Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Ein bethränter Pfad! O besingt, Graberben!
Erben des Lichts! Brüder dessen, der starb!
Den Pfad von den Leiden herauf
Zum Gerichtstul! Denn ihr richtet!

Labyrinth war, Erben! der Weg an dunkeln
Felsen empor! Grabnacht hüllt' ihn euch ein.
Das Blut der Entsündigung rann;
Und Gericht hält, wer erlöst ward!
Jeddo's Sprößling vordem, da er war von Sterblichen sterblich,
Aber jezo ein Sohn der Auferstehung, entschwebte
Seinem Chor, und nahte mit innigfreudiger Demut
Sich dem Verkündeten, hieß die Harf' ihm tönen, und feyrte
Jenen festlichen Tag, da er Zema von fern erblikte.
Trat nicht hinein Josua dort, wo der Vorhang
Niedergesenkt das Geheimniß uns verhüllte?
Dennoch war er nicht rein, und Satan
Rief vor dem Engel es aus.
Reines Gewand gab ihm der Herr, und entlud ihn,
Sünde, von dir! denn es solt' einst sein Erkohrner
Kommen! Zema! so tönt's, es hörten
Zema! die Engel umher.
Siehe, du kamst, Mitler, du kamst! und der Vorhang
Senkt sich nicht mehr! und enthüllt ist das Geheimniß!
Denn ins Heilige ging er Einmal,
Rein durch sich selber, der Sohn!
Ladet

Der Meſſias.
Ein bethraͤnter Pfad! O beſingt, Graberben!
Erben des Lichts! Bruͤder deſſen, der ſtarb!
Den Pfad von den Leiden herauf
Zum Gerichtſtul! Denn ihr richtet!

Labyrinth war, Erben! der Weg an dunkeln
Felſen empor! Grabnacht huͤllt’ ihn euch ein.
Das Blut der Entſuͤndigung rann;
Und Gericht haͤlt, wer erloͤſt ward!
Jeddo’s Sproͤßling vordem, da er war von Sterblichen ſterblich,
Aber jezo ein Sohn der Auferſtehung, entſchwebte
Seinem Chor, und nahte mit innigfreudiger Demut
Sich dem Verkuͤndeten, hieß die Harf’ ihm toͤnen, und feyrte
Jenen feſtlichen Tag, da er Zema von fern erblikte.
Trat nicht hinein Joſua dort, wo der Vorhang
Niedergeſenkt das Geheimniß uns verhuͤllte?
Dennoch war er nicht rein, und Satan
Rief vor dem Engel es aus.
Reines Gewand gab ihm der Herr, und entlud ihn,
Suͤnde, von dir! denn es ſolt’ einſt ſein Erkohrner
Kommen! Zema! ſo toͤnt’s, es hoͤrten
Zema! die Engel umher.
Siehe, du kamſt, Mitler, du kamſt! und der Vorhang
Senkt ſich nicht mehr! und enthuͤllt iſt das Geheimniß!
Denn ins Heilige ging er Einmal,
Rein durch ſich ſelber, der Sohn!
Ladet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="13">
              <pb facs="#f0164" n="164"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
              <l>Ein bethra&#x0364;nter Pfad! O be&#x017F;ingt, Graberben!</l><lb/>
              <l>Erben des Lichts! Bru&#x0364;der de&#x017F;&#x017F;en, der &#x017F;tarb!</l><lb/>
              <l>Den Pfad von den Leiden herauf</l><lb/>
              <l>Zum Gericht&#x017F;tul! Denn ihr richtet!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Labyrinth war, Erben! der Weg an dunkeln</l><lb/>
              <l>Fel&#x017F;en empor! Grabnacht hu&#x0364;llt&#x2019; ihn euch ein.</l><lb/>
              <l>Das Blut der Ent&#x017F;u&#x0364;ndigung rann;</l><lb/>
              <l>Und Gericht ha&#x0364;lt, wer erlo&#x0364;&#x017F;t ward!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Jeddo&#x2019;s Spro&#x0364;ßling vordem, da er war von Sterblichen &#x017F;terblich,</l><lb/>
              <l>Aber jezo ein Sohn der Aufer&#x017F;tehung, ent&#x017F;chwebte</l><lb/>
              <l>Seinem Chor, und nahte mit innigfreudiger Demut</l><lb/>
              <l>Sich dem Verku&#x0364;ndeten, hieß die Harf&#x2019; ihm to&#x0364;nen, und feyrte</l><lb/>
              <l>Jenen fe&#x017F;tlichen Tag, da er Zema von fern erblikte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Trat nicht hinein Jo&#x017F;ua dort, wo der Vorhang</l><lb/>
              <l>Niederge&#x017F;enkt das Geheimniß uns verhu&#x0364;llte?</l><lb/>
              <l>Dennoch war er nicht rein, und Satan</l><lb/>
              <l>Rief vor dem Engel es aus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Reines Gewand gab ihm der Herr, und entlud ihn,</l><lb/>
              <l>Su&#x0364;nde, von dir! denn es &#x017F;olt&#x2019; ein&#x017F;t &#x017F;ein Erkohrner</l><lb/>
              <l>Kommen! Zema! &#x017F;o to&#x0364;nt&#x2019;s, es ho&#x0364;rten</l><lb/>
              <l>Zema! die Engel umher.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Siehe, du kam&#x017F;t, Mitler, du kam&#x017F;t! und der Vorhang</l><lb/>
              <l>Senkt &#x017F;ich nicht mehr! und enthu&#x0364;llt i&#x017F;t das Geheimniß!</l><lb/>
              <l>Denn ins Heilige ging er Einmal,</l><lb/>
              <l>Rein durch &#x017F;ich &#x017F;elber, der Sohn!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ladet</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0164] Der Meſſias. Ein bethraͤnter Pfad! O beſingt, Graberben! Erben des Lichts! Bruͤder deſſen, der ſtarb! Den Pfad von den Leiden herauf Zum Gerichtſtul! Denn ihr richtet! Labyrinth war, Erben! der Weg an dunkeln Felſen empor! Grabnacht huͤllt’ ihn euch ein. Das Blut der Entſuͤndigung rann; Und Gericht haͤlt, wer erloͤſt ward! Jeddo’s Sproͤßling vordem, da er war von Sterblichen ſterblich, Aber jezo ein Sohn der Auferſtehung, entſchwebte Seinem Chor, und nahte mit innigfreudiger Demut Sich dem Verkuͤndeten, hieß die Harf’ ihm toͤnen, und feyrte Jenen feſtlichen Tag, da er Zema von fern erblikte. Trat nicht hinein Joſua dort, wo der Vorhang Niedergeſenkt das Geheimniß uns verhuͤllte? Dennoch war er nicht rein, und Satan Rief vor dem Engel es aus. Reines Gewand gab ihm der Herr, und entlud ihn, Suͤnde, von dir! denn es ſolt’ einſt ſein Erkohrner Kommen! Zema! ſo toͤnt’s, es hoͤrten Zema! die Engel umher. Siehe, du kamſt, Mitler, du kamſt! und der Vorhang Senkt ſich nicht mehr! und enthuͤllt iſt das Geheimniß! Denn ins Heilige ging er Einmal, Rein durch ſich ſelber, der Sohn! Ladet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/164
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/164>, abgerufen am 24.11.2024.