Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt (Main), 1817.II. Th. I. Cap. Der Staat a) So in dem wirtemberg. Hausgesetz v. 1808, §. 2 u. 17, in dem baierischen v. 18. Jan. 1816, u. in dem fürstl. lippischen FamilienVertrag über Missheurathen, v. 1808, in Gönners Archiv für die Gesetzgebung, Bd. I (1808. 8.), S. 296. -- Aeltere Beispiele solcher Hausgesetze, seit dem Mittelalter, liefert Pütter, über Missheurathen tentscher Fürsten und Grafen, S. 191 ff., 232 ff. u. 303 ff. -- Der Kaiser und die Reichs- gerichte erkannten Hausgesetze dieser Art, wenn kai- serliche Bestätigung fehlte, nicht für rechtsgültig. Pütter a. a. O., S. 303 ff. u. 420. Mosers Fami- lienStaatsr., I. 129. II. 161 f., 190, 239. Reuss Staatskanzlei, X. 121. -- Die Meinungen der Rechtsleh- rer hierüber, waren getheilt. Vergl. v. Selchows electa, p. 377. G. L. Boehmers Rechtsfälle, Bd. I, Num. 55. (Baz) Histor. Entwickel. des Begriffs un- standesmäs. Ehen, §. 47. Klübers kl. jurist. Biblioth. Bd. VI, S. 440--450. -- Manche neuere Hausgesetze erklären die ohne Einwilligung des Oberhauptes des Regentenhauses, von Mitgliedern des letzten geschlos- senen Ehen, für nichtig. So das angef. wirtemberg. Hausgesetz, §. 18 ff. u. das baierische FamilienGesetz v. 1808, Art. 11 ff. b) Missheurath, überhaupt, ist eine Ehe, welcher, wegen Standesungleichheit der Ehegatten, durch frühere gel- tende Rechtsbestimmung Wirkungen entzogen sind, die nach gemeinen Rechten des Staates, einer gültig geschlossenen Ehe zukommen. -- Die ganze Theorie von Missheurathen sollte, als der Staatsweisheit und dem allgemeinen Rechte fremd, auch schon zur Zeit der Reichsverfassung vielfach bestritten, selbst in dem Gerichtsbrauch der Reichsgerichte schwankend und un- gleichförmig, und in der neuesten Zeit (besonders seit 1806) vielfaltig unbeachtet, aus dem teutschen öffent- lichen Recht überhaupt verbannt (vergl. Gönner a. a. O. S. 305, 308 u. 310), in einzelnen Fällen aber ge- II. Th. I. Cap. Der Staat a) So in dem wirtemberg. Hausgesetz v. 1808, §. 2 u. 17, in dem baierischen v. 18. Jan. 1816, u. in dem fürstl. lippischen FamilienVertrag über Miſsheurathen, v. 1808, in Gönners Archiv für die Gesetzgebung, Bd. I (1808. 8.), S. 296. — Aeltere Beispiele solcher Hausgesetze, seit dem Mittelalter, liefert Pütter, über Miſsheurathen tentscher Fürsten und Grafen, S. 191 ff., 232 ff. u. 303 ff. — Der Kaiser und die Reichs- gerichte erkannten Hausgesetze dieser Art, wenn kai- serliche Bestätigung fehlte, nicht für rechtsgültig. Pütter a. a. O., S. 303 ff. u. 420. Mosers Fami- lienStaatsr., I. 129. II. 161 f., 190, 239. Reuss Staatskanzlei, X. 121. — Die Meinungen der Rechtsleh- rer hierüber, waren getheilt. Vergl. v. Selchows electa, p. 377. G. L. Boehmers Rechtsfälle, Bd. I, Num. 55. (Baz) Histor. Entwickel. des Begriffs un- standesmäs. Ehen, §. 47. Klübers kl. jurist. Biblioth. Bd. VI, S. 440—450. — Manche neuere Hausgesetze erklären die ohne Einwilligung des Oberhauptes des Regentenhauses, von Mitgliedern des letzten geschlos- senen Ehen, für nichtig. So das angef. wirtemberg. Hausgesetz, §. 18 ff. u. das baierische FamilienGesetz v. 1808, Art. 11 ff. b) Miſsheurath, überhaupt, ist eine Ehe, welcher, wegen Standesungleichheit der Ehegatten, durch frühere gel- tende Rechtsbestimmung Wirkungen entzogen sind, die nach gemeinen Rechten des Staates, einer gültig geschlossenen Ehe zukommen. — Die ganze Theorie von Miſsheurathen sollte, als der Staatsweisheit und dem allgemeinen Rechte fremd, auch schon zur Zeit der Reichsverfassung vielfach bestritten, selbst in dem Gerichtsbrauch der Reichsgerichte schwankend und un- gleichförmig, und in der neuesten Zeit (besonders seit 1806) vielfaltig unbeachtet, aus dem teutschen öffent- lichen Recht überhaupt verbannt (vergl. Gönner a. a. O. S. 305, 308 u. 310), in einzelnen Fällen aber ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0302" n="278"/> <fw place="top" type="header">II. Th. I. Cap. Der Staat</fw><lb/> <note place="end" n="a)">So in dem <hi rendition="#i">wirtemberg</hi>. Hausgesetz v. 1808, §. 2 u. 17,<lb/> in dem <hi rendition="#i">baierischen</hi> v. 18. Jan. 1816, u. in dem<lb/> fürstl. <hi rendition="#i">lippischen</hi> FamilienVertrag über Miſsheurathen,<lb/> v. 1808, in <hi rendition="#k">Gönners</hi> Archiv für die Gesetzgebung,<lb/> Bd. 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II. Th. I. Cap. Der Staat
a⁾ So in dem wirtemberg. Hausgesetz v. 1808, §. 2 u. 17,
in dem baierischen v. 18. Jan. 1816, u. in dem
fürstl. lippischen FamilienVertrag über Miſsheurathen,
v. 1808, in Gönners Archiv für die Gesetzgebung,
Bd. I (1808. 8.), S. 296. — Aeltere Beispiele solcher
Hausgesetze, seit dem Mittelalter, liefert Pütter,
über Miſsheurathen tentscher Fürsten und Grafen, S.
191 ff., 232 ff. u. 303 ff. — Der Kaiser und die Reichs-
gerichte erkannten Hausgesetze dieser Art, wenn kai-
serliche Bestätigung fehlte, nicht für rechtsgültig.
Pütter a. a. O., S. 303 ff. u. 420. Mosers Fami-
lienStaatsr., I. 129. II. 161 f., 190, 239. Reuss
Staatskanzlei, X. 121. — Die Meinungen der Rechtsleh-
rer hierüber, waren getheilt. Vergl. v. Selchows
electa, p. 377. G. L. Boehmers Rechtsfälle, Bd. I,
Num. 55. (Baz) Histor. Entwickel. des Begriffs un-
standesmäs. Ehen, §. 47. Klübers kl. jurist. Biblioth.
Bd. VI, S. 440—450. — Manche neuere Hausgesetze
erklären die ohne Einwilligung des Oberhauptes des
Regentenhauses, von Mitgliedern des letzten geschlos-
senen Ehen, für nichtig. So das angef. wirtemberg.
Hausgesetz, §. 18 ff. u. das baierische FamilienGesetz
v. 1808, Art. 11 ff.
b⁾ Miſsheurath, überhaupt, ist eine Ehe, welcher, wegen
Standesungleichheit der Ehegatten, durch frühere gel-
tende Rechtsbestimmung Wirkungen entzogen sind,
die nach gemeinen Rechten des Staates, einer gültig
geschlossenen Ehe zukommen. — Die ganze Theorie
von Miſsheurathen sollte, als der Staatsweisheit und
dem allgemeinen Rechte fremd, auch schon zur Zeit
der Reichsverfassung vielfach bestritten, selbst in dem
Gerichtsbrauch der Reichsgerichte schwankend und un-
gleichförmig, und in der neuesten Zeit (besonders seit
1806) vielfaltig unbeachtet, aus dem teutschen öffent-
lichen Recht überhaupt verbannt (vergl. Gönner a. a.
O. S. 305, 308 u. 310), in einzelnen Fällen aber ge-
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