[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Trümmer hin, Dampf, Flammen entstiegen der liegenden Trümmer,Schossen, wallten empor, und weit umher in Gehenna Krachten tausendmal tausend Wiederhalle. Der Tempel Stürzet', und keine Trümmer war des gewesenen Zeugin! Jezo wurd' Eloa gewahr in dem Antliz des Mitlers Ein Hinschaun, daß er nieder bey ihm mit vollem Gefühl sank Seiner Endlichkeit. Dumpf brüllt' auf der Satane Rufen, Dumpf scholl's her mit der Woge des Meers zu dem hohen Gestade: Ha! was bin ich geworden? was du geworden? und dennoch Leb' ich! Weh mir, ich lebe! lebest du auch? .. Was säumet Denn sein Donner noch? .. Wird länger nicht säumen! nicht säumen! .. Niedergeschleudert, daß mit die Hölle vergeht, daß die Lasten Jhrer Gebirge, wird bald ... Ha rufet, brüllt es mir zu: Wer, O wer seyd ihr geworden? Jch lieg', hier lieg' ich (Satan Zittert' es, stammelt' es) lieg' an dieser Verwüstung, und starre Weit hinunter gestrekt! .. Wo der Tempel der goldenen Tafel Hatte gestanden, auf dieser geebneten Oede Gefilden Lag Adramelech, und rief, daß der Andern Stimmengetöse Niedersank: Hier lieg' ich, du Weh des Wehes! Gericht du, Dem sie selber verstummen die Donner Gottes! hier starr' ich, Last' ich die Höll', ein Todtengeripp! .. Da der Engel der Erde Jezt die furchtbare Täuschung vernahm, mit der sie sich täuschten, Bebt' er zurük. Die verworfenen Seelen, mit ihnen die Seelen Philo's, Jschariots Seele mit ihnen, waren, wie Wolken Aus den Fernen herüber zum todten Meere gezogen. Jezo sahn sie den Richter nicht mehr; sahn über dem ofnen Schreckengefild weit ausgebreitet Todtengerippe, Engel-
Der Meſſias. Truͤmmer hin, Dampf, Flammen entſtiegen der liegenden Truͤmmer,Schoſſen, wallten empor, und weit umher in Gehenna Krachten tauſendmal tauſend Wiederhalle. Der Tempel Stuͤrzet’, und keine Truͤmmer war des geweſenen Zeugin! Jezo wurd’ Eloa gewahr in dem Antliz des Mitlers Ein Hinſchaun, daß er nieder bey ihm mit vollem Gefuͤhl ſank Seiner Endlichkeit. Dumpf bruͤllt’ auf der Satane Rufen, Dumpf ſcholl’s her mit der Woge des Meers zu dem hohen Geſtade: Ha! was bin ich geworden? was du geworden? und dennoch Leb’ ich! Weh mir, ich lebe! lebeſt du auch? .. Was ſaͤumet Denn ſein Donner noch? .. Wird laͤnger nicht ſaͤumen! nicht ſaͤumen! .. Niedergeſchleudert, daß mit die Hoͤlle vergeht, daß die Laſten Jhrer Gebirge, wird bald … Ha rufet, bruͤllt es mir zu: Wer, O wer ſeyd ihr geworden? Jch lieg’, hier lieg’ ich (Satan Zittert’ es, ſtammelt’ es) lieg’ an dieſer Verwuͤſtung, und ſtarre Weit hinunter geſtrekt! .. Wo der Tempel der goldenen Tafel Hatte geſtanden, auf dieſer geebneten Oede Gefilden Lag Adramelech, und rief, daß der Andern Stimmengetoͤſe Niederſank: Hier lieg’ ich, du Weh des Wehes! Gericht du, Dem ſie ſelber verſtummen die Donner Gottes! hier ſtarr’ ich, Laſt’ ich die Hoͤll’, ein Todtengeripp! .. Da der Engel der Erde Jezt die furchtbare Taͤuſchung vernahm, mit der ſie ſich taͤuſchten, Bebt’ er zuruͤk. Die verworfenen Seelen, mit ihnen die Seelen Philo’s, Jſchariots Seele mit ihnen, waren, wie Wolken Aus den Fernen heruͤber zum todten Meere gezogen. Jezo ſahn ſie den Richter nicht mehr; ſahn uͤber dem ofnen Schreckengefild weit ausgebreitet Todtengerippe, Engel-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="54"> <pb facs="#f0048" n="48"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meſſias.</hi> </fw><lb/> <l>Truͤmmer hin, Dampf, Flammen entſtiegen der liegenden Truͤmmer,</l><lb/> <l>Schoſſen, wallten empor, und weit umher in Gehenna</l><lb/> <l>Krachten tauſendmal tauſend Wiederhalle. Der Tempel</l><lb/> <l>Stuͤrzet’, und keine Truͤmmer war des geweſenen Zeugin!</l> </lg><lb/> <lg n="55"> <l>Jezo wurd’ Eloa gewahr in dem Antliz des Mitlers</l><lb/> <l>Ein Hinſchaun, daß er nieder bey ihm mit vollem Gefuͤhl ſank</l><lb/> <l>Seiner Endlichkeit. Dumpf bruͤllt’ auf der Satane Rufen,</l><lb/> <l>Dumpf ſcholl’s her mit der Woge des Meers zu dem hohen Geſtade:</l> </lg><lb/> <lg n="56"> <l>Ha! was bin ich geworden? was du geworden? und dennoch</l><lb/> <l>Leb’ ich! Weh mir, ich lebe! lebeſt du auch? .. Was ſaͤumet</l><lb/> <l>Denn ſein Donner noch? .. Wird laͤnger nicht ſaͤumen! nicht ſaͤumen! ..</l><lb/> <l>Niedergeſchleudert, daß mit die Hoͤlle vergeht, daß die Laſten</l><lb/> <l>Jhrer Gebirge, wird bald … Ha rufet, bruͤllt es mir zu: Wer,</l><lb/> <l>O wer ſeyd ihr geworden? Jch lieg’, hier lieg’ ich (Satan</l><lb/> <l>Zittert’ es, ſtammelt’ es) lieg’ an dieſer Verwuͤſtung, und ſtarre</l><lb/> <l>Weit hinunter geſtrekt! .. Wo der Tempel der goldenen Tafel</l><lb/> <l>Hatte geſtanden, auf dieſer geebneten Oede Gefilden</l><lb/> <l>Lag Adramelech, und rief, daß der Andern Stimmengetoͤſe</l><lb/> <l>Niederſank: Hier lieg’ ich, du Weh des Wehes! Gericht du,</l><lb/> <l>Dem ſie ſelber verſtummen die Donner Gottes! hier ſtarr’ ich,</l><lb/> <l>Laſt’ ich die Hoͤll’, ein Todtengeripp! .. Da der Engel der Erde</l><lb/> <l>Jezt die furchtbare Taͤuſchung vernahm, mit der ſie ſich taͤuſchten,</l><lb/> <l>Bebt’ er zuruͤk. Die verworfenen Seelen, mit ihnen die Seelen</l><lb/> <l>Philo’s, Jſchariots Seele mit ihnen, waren, wie Wolken</l><lb/> <l>Aus den Fernen heruͤber zum todten Meere gezogen.</l> </lg><lb/> <lg n="57"> <l>Jezo ſahn ſie den Richter nicht mehr; ſahn uͤber dem ofnen</l><lb/> <l>Schreckengefild weit ausgebreitet Todtengerippe,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Engel-</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
Der Meſſias.
Truͤmmer hin, Dampf, Flammen entſtiegen der liegenden Truͤmmer,
Schoſſen, wallten empor, und weit umher in Gehenna
Krachten tauſendmal tauſend Wiederhalle. Der Tempel
Stuͤrzet’, und keine Truͤmmer war des geweſenen Zeugin!
Jezo wurd’ Eloa gewahr in dem Antliz des Mitlers
Ein Hinſchaun, daß er nieder bey ihm mit vollem Gefuͤhl ſank
Seiner Endlichkeit. Dumpf bruͤllt’ auf der Satane Rufen,
Dumpf ſcholl’s her mit der Woge des Meers zu dem hohen Geſtade:
Ha! was bin ich geworden? was du geworden? und dennoch
Leb’ ich! Weh mir, ich lebe! lebeſt du auch? .. Was ſaͤumet
Denn ſein Donner noch? .. Wird laͤnger nicht ſaͤumen! nicht ſaͤumen! ..
Niedergeſchleudert, daß mit die Hoͤlle vergeht, daß die Laſten
Jhrer Gebirge, wird bald … Ha rufet, bruͤllt es mir zu: Wer,
O wer ſeyd ihr geworden? Jch lieg’, hier lieg’ ich (Satan
Zittert’ es, ſtammelt’ es) lieg’ an dieſer Verwuͤſtung, und ſtarre
Weit hinunter geſtrekt! .. Wo der Tempel der goldenen Tafel
Hatte geſtanden, auf dieſer geebneten Oede Gefilden
Lag Adramelech, und rief, daß der Andern Stimmengetoͤſe
Niederſank: Hier lieg’ ich, du Weh des Wehes! Gericht du,
Dem ſie ſelber verſtummen die Donner Gottes! hier ſtarr’ ich,
Laſt’ ich die Hoͤll’, ein Todtengeripp! .. Da der Engel der Erde
Jezt die furchtbare Taͤuſchung vernahm, mit der ſie ſich taͤuſchten,
Bebt’ er zuruͤk. Die verworfenen Seelen, mit ihnen die Seelen
Philo’s, Jſchariots Seele mit ihnen, waren, wie Wolken
Aus den Fernen heruͤber zum todten Meere gezogen.
Jezo ſahn ſie den Richter nicht mehr; ſahn uͤber dem ofnen
Schreckengefild weit ausgebreitet Todtengerippe,
Engel-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |