieſelbe den maͤchtigſten Einfluß auf die Ver¬
ſchiedenheit der Stimmung in den einzelnen
Provinzen und Staaten und unter den man¬
cherley von einander abgeſonderten Staͤnden
hat. Eben daher koͤmmt es, daß unſre Schau¬
ſpieler, Schauſpiel-Dichter und Romanen-
Schreiber ein viel ſchwereres Studium haben,
wenn ſie alle dieſe Nùancen kennen, bearbei¬
ten, und dennoch einen Anſtrich von origi¬
nellem National-Character wollen durchſchim¬
mern laſſen; viel ſchwerer, als in Frankreich,
wo die Sitten der verſchiedenen Staͤnde und
einzelnen Provinzen nicht ſo ſehr gegen einan¬
der abſtechen. Eben daher koͤmmt es, daß
man uͤber wenige unſrer literariſchen Producte
ein allgemein einſtimmig beyfaͤlliges Volks-Ur¬
theil hoͤrt, daß uͤberhaupt ſo wenig unſrer
Werke als National-Monumente auf die Nach¬
welt kommen, und eben daher endlich koͤmmt
es, daß es ſo ſchwer iſt, mit Menſchen aus
allen Staͤnden und Gegenden in Deutſchland
umzugehn, und bey Allen gleich wohl gelitten
zu ſeyn, auf Alle gleich vortheilhaft zu wuͤr¬
ken.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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