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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Dritter Gesang.

Glüht die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie
einer

Von den unsterblichen, welche der Nachwelt ihre Ge-
schäffte

Heiligen, und von Enkel zu Enkel unsterblicher werden.
Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegrenz-
ter und ewig

Geht er von einem Gestirne zum andern. Und war ihr
Geschäffte,

Würdige Lieder von GOtt und seinem Messias zu singen,
Seraphim, so wißt ihr, wie wir sie den Himmeln erzählen.

Seraph Adona sprach itzt: Jakobus der Zebedäide
Jst der, welchen du siehst. Sein edelmüthiger Ehrgeiz
Jst nur auf göttliche Dinge gerichtet. Vor jener Ver-
sammlung

Aller Menschen, vorm grossen Gericht der erwachenden
Todten,

Durch den Ausspruch des ewigen Ersten und seines Ge-
salbten,

Da noch verehrungswürdig zu seyn, ist sein grosses Be-
streben;

Weniger Ehre wär Schmach für seine göttliche Seele.
Wenn er den Mittler erblickt, so geht er entzückt und be-
friedigt

Jhm entgegen, als gieng er ihm schon am ewigen
Throne

Jauchzend entgegen. Jch hab ihn gesehn, da auf Ta-
bors Gebirge

GOttes Gesandten, Elias und Moses dem Mittler er-
schienen.
Siehe

Dritter Geſang.

Gluͤht die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie
einer

Von den unſterblichen, welche der Nachwelt ihre Ge-
ſchaͤffte

Heiligen, und von Enkel zu Enkel unſterblicher werden.
Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegrenz-
ter und ewig

Geht er von einem Geſtirne zum andern. Und war ihr
Geſchaͤffte,

Wuͤrdige Lieder von GOtt und ſeinem Meſſias zu ſingen,
Seraphim, ſo wißt ihr, wie wir ſie den Himmeln erzaͤhlen.

Seraph Adona ſprach itzt: Jakobus der Zebedaͤide
Jſt der, welchen du ſiehſt. Sein edelmuͤthiger Ehrgeiz
Jſt nur auf goͤttliche Dinge gerichtet. Vor jener Ver-
ſammlung

Aller Menſchen, vorm groſſen Gericht der erwachenden
Todten,

Durch den Ausſpruch des ewigen Erſten und ſeines Ge-
ſalbten,

Da noch verehrungswuͤrdig zu ſeyn, iſt ſein groſſes Be-
ſtreben;

Weniger Ehre waͤr Schmach fuͤr ſeine goͤttliche Seele.
Wenn er den Mittler erblickt, ſo geht er entzuͤckt und be-
friedigt

Jhm entgegen, als gieng er ihm ſchon am ewigen
Throne

Jauchzend entgegen. Jch hab ihn geſehn, da auf Ta-
bors Gebirge

GOttes Geſandten, Elias und Moſes dem Mittler er-
ſchienen.
Siehe
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[107/0111] Dritter Geſang. Gluͤht die edle Begierde nach Ruhm. Da geht er, wie einer Von den unſterblichen, welche der Nachwelt ihre Ge- ſchaͤffte Heiligen, und von Enkel zu Enkel unſterblicher werden. Oft bleibt ihr Ruhm nicht auf Erden allein. Unbegrenz- ter und ewig Geht er von einem Geſtirne zum andern. Und war ihr Geſchaͤffte, Wuͤrdige Lieder von GOtt und ſeinem Meſſias zu ſingen, Seraphim, ſo wißt ihr, wie wir ſie den Himmeln erzaͤhlen. Seraph Adona ſprach itzt: Jakobus der Zebedaͤide Jſt der, welchen du ſiehſt. Sein edelmuͤthiger Ehrgeiz Jſt nur auf goͤttliche Dinge gerichtet. Vor jener Ver- ſammlung Aller Menſchen, vorm groſſen Gericht der erwachenden Todten, Durch den Ausſpruch des ewigen Erſten und ſeines Ge- ſalbten, Da noch verehrungswuͤrdig zu ſeyn, iſt ſein groſſes Be- ſtreben; Weniger Ehre waͤr Schmach fuͤr ſeine goͤttliche Seele. Wenn er den Mittler erblickt, ſo geht er entzuͤckt und be- friedigt Jhm entgegen, als gieng er ihm ſchon am ewigen Throne Jauchzend entgegen. Jch hab ihn geſehn, da auf Ta- bors Gebirge GOttes Geſandten, Elias und Moſes dem Mittler er- ſchienen. Siehe

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/111>, abgerufen am 02.05.2024.