Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Cap. Recht d. Unterhandl., ins. durch Gesandte.
Ist der Gesandte zunächst für einen Gegenstand
des Staats- oder landesherrlichen Familien-Cere-
moniels a) abgeordnet, so ist er Ceremoniel-
oder EhrenGesandter (Ministre d'etiquette, de
ceremonie, ou figurant). Ein unabhängiger grös-
serer Staat ertheilt einem solchen, an einen ähn-
lichen Staat abgeordneten Gesandten, in der Re-
gel, den Rang eines Botschafters. Er wählt da-
zu gewöhnlich eine Person von hohem Rang,
welches von dem andern Staat, bei Sendung ei-
nes Gegengesandten, erwiedert zu werden pflegt b).
Ein blosser CeremonielGesandter, ist fast immer
ein ausserordentlicher. Beide Arten von Auf-
trägen, können auch einer Person übertragen
werden.

a) Zu Abstattung einer Danksagung oder eines Glückwunsches,
zu Bezeugung des Beileids (Condolenz), zu Braut- oder
Ehewerbung, zu Vermählung, zu Kindtaufe, zu den ehe-
maligen ObedienzGesandschaften nach Rom, u. d. Moser's
Beyträge, III. 58. -- Auch zu Entschuldigung wegen er-
regten Missfallens, werden bisweilen Gesandte abgeordnet
(ambassades d'excuse). In dem Frieden von Versailles (1685)
zwischen Frankreich und Genua, Art. 1, ward dieses sogar
vertragweise bedungen. Beispiel eines Gesandten dieser Art
von England, 1709 zu Moscau, in Kemmerich's Abh. von
der Unverletzlichkeit der Gesandten, S. 40, u. in Voltaire's
histoire de Russie sous Pierre le Grand, T. Ier, ch. 19.
Aehnliche Beispiele, in dem Mercure historique et politique,
1745, T. II, p. 201 et 638; 1774, T. I, p. 157; in der
Gazette de Francfort, 1813, n° 25 et 27; u. in Moser's
Versuch, III. 104. IV. 621. -- Von Bettelgesandschaften
der Barbaresken, s. Schlözer's Briefwechsel, Th. VII,
p. 235 ff.
b) Rousset, supplement, T. IV, p. 245.
Klüber's Europ. Völkerr. I. 19

III. Cap. Recht d. Unterhandl., ins. durch Gesandte.
Ist der Gesandte zunächst für einen Gegenstand
des Staats- oder landesherrlichen Familien-Cere-
moniels a) abgeordnet, so ist er Ceremoniel-
oder EhrenGesandter (Ministre d’étiquette, de
cérémonie, ou figurant). Ein unabhängiger grös-
serer Staat ertheilt einem solchen, an einen ähn-
lichen Staat abgeordneten Gesandten, in der Re-
gel, den Rang eines Botschafters. Er wählt da-
zu gewöhnlich eine Person von hohem Rang,
welches von dem andern Staat, bei Sendung ei-
nes Gegengesandten, erwiedert zu werden pflegt b).
Ein blosser CeremonielGesandter, ist fast immer
ein ausserordentlicher. Beide Arten von Auf-
trägen, können auch einer Person übertragen
werden.

a) Zu Abstattung einer Danksagung oder eines Glückwunsches,
zu Bezeugung des Beileids (Condolenz), zu Braut- oder
Ehewerbung, zu Vermählung, zu Kindtaufe, zu den ehe-
maligen ObedienzGesandschaften nach Rom, u. d. Moser’s
Beyträge, III. 58. — Auch zu Entschuldigung wegen er-
regten Miſsfallens, werden bisweilen Gesandte abgeordnet
(ambassades d’excuse). In dem Frieden von Versailles (1685)
zwischen Frankreich und Genua, Art. 1, ward dieses sogar
vertragweise bedungen. Beispiel eines Gesandten dieser Art
von England, 1709 zu Moscau, in Kemmerich’s Abh. von
der Unverletzlichkeit der Gesandten, S. 40, u. in Voltaire’s
histoire de Russie sous Pierre le Grand, T. Ier, ch. 19.
Aehnliche Beispiele, in dem Mercure historique et politique,
1745, T. II, p. 201 et 638; 1774, T. I, p. 157; in der
Gazette de Francfort, 1813, n° 25 et 27; u. in Moser’s
Versuch, III. 104. IV. 621. — Von Bettelgesandschaften
der Barbaresken, s. Schlözer’s Briefwechsel, Th. VII,
p. 235 ff.
b) Rousset, supplément, T. IV, p. 245.
Klüber’s Europ. Völkerr. I. 19
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0295" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">III. Cap. Recht d. Unterhandl., ins. durch Gesandte.</hi></fw><lb/>
Ist der Gesandte zunächst für einen Gegenstand<lb/>
des Staats- oder landesherrlichen Familien-Cere-<lb/>
moniels <hi rendition="#i">a</hi>) abgeordnet, so ist er <hi rendition="#i">Ceremoniel</hi>-<lb/>
oder <hi rendition="#i">EhrenGesandter</hi> (Ministre d&#x2019;étiquette, de<lb/>
cérémonie, ou figurant). Ein unabhängiger grös-<lb/>
serer Staat ertheilt einem solchen, an einen ähn-<lb/>
lichen Staat abgeordneten Gesandten, in der Re-<lb/>
gel, den Rang eines Botschafters. Er wählt da-<lb/>
zu gewöhnlich eine Person von hohem Rang,<lb/>
welches von dem andern Staat, bei Sendung ei-<lb/>
nes Gegengesandten, erwiedert zu werden pflegt <hi rendition="#i">b</hi>).<lb/>
Ein blosser CeremonielGesandter, ist fast immer<lb/>
ein ausserordentlicher. Beide Arten von Auf-<lb/>
trägen, können auch <hi rendition="#i">einer</hi> Person übertragen<lb/>
werden.</p><lb/>
                <note place="end" n="a)">Zu Abstattung einer Danksagung oder eines Glückwunsches,<lb/>
zu Bezeugung des Beileids (Condolenz), zu Braut- oder<lb/>
Ehewerbung, zu Vermählung, zu Kindtaufe, zu den ehe-<lb/>
maligen ObedienzGesandschaften nach Rom, u. d. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s<lb/>
Beyträge, III. 58. &#x2014; Auch zu <hi rendition="#i">Entschuldigung</hi> wegen er-<lb/>
regten Mi&#x017F;sfallens, werden bisweilen Gesandte abgeordnet<lb/>
(ambassades d&#x2019;excuse). In dem Frieden von Versailles (1685)<lb/>
zwischen Frankreich und Genua, Art. 1, ward dieses sogar<lb/>
vertragweise bedungen. Beispiel eines Gesandten dieser Art<lb/>
von England, 1709 zu Moscau, in <hi rendition="#k">Kemmerich</hi>&#x2019;s Abh. von<lb/>
der Unverletzlichkeit der Gesandten, S. 40, u. in <hi rendition="#k">Voltaire</hi>&#x2019;s<lb/>
histoire de Russie sous Pierre le Grand, T. I<hi rendition="#sup">er</hi>, ch. 19.<lb/>
Aehnliche Beispiele, in dem Mercure historique et politique,<lb/>
1745, T. II, p. 201 et 638; 1774, T. I, p. 157; in der<lb/>
Gazette de Francfort, 1813, n° 25 et 27; u. in <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s<lb/>
Versuch, III. 104. IV. 621. &#x2014; Von <hi rendition="#i">Bettel</hi>gesandschaften<lb/>
der Barbaresken, s. <hi rendition="#k">Schlözer</hi>&#x2019;s Briefwechsel, Th. VII,<lb/>
p. 235 ff.</note><lb/>
                <note place="end" n="b)"><hi rendition="#k">Rousset</hi>, supplément, T. IV, p. 245.</note><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">Klüber&#x2019;s Europ. Völkerr.</hi> I. 19</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0295] III. Cap. Recht d. Unterhandl., ins. durch Gesandte. Ist der Gesandte zunächst für einen Gegenstand des Staats- oder landesherrlichen Familien-Cere- moniels a) abgeordnet, so ist er Ceremoniel- oder EhrenGesandter (Ministre d’étiquette, de cérémonie, ou figurant). Ein unabhängiger grös- serer Staat ertheilt einem solchen, an einen ähn- lichen Staat abgeordneten Gesandten, in der Re- gel, den Rang eines Botschafters. Er wählt da- zu gewöhnlich eine Person von hohem Rang, welches von dem andern Staat, bei Sendung ei- nes Gegengesandten, erwiedert zu werden pflegt b). Ein blosser CeremonielGesandter, ist fast immer ein ausserordentlicher. Beide Arten von Auf- trägen, können auch einer Person übertragen werden. a⁾ Zu Abstattung einer Danksagung oder eines Glückwunsches, zu Bezeugung des Beileids (Condolenz), zu Braut- oder Ehewerbung, zu Vermählung, zu Kindtaufe, zu den ehe- maligen ObedienzGesandschaften nach Rom, u. d. Moser’s Beyträge, III. 58. — Auch zu Entschuldigung wegen er- regten Miſsfallens, werden bisweilen Gesandte abgeordnet (ambassades d’excuse). In dem Frieden von Versailles (1685) zwischen Frankreich und Genua, Art. 1, ward dieses sogar vertragweise bedungen. Beispiel eines Gesandten dieser Art von England, 1709 zu Moscau, in Kemmerich’s Abh. von der Unverletzlichkeit der Gesandten, S. 40, u. in Voltaire’s histoire de Russie sous Pierre le Grand, T. Ier, ch. 19. Aehnliche Beispiele, in dem Mercure historique et politique, 1745, T. II, p. 201 et 638; 1774, T. I, p. 157; in der Gazette de Francfort, 1813, n° 25 et 27; u. in Moser’s Versuch, III. 104. IV. 621. — Von Bettelgesandschaften der Barbaresken, s. Schlözer’s Briefwechsel, Th. VII, p. 235 ff. b⁾ Rousset, supplément, T. IV, p. 245. Klüber’s Europ. Völkerr. I. 19

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/295
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/295>, abgerufen am 21.11.2024.