des eigenen Interesse, wenn man Gelegenheit hat, ihnen ein besseres Schicksal zu verschaffen, sie zu befördern; Väterliche Sorgsamkeit für ihre Gesundheit, für ehrlichen Erwerb und für ihre sittliche Aufführung -- Das sind die sicher¬ sten Mittel, gut, treu bedient und von De¬ nen, die uns dienen, geliebt zu werden.
5.
Unsre feine Lebensart hat einem der ersten und süßesten Verhältnisse, dem Verhältnisse zwi¬ schen Hausvater und Hausgenossen alle Anmuth, alle Würde genommen. Hausvaters-Rechte und Hausvaters-Freuden sind größtentheil ver¬ schwunden; Die Gesinde werden nicht als Theile der Familien angesehn, sondern als Miethlinge betrachtet, die wir nach Gefallen abschaffen, so wie auch sie uns verlassen können, sobald sie sonst irgendwo mehr Freyheit, mehr Gemächlichkeit, oder reichere Bezahlung zu finden glauben, und ausser den Stunden, die sie unserm Dienste widmen müssen, haben wir kein Recht auf sie, leben nicht unter ihnen, sehen sie nur dann, wenn wir ihnen das Zeichen mit der Schelle geben, und sie nun aus ihren gewöhnlich sehr
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des eigenen Intereſſe, wenn man Gelegenheit hat, ihnen ein beſſeres Schickſal zu verſchaffen, ſie zu befoͤrdern; Vaͤterliche Sorgſamkeit fuͤr ihre Geſundheit, fuͤr ehrlichen Erwerb und fuͤr ihre ſittliche Auffuͤhrung — Das ſind die ſicher¬ ſten Mittel, gut, treu bedient und von De¬ nen, die uns dienen, geliebt zu werden.
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Unſre feine Lebensart hat einem der erſten und ſuͤßeſten Verhaͤltniſſe, dem Verhaͤltniſſe zwi¬ ſchen Hausvater und Hausgenoſſen alle Anmuth, alle Wuͤrde genommen. Hausvaters-Rechte und Hausvaters-Freuden ſind groͤßtentheil ver¬ ſchwunden; Die Geſinde werden nicht als Theile der Familien angeſehn, ſondern als Miethlinge betrachtet, die wir nach Gefallen abſchaffen, ſo wie auch ſie uns verlaſſen koͤnnen, ſobald ſie ſonſt irgendwo mehr Freyheit, mehr Gemaͤchlichkeit, oder reichere Bezahlung zu finden glauben, und auſſer den Stunden, die ſie unſerm Dienſte widmen muͤſſen, haben wir kein Recht auf ſie, leben nicht unter ihnen, ſehen ſie nur dann, wenn wir ihnen das Zeichen mit der Schelle geben, und ſie nun aus ihren gewoͤhnlich ſehr
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des eigenen Intereſſe, wenn man Gelegenheit
hat, ihnen ein beſſeres Schickſal zu verſchaffen,
ſie zu befoͤrdern; Vaͤterliche Sorgſamkeit fuͤr
ihre Geſundheit, fuͤr ehrlichen Erwerb und fuͤr
ihre ſittliche Auffuͤhrung — Das ſind die ſicher¬
ſten Mittel, gut, treu bedient und von De¬
nen, die uns dienen, geliebt zu werden.
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Unſre feine Lebensart hat einem der erſten
und ſuͤßeſten Verhaͤltniſſe, dem Verhaͤltniſſe zwi¬
ſchen Hausvater und Hausgenoſſen alle Anmuth,
alle Wuͤrde genommen. Hausvaters-Rechte und
Hausvaters-Freuden ſind groͤßtentheil ver¬
ſchwunden; Die Geſinde werden nicht als Theile
der Familien angeſehn, ſondern als Miethlinge
betrachtet, die wir nach Gefallen abſchaffen, ſo
wie auch ſie uns verlaſſen koͤnnen, ſobald ſie ſonſt
irgendwo mehr Freyheit, mehr Gemaͤchlichkeit,
oder reichere Bezahlung zu finden glauben, und
auſſer den Stunden, die ſie unſerm Dienſte
widmen muͤſſen, haben wir kein Recht auf ſie,
leben nicht unter ihnen, ſehen ſie nur dann,
wenn wir ihnen das Zeichen mit der Schelle
geben, und ſie nun aus ihren gewoͤhnlich ſehr
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/244>, abgerufen am 16.02.2025.
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