Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
Aber die übrigen Eilfe, die JEsum schon lange nicht sahen, Giengen im Dunkeln am Fusse des Oelbergs, und suchten ihn traurig. Ausser G
Aber die uͤbrigen Eilfe, die JEſum ſchon lange nicht ſahen, Giengen im Dunkeln am Fuſſe des Oelbergs, und ſuchten ihn traurig. Auſſer G
<TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0101" n="97"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Gleichwohl blieben noch Zuͤge des unausſprechlichen Laͤ-<lb/><hi rendition="#et">chelns</hi></l><lb/> <l>Jn dem Antlitz voll Gnade zuruͤck. Die Seraphim ſagen,</l><lb/> <l>Damals habe der ewige Vater die andere Thraͤne</l><lb/> <l>Stille geweint. Er weinte die erſte, da Adam verflucht ward.</l><lb/> <l>Alſo ſahn ſie ſich an. Jn feyrender Sabbathſtille</l><lb/> <l>Neigt ſich vor ihnen die ganze Natur. Voll Ehrfurcht und<lb/><hi rendition="#et">wartend</hi></l><lb/> <l>Bleiben die Weltgebaͤu ſtehn, und, auf beyder Anſchaun<lb/><hi rendition="#et">gerichtet,</hi></l><lb/> <l>Geht der betrachtende Cherub in ſtillen Wolken voruͤber,</l><lb/> <l>Auch kam Seraph Eloa, von himmliſchen Wolken umgeben,</l><lb/> <l>Zu der Erden herunter, und ſah von Antlitz zu Antlitz</l><lb/> <l>Den Meſſias, und zaͤhlte die menſchenfreundlichen Thraͤ-<lb/><hi rendition="#et">nen</hi></l><lb/> <l>Alle Thraͤnen, die JEſus weinte. Drauf ſtieg er gen<lb/><hi rendition="#et">Himmel.</hi></l><lb/> <l>Als er hinaufſtieg, erblickt ihn Johannes. Jhm oͤffnete<lb/><hi rendition="#et">JEſus,</hi></l><lb/> <l>Daß er den Seraph erblickte, die Augen. Er ſah ihn und<lb/><hi rendition="#et">ſtaunte,</hi></l><lb/> <l>Und umarmte voll Jnbrunſt den Mittler, und nant ihn<lb/><hi rendition="#et">mit Seufzern</hi></l><lb/> <l>Seinen Erloͤſer und GOtt, mit unausſprechlichen Seuf-<lb/><hi rendition="#et">zern</hi></l><lb/> <l>Nannt er ihn ſo, und blieb bey ihm in ſuͤſſer Umarmung.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aber die uͤbrigen Eilfe, die JEſum ſchon lange nicht<lb/><hi rendition="#et">ſahen,</hi></l><lb/> <l>Giengen im Dunkeln am Fuſſe des Oelbergs, und ſuchten<lb/><hi rendition="#et">ihn traurig.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">Auſſer</fw><lb/></l> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [97/0101]
Dritter Geſang.
Gleichwohl blieben noch Zuͤge des unausſprechlichen Laͤ-
chelns
Jn dem Antlitz voll Gnade zuruͤck. Die Seraphim ſagen,
Damals habe der ewige Vater die andere Thraͤne
Stille geweint. Er weinte die erſte, da Adam verflucht ward.
Alſo ſahn ſie ſich an. Jn feyrender Sabbathſtille
Neigt ſich vor ihnen die ganze Natur. Voll Ehrfurcht und
wartend
Bleiben die Weltgebaͤu ſtehn, und, auf beyder Anſchaun
gerichtet,
Geht der betrachtende Cherub in ſtillen Wolken voruͤber,
Auch kam Seraph Eloa, von himmliſchen Wolken umgeben,
Zu der Erden herunter, und ſah von Antlitz zu Antlitz
Den Meſſias, und zaͤhlte die menſchenfreundlichen Thraͤ-
nen
Alle Thraͤnen, die JEſus weinte. Drauf ſtieg er gen
Himmel.
Als er hinaufſtieg, erblickt ihn Johannes. Jhm oͤffnete
JEſus,
Daß er den Seraph erblickte, die Augen. Er ſah ihn und
ſtaunte,
Und umarmte voll Jnbrunſt den Mittler, und nant ihn
mit Seufzern
Seinen Erloͤſer und GOtt, mit unausſprechlichen Seuf-
zern
Nannt er ihn ſo, und blieb bey ihm in ſuͤſſer Umarmung.
Aber die uͤbrigen Eilfe, die JEſum ſchon lange nicht
ſahen,
Giengen im Dunkeln am Fuſſe des Oelbergs, und ſuchten
ihn traurig.
Auſſer
G
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