Anzahl Annecdötgen und Einfälle besitzt, die er nun schon so oft seiner Frau, und in deren Gegenwart fremden Leuten ausgekramt hat, daß man dem guten Weibe jedesmal Eckel und Ueberdruß ansieht, so oft er mit einem derglei¬ chen Stückgen angezogen kömmt. Wer gute Bücher liest, Gesellschaften besucht und nach¬ denkt, der wird ja leicht täglich neuen Stoff zu interessanten Gesprächen finden; Aber freylich reicht dieser nicht zu, wenn man den ganzen Tag müßig einander gegenüber sitzt, und man darf sich daher nicht wundern, wenn man sol¬ che Eheleute antrifft, die, um dieser tödtenden Langenweile auszuweichen, wenn grade keine andre Gesellschaft aufzutreiben ist, mit einan¬ der halbe Tage lang Piquet spielen, oder sich zusammen an einer Flasche Wein ergötzen. Sehr gut ist es desfalls, wenn der Mann be¬ stimmte Berufs-Arbeiten hat, die ihn wenig¬ stens einige Stunden täglich an seinen Schreib¬ tisch fesseln, oder ausser Hause rufen, wenn zu¬ weilen kleine Abwesenheiten, Reisen in Ge¬ schäften und dergleichen, seiner Gegenwart neuen Reiz geben. Ihn erwartet dann sehn¬ suchtsvoll die treue Gattinn die indeß ihrem
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Anzahl Annecdoͤtgen und Einfaͤlle beſitzt, die er nun ſchon ſo oft ſeiner Frau, und in deren Gegenwart fremden Leuten ausgekramt hat, daß man dem guten Weibe jedesmal Eckel und Ueberdruß anſieht, ſo oft er mit einem derglei¬ chen Stuͤckgen angezogen koͤmmt. Wer gute Buͤcher lieſt, Geſellſchaften beſucht und nach¬ denkt, der wird ja leicht taͤglich neuen Stoff zu intereſſanten Geſpraͤchen finden; Aber freylich reicht dieſer nicht zu, wenn man den ganzen Tag muͤßig einander gegenuͤber ſitzt, und man darf ſich daher nicht wundern, wenn man ſol¬ che Eheleute antrifft, die, um dieſer toͤdtenden Langenweile auszuweichen, wenn grade keine andre Geſellſchaft aufzutreiben iſt, mit einan¬ der halbe Tage lang Piquet ſpielen, oder ſich zuſammen an einer Flaſche Wein ergoͤtzen. Sehr gut iſt es desfalls, wenn der Mann be¬ ſtimmte Berufs-Arbeiten hat, die ihn wenig¬ ſtens einige Stunden taͤglich an ſeinen Schreib¬ tiſch feſſeln, oder auſſer Hauſe rufen, wenn zu¬ weilen kleine Abweſenheiten, Reiſen in Ge¬ ſchaͤften und dergleichen, ſeiner Gegenwart neuen Reiz geben. Ihn erwartet dann ſehn¬ ſuchtsvoll die treue Gattinn die indeß ihrem
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Anzahl Annecdoͤtgen und Einfaͤlle beſitzt, die
er nun ſchon ſo oft ſeiner Frau, und in deren
Gegenwart fremden Leuten ausgekramt hat,
daß man dem guten Weibe jedesmal Eckel und
Ueberdruß anſieht, ſo oft er mit einem derglei¬
chen Stuͤckgen angezogen koͤmmt. Wer gute
Buͤcher lieſt, Geſellſchaften beſucht und nach¬
denkt, der wird ja leicht taͤglich neuen Stoff zu
intereſſanten Geſpraͤchen finden; Aber freylich
reicht dieſer nicht zu, wenn man den ganzen
Tag muͤßig einander gegenuͤber ſitzt, und man
darf ſich daher nicht wundern, wenn man ſol¬
che Eheleute antrifft, die, um dieſer toͤdtenden
Langenweile auszuweichen, wenn grade keine
andre Geſellſchaft aufzutreiben iſt, mit einan¬
der halbe Tage lang Piquet ſpielen, oder ſich
zuſammen an einer Flaſche Wein ergoͤtzen.
Sehr gut iſt es desfalls, wenn der Mann be¬
ſtimmte Berufs-Arbeiten hat, die ihn wenig¬
ſtens einige Stunden taͤglich an ſeinen Schreib¬
tiſch feſſeln, oder auſſer Hauſe rufen, wenn zu¬
weilen kleine Abweſenheiten, Reiſen in Ge¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/151>, abgerufen am 21.12.2024.
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