Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.

Doch daß ihr wißt, wer der sey, der unter den Jsraeliten
Auch gern ein GOtt wär, so höret von mir des Träu-
mers Geschichte.

Hör dus auch im hohen Triumphe, Versammlung | der
Götter.

Unter dem Volke der Juden ist seit undenklichen Zeiten
Eine prophetische Sage gewesen; denn unter der Sonne
Hat dies Volk vor allen Geschlechten am meisten ge-
träumet.

Nach der Prophezeyung entspringt von ihnen ein Hei-
land,

Der sie von ihren umliegenden Feinden auf ewig erlöset,
Und vor allen Völkern ihr Reich zum herrlichsten Reich
macht.

Auch wißt ihr wohl, daß vor wenigen Jahren von unsrer
Gesellschaft

Einige kamen und sagten, sie hätten auf Tabors Gebir-
gen

Eine Versammlung der Engel gesehn, die hätten den Na-
men,

JEsus, unaufhörlich voll Entzückung und Ehrfurcht ge-
nennet,

Daß die Cedern davon bis in die Wolken erbebten,
Daß die Stimmen des hohen Geräusches die Palmen-
wälder

Ganz durchruften, und JEsus allein den Tabor erfüllte.
Drauf gieng mit übermüthigem Stolz, hoch, wie im
Triumphe,

Gabriel vom Tabor zu der Jsraelitinnen einer,
Grüßte sie, wie man Unsterbliche grüßt, und sagt ihr voll
Ehrsurcht,

Von

Der Meſſias.

Doch daß ihr wißt, wer der ſey, der unter den Jſraeliten
Auch gern ein GOtt waͤr, ſo hoͤret von mir des Traͤu-
mers Geſchichte.

Hoͤr dus auch im hohen Triumphe, Verſammlung | der
Goͤtter.

Unter dem Volke der Juden iſt ſeit undenklichen Zeiten
Eine prophetiſche Sage geweſen; denn unter der Sonne
Hat dies Volk vor allen Geſchlechten am meiſten ge-
traͤumet.

Nach der Prophezeyung entſpringt von ihnen ein Hei-
land,

Der ſie von ihren umliegenden Feinden auf ewig erloͤſet,
Und vor allen Voͤlkern ihr Reich zum herrlichſten Reich
macht.

Auch wißt ihr wohl, daß vor wenigen Jahren von unſrer
Geſellſchaft

Einige kamen und ſagten, ſie haͤtten auf Tabors Gebir-
gen

Eine Verſammlung der Engel geſehn, die haͤtten den Na-
men,

JEſus, unaufhoͤrlich voll Entzuͤckung und Ehrfurcht ge-
nennet,

Daß die Cedern davon bis in die Wolken erbebten,
Daß die Stimmen des hohen Geraͤuſches die Palmen-
waͤlder

Ganz durchruften, und JEſus allein den Tabor erfuͤllte.
Drauf gieng mit uͤbermuͤthigem Stolz, hoch, wie im
Triumphe,

Gabriel vom Tabor zu der Jſraelitinnen einer,
Gruͤßte ſie, wie man Unſterbliche gruͤßt, und ſagt ihr voll
Ehrſurcht,

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg n="21">
          <l>
            <pb facs="#f0074" n="70"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Doch daß ihr wißt, wer der &#x017F;ey, der unter den J&#x017F;raeliten</l><lb/>
          <l>Auch gern ein GOtt wa&#x0364;r, &#x017F;o ho&#x0364;ret von mir des Tra&#x0364;u-<lb/><hi rendition="#et">mers Ge&#x017F;chichte.</hi></l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;r dus auch im hohen Triumphe, Ver&#x017F;ammlung | der<lb/><hi rendition="#et">Go&#x0364;tter.</hi></l><lb/>
          <l>Unter dem Volke der Juden i&#x017F;t &#x017F;eit undenklichen Zeiten</l><lb/>
          <l>Eine propheti&#x017F;che Sage gewe&#x017F;en; denn unter der Sonne</l><lb/>
          <l>Hat dies Volk vor allen Ge&#x017F;chlechten am mei&#x017F;ten ge-<lb/><hi rendition="#et">tra&#x0364;umet.</hi></l><lb/>
          <l>Nach der Prophezeyung ent&#x017F;pringt von ihnen ein Hei-<lb/><hi rendition="#et">land,</hi></l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ie von ihren umliegenden Feinden auf ewig erlo&#x0364;&#x017F;et,</l><lb/>
          <l>Und vor allen Vo&#x0364;lkern ihr Reich zum herrlich&#x017F;ten Reich<lb/><hi rendition="#et">macht.</hi></l><lb/>
          <l>Auch wißt ihr wohl, daß vor wenigen Jahren von un&#x017F;rer<lb/><hi rendition="#et">Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi></l><lb/>
          <l>Einige kamen und &#x017F;agten, &#x017F;ie ha&#x0364;tten auf Tabors Gebir-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi></l><lb/>
          <l>Eine Ver&#x017F;ammlung der Engel ge&#x017F;ehn, die ha&#x0364;tten den Na-<lb/><hi rendition="#et">men,</hi></l><lb/>
          <l>JE&#x017F;us, unaufho&#x0364;rlich voll Entzu&#x0364;ckung und Ehrfurcht ge-<lb/><hi rendition="#et">nennet,</hi></l><lb/>
          <l>Daß die Cedern davon bis in die Wolken erbebten,</l><lb/>
          <l>Daß die Stimmen des hohen Gera&#x0364;u&#x017F;ches die Palmen-<lb/><hi rendition="#et">wa&#x0364;lder</hi></l><lb/>
          <l>Ganz durchruften, und JE&#x017F;us allein den Tabor erfu&#x0364;llte.</l><lb/>
          <l>Drauf gieng mit u&#x0364;bermu&#x0364;thigem Stolz, hoch, wie im<lb/><hi rendition="#et">Triumphe,</hi></l><lb/>
          <l>Gabriel vom Tabor zu der J&#x017F;raelitinnen einer,</l><lb/>
          <l>Gru&#x0364;ßte &#x017F;ie, wie man Un&#x017F;terbliche gru&#x0364;ßt, und &#x017F;agt ihr voll<lb/><hi rendition="#et">Ehr&#x017F;urcht,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0074] Der Meſſias. Doch daß ihr wißt, wer der ſey, der unter den Jſraeliten Auch gern ein GOtt waͤr, ſo hoͤret von mir des Traͤu- mers Geſchichte. Hoͤr dus auch im hohen Triumphe, Verſammlung | der Goͤtter. Unter dem Volke der Juden iſt ſeit undenklichen Zeiten Eine prophetiſche Sage geweſen; denn unter der Sonne Hat dies Volk vor allen Geſchlechten am meiſten ge- traͤumet. Nach der Prophezeyung entſpringt von ihnen ein Hei- land, Der ſie von ihren umliegenden Feinden auf ewig erloͤſet, Und vor allen Voͤlkern ihr Reich zum herrlichſten Reich macht. Auch wißt ihr wohl, daß vor wenigen Jahren von unſrer Geſellſchaft Einige kamen und ſagten, ſie haͤtten auf Tabors Gebir- gen Eine Verſammlung der Engel geſehn, die haͤtten den Na- men, JEſus, unaufhoͤrlich voll Entzuͤckung und Ehrfurcht ge- nennet, Daß die Cedern davon bis in die Wolken erbebten, Daß die Stimmen des hohen Geraͤuſches die Palmen- waͤlder Ganz durchruften, und JEſus allein den Tabor erfuͤllte. Drauf gieng mit uͤbermuͤthigem Stolz, hoch, wie im Triumphe, Gabriel vom Tabor zu der Jſraelitinnen einer, Gruͤßte ſie, wie man Unſterbliche gruͤßt, und ſagt ihr voll Ehrſurcht, Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/74
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/74>, abgerufen am 02.05.2024.