Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter dem flüchtigerem Fusse, vom geschärften Stahl
Leicht getragen, scholl schnelleres Getöne der Bahn!
Auf den Moosen in dem grünlichen See,
Floh mit vorüber, wie ich floh, mein Bild.
Aber nun wandelt' an dem Himmel der erhabne Mond
Wolkenlos herauf, nahte die Begeistrung mit ihm,
O wie trunken von dem Mimer! Ich sah
Fern in den Schatten an dem Dichterhain
Braga! Es tönet' an der Schulter ihm kein Köcher
nicht,

Aber unterm Fuß tönete, wie Silber, der Stahl,
Da gewandt er aus der Nacht in den Glanz
Schwebt', und nur leise den Krystall betrat.
Sing, es umkränzete die Schläfen ihm der Eiche
Laub!

Sings, o Bardengesang, schimmernder bereifet war
ihm

Der beschattende glasorische Kranz!
Golden sein Haar, und wie der Kranz bereift!
Feurig beseelet er die Saiten, und der Felsen lernts,
Denn die Telyn scholl! Tapfere belohnte sein Lied,
Und den Weisen! von den Ehren Walhalls
Rauscht' es in freudigerem Strophengang.
Ha, wie sie blutet', und den Adler aus der Wolke rief
Meine Lanze! ... Sangs, schwebte vorüber den Tanz
Des Bardiets wie in Orkanen, izt schnell
Langsamer jetzo, mit gehaltnem Schwung.

Schla-

Unter dem fluͤchtigerem Fuſſe, vom geſchaͤrften Stahl
Leicht getragen, ſcholl ſchnelleres Getoͤne der Bahn!
Auf den Mooſen in dem gruͤnlichen See,
Floh mit voruͤber, wie ich floh, mein Bild.
Aber nun wandelt’ an dem Himmel der erhabne Mond
Wolkenlos herauf, nahte die Begeiſtrung mit ihm,
O wie trunken von dem Mimer! Ich ſah
Fern in den Schatten an dem Dichterhain
Braga! Es toͤnet’ an der Schulter ihm kein Koͤcher
nicht,

Aber unterm Fuß toͤnete, wie Silber, der Stahl,
Da gewandt er aus der Nacht in den Glanz
Schwebt’, und nur leiſe den Kryſtall betrat.
Sing, es umkraͤnzete die Schlaͤfen ihm der Eiche
Laub!

Sings, o Bardengeſang, ſchimmernder bereifet war
ihm

Der beſchattende glaſoriſche Kranz!
Golden ſein Haar, und wie der Kranz bereift!
Feurig beſeelet er die Saiten, und der Felſen lernts,
Denn die Telyn ſcholl! Tapfere belohnte ſein Lied,
Und den Weiſen! von den Ehren Walhalls
Rauſcht’ es in freudigerem Strophengang.
Ha, wie ſie blutet’, und den Adler aus der Wolke rief
Meine Lanze! … Sangs, ſchwebte voruͤber den Tanz
Des Bardiets wie in Orkanen, izt ſchnell
Langſamer jetzo, mit gehaltnem Schwung.

Schla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg>
            <pb facs="#f0166" n="158"/>
            <lg n="165">
              <l><hi rendition="#in">U</hi>nter dem flu&#x0364;chtigerem Fu&#x017F;&#x017F;e, vom ge&#x017F;cha&#x0364;rften Stahl</l><lb/>
              <l>Leicht getragen, &#x017F;choll &#x017F;chnelleres Geto&#x0364;ne der Bahn!</l><lb/>
              <l>Auf den Moo&#x017F;en in dem gru&#x0364;nlichen See,</l><lb/>
              <l>Floh mit voru&#x0364;ber, wie ich floh, mein Bild.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="166">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ber nun wandelt&#x2019; an dem Himmel der erhabne Mond</l><lb/>
              <l>Wolkenlos herauf, nahte die Begei&#x017F;trung mit ihm,</l><lb/>
              <l>O wie trunken von dem Mimer! Ich &#x017F;ah</l><lb/>
              <l>Fern in den Schatten an dem Dichterhain</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="167">
              <l><hi rendition="#in">B</hi>raga! Es to&#x0364;net&#x2019; an der Schulter ihm kein Ko&#x0364;cher<lb/><hi rendition="#et">nicht,</hi></l><lb/>
              <l>Aber unterm Fuß to&#x0364;nete, wie Silber, der Stahl,</l><lb/>
              <l>Da gewandt er aus der Nacht in den Glanz</l><lb/>
              <l>Schwebt&#x2019;, und nur lei&#x017F;e den Kry&#x017F;tall betrat.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="168">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ing, es umkra&#x0364;nzete die Schla&#x0364;fen ihm der Eiche<lb/><hi rendition="#et">Laub!</hi></l><lb/>
              <l>Sings, o Bardenge&#x017F;ang, &#x017F;chimmernder bereifet war<lb/><hi rendition="#et">ihm</hi></l><lb/>
              <l>Der be&#x017F;chattende gla&#x017F;ori&#x017F;che Kranz!</l><lb/>
              <l>Golden &#x017F;ein Haar, und wie der Kranz bereift!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="169">
              <l><hi rendition="#in">F</hi>eurig be&#x017F;eelet er die Saiten, und der Fel&#x017F;en lernts,</l><lb/>
              <l>Denn die Telyn &#x017F;choll! Tapfere belohnte &#x017F;ein Lied,</l><lb/>
              <l>Und den Wei&#x017F;en! von den Ehren Walhalls</l><lb/>
              <l>Rau&#x017F;cht&#x2019; es in freudigerem Strophengang.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="170">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>a, wie &#x017F;ie blutet&#x2019;, und den Adler aus der Wolke rief</l><lb/>
              <l>Meine Lanze! &#x2026; Sangs, &#x017F;chwebte voru&#x0364;ber den Tanz</l><lb/>
              <l>Des Bardiets wie in Orkanen, izt &#x017F;chnell</l><lb/>
              <l>Lang&#x017F;amer jetzo, mit gehaltnem Schwung.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Schla-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0166] Unter dem fluͤchtigerem Fuſſe, vom geſchaͤrften Stahl Leicht getragen, ſcholl ſchnelleres Getoͤne der Bahn! Auf den Mooſen in dem gruͤnlichen See, Floh mit voruͤber, wie ich floh, mein Bild. Aber nun wandelt’ an dem Himmel der erhabne Mond Wolkenlos herauf, nahte die Begeiſtrung mit ihm, O wie trunken von dem Mimer! Ich ſah Fern in den Schatten an dem Dichterhain Braga! Es toͤnet’ an der Schulter ihm kein Koͤcher nicht, Aber unterm Fuß toͤnete, wie Silber, der Stahl, Da gewandt er aus der Nacht in den Glanz Schwebt’, und nur leiſe den Kryſtall betrat. Sing, es umkraͤnzete die Schlaͤfen ihm der Eiche Laub! Sings, o Bardengeſang, ſchimmernder bereifet war ihm Der beſchattende glaſoriſche Kranz! Golden ſein Haar, und wie der Kranz bereift! Feurig beſeelet er die Saiten, und der Felſen lernts, Denn die Telyn ſcholl! Tapfere belohnte ſein Lied, Und den Weiſen! von den Ehren Walhalls Rauſcht’ es in freudigerem Strophengang. Ha, wie ſie blutet’, und den Adler aus der Wolke rief Meine Lanze! … Sangs, ſchwebte voruͤber den Tanz Des Bardiets wie in Orkanen, izt ſchnell Langſamer jetzo, mit gehaltnem Schwung. Schla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/166
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/166>, abgerufen am 24.11.2024.