[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Zoar, gefallen! .. Auch hier vereint uns beyde die Freundschaft,Ewig ist nun, o Seba, ihr Bund! Der Unsterbliche hört' es, Schwieg. Sie standen vor Tabors Gericht. Dem Unsterblichen sagten's Winke des Richters. Er führte. Nicht lange, so kam aus den Fernen Einer Oeb' ein Todesengel. Er wandelte langsam, Aber gerad' auf sie zu. Des schrecklichen Unbekannten Richtung und Gang schien, wünschte man ihm zu entfliehn, unentfliehbar. Noch war zwischen den Dreyen, und zwischen dem Engel des Todes Weite, wie Meere. Doch Zoar, als er die Eile des Seraphs Sah, des Geleiters, der sie aus jener ernsten Versammlung Hatte geführet, weg sie geführt von dem Antlitz des Einen, Welcher vor allen ihm schien ein Hocherhabener, Zoar Als er des Todesengels Herüberschauen erblickte, Ueberströmt' es, wie Schrecken. Er säumte. Der Todesengel Stand vor ihnen, und hielt die hohe Flamme gen Himmel: Du bist angenommen! .. und du verworfen! Er wandte Sich mit dem Donnerworte zu Seba. Als dieser zu hören Wieder vermocht', erscholl das zweyte Wort des Verderbers: Scheidet! .. O Himmel, und Erd', und alles, was heilig ist, Menschen, Engel, und all' ihr Wesen der ewigen Dauer! verworfen? Scheiden! Verworfen! hast du, hast, Donnerer, scheidet! gerufen; Macht der Mächte, wer bist du? .. Ach Seba, Seba! Geliebter! Auserkohrner! vor allen mir auserkohren, so lange Theuer mir, so lange mein Freund! .. Mein Zoar! Auf ewig, Donnerer eines Gerichts, das meiner Erkenntniß zu hoch ist? Ob auf ewig? fragest du mich. (Jndeß war des Führers Schim-
Der Meſſias. Zoar, gefallen! .. Auch hier vereint uns beyde die Freundſchaft,Ewig iſt nun, o Seba, ihr Bund! Der Unſterbliche hoͤrt’ es, Schwieg. Sie ſtanden vor Tabors Gericht. Dem Unſterblichen ſagten’s Winke des Richters. Er fuͤhrte. Nicht lange, ſo kam aus den Fernen Einer Oeb’ ein Todesengel. Er wandelte langſam, Aber gerad’ auf ſie zu. Des ſchrecklichen Unbekannten Richtung und Gang ſchien, wuͤnſchte man ihm zu entfliehn, unentfliehbar. Noch war zwiſchen den Dreyen, und zwiſchen dem Engel des Todes Weite, wie Meere. Doch Zoar, als er die Eile des Seraphs Sah, des Geleiters, der ſie aus jener ernſten Verſammlung Hatte gefuͤhret, weg ſie gefuͤhrt von dem Antlitz des Einen, Welcher vor allen ihm ſchien ein Hocherhabener, Zoar Als er des Todesengels Heruͤberſchauen erblickte, Ueberſtroͤmt’ es, wie Schrecken. Er ſaͤumte. Der Todesengel Stand vor ihnen, und hielt die hohe Flamme gen Himmel: Du biſt angenommen! .. und du verworfen! Er wandte Sich mit dem Donnerworte zu Seba. Als dieſer zu hoͤren Wieder vermocht’, erſcholl das zweyte Wort des Verderbers: Scheidet! .. O Himmel, und Erd’, und alles, was heilig iſt, Menſchen, Engel, und all’ ihr Weſen der ewigen Dauer! verworfen? Scheiden! Verworfen! haſt du, haſt, Donnerer, ſcheidet! gerufen; Macht der Maͤchte, wer biſt du? .. Ach Seba, Seba! Geliebter! Auserkohrner! vor allen mir auserkohren, ſo lange Theuer mir, ſo lange mein Freund! .. Mein Zoar! Auf ewig, Donnerer eines Gerichts, das meiner Erkenntniß zu hoch iſt? Ob auf ewig? frageſt du mich. (Jndeß war des Fuͤhrers Schim-
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Der Meſſias.
Zoar, gefallen! .. Auch hier vereint uns beyde die Freundſchaft,
Ewig iſt nun, o Seba, ihr Bund! Der Unſterbliche hoͤrt’ es,
Schwieg. Sie ſtanden vor Tabors Gericht. Dem Unſterblichen ſagten’s
Winke des Richters. Er fuͤhrte. Nicht lange, ſo kam aus den Fernen
Einer Oeb’ ein Todesengel. Er wandelte langſam,
Aber gerad’ auf ſie zu. Des ſchrecklichen Unbekannten
Richtung und Gang ſchien, wuͤnſchte man ihm zu entfliehn, unentfliehbar.
Noch war zwiſchen den Dreyen, und zwiſchen dem Engel des Todes
Weite, wie Meere. Doch Zoar, als er die Eile des Seraphs
Sah, des Geleiters, der ſie aus jener ernſten Verſammlung
Hatte gefuͤhret, weg ſie gefuͤhrt von dem Antlitz des Einen,
Welcher vor allen ihm ſchien ein Hocherhabener, Zoar
Als er des Todesengels Heruͤberſchauen erblickte,
Ueberſtroͤmt’ es, wie Schrecken. Er ſaͤumte. Der Todesengel
Stand vor ihnen, und hielt die hohe Flamme gen Himmel:
Du biſt angenommen! .. und du verworfen! Er wandte
Sich mit dem Donnerworte zu Seba. Als dieſer zu hoͤren
Wieder vermocht’, erſcholl das zweyte Wort des Verderbers:
Scheidet! .. O Himmel, und Erd’, und alles, was heilig iſt,
Menſchen,
Engel, und all’ ihr Weſen der ewigen Dauer! verworfen?
Scheiden! Verworfen! haſt du, haſt, Donnerer, ſcheidet! gerufen;
Macht der Maͤchte, wer biſt du? .. Ach Seba, Seba! Geliebter!
Auserkohrner! vor allen mir auserkohren, ſo lange
Theuer mir, ſo lange mein Freund! .. Mein Zoar! Auf ewig,
Donnerer eines Gerichts, das meiner Erkenntniß zu hoch iſt?
Ob auf ewig? frageſt du mich. (Jndeß war des Fuͤhrers
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