[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Neunzehnter Gesang. Jn Gethsemane trof, eh auf dem Hügel sein Haupt sank!..Möcht ich Stephanus Weg, und den Weg des siebenden Jünglings Wallen zu Christus hinauf, zu Benoni hinauf, und zu Samma, Und zu Simeon du, und Jesus Christus!.. Die Nacht nimmt Er dem Auge dann, und trocknet die Thränen dir alle! Bald sank mir die Nacht, dem Lebenden, bald wird, Elkanan, Frömmerer Dulder, auch dir die Nacht, dem Sterbenden, sinken!.. Aber Maria rief mit lauter Stimme gen Himmel: Hoherpriester! des Ewigen Sohn, ich gebahr, ich gebahr dich! Deinen Tod will ich, bis du mir rufest, verkünden! Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey der Versöhner Gottes!.. Da so sie sich stärkten, und jezt schon, Wie an den Schwellen der ewigen Hütten, Worte des Lebens Sich zuriefen, sahen sie Jesus an einer der Höhen Niederkommen, und gegen sich her den Göttlichen wandeln. Ach schon stand er nahe vor ihnen. Auf einmal umschwebte Aller Augen Entzückung. Wie Frühlingssäuseln im Walde Sanft herrauscht, so ertönte der Redenden leiser Zurnf Und der Weinenden, als die Ueberzeugung vom Himmel Jhnen ward, und verwandelt wurd' ihr Glauben in Schauen! Wie der Waller im Sonnenstrale, der dürstet', und trank, noch Dürstet, und trinkt; so sahn sie mit Himmelsbegierde den Herrn an! Aber er hielt sich nicht mehr, und begann, und sagte zu ihnen: Kindlein, Heil sey und Friede mit euch. Jn dem Hause des Vaters Sind der Wohnungen viel. Jch geh, und bereite darinn euch Stäten, und kehre zu jedem in Tode wieder, und nehm' ihn Auf
Neunzehnter Geſang. Jn Gethſemane trof, eh auf dem Huͤgel ſein Haupt ſank!..Moͤcht ich Stephanus Weg, und den Weg des ſiebenden Juͤnglings Wallen zu Chriſtus hinauf, zu Benoni hinauf, und zu Samma, Und zu Simeon du, und Jeſus Chriſtus!.. Die Nacht nimmt Er dem Auge dann, und trocknet die Thraͤnen dir alle! Bald ſank mir die Nacht, dem Lebenden, bald wird, Elkanan, Froͤmmerer Dulder, auch dir die Nacht, dem Sterbenden, ſinken!.. Aber Maria rief mit lauter Stimme gen Himmel: Hoherprieſter! des Ewigen Sohn, ich gebahr, ich gebahr dich! Deinen Tod will ich, bis du mir rufeſt, verkuͤnden! Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey der Verſoͤhner Gottes!.. Da ſo ſie ſich ſtaͤrkten, und jezt ſchon, Wie an den Schwellen der ewigen Huͤtten, Worte des Lebens Sich zuriefen, ſahen ſie Jeſus an einer der Hoͤhen Niederkommen, und gegen ſich her den Goͤttlichen wandeln. Ach ſchon ſtand er nahe vor ihnen. Auf einmal umſchwebte Aller Augen Entzuͤckung. Wie Fruͤhlingsſaͤuſeln im Walde Sanft herrauſcht, ſo ertoͤnte der Redenden leiſer Zurnf Und der Weinenden, als die Ueberzeugung vom Himmel Jhnen ward, und verwandelt wurd’ ihr Glauben in Schauen! Wie der Waller im Sonnenſtrale, der duͤrſtet’, und trank, noch Duͤrſtet, und trinkt; ſo ſahn ſie mit Himmelsbegierde den Herrn an! Aber er hielt ſich nicht mehr, und begann, und ſagte zu ihnen: Kindlein, Heil ſey und Friede mit euch. Jn dem Hauſe des Vaters Sind der Wohnungen viel. Jch geh, und bereite darinn euch Staͤten, und kehre zu jedem in Tode wieder, und nehm’ ihn Auf
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="57"> <pb facs="#f0143" n="143"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neunzehnter Geſang.</hi> </fw><lb/> <l>Jn Gethſemane trof, eh auf dem Huͤgel ſein Haupt ſank!..</l><lb/> <l>Moͤcht ich Stephanus Weg, und den Weg des ſiebenden Juͤnglings</l><lb/> <l>Wallen zu Chriſtus hinauf, zu Benoni hinauf, und zu Samma,</l><lb/> <l>Und zu Simeon du, und Jeſus Chriſtus!.. Die Nacht nimmt</l><lb/> <l>Er dem Auge dann, und trocknet die Thraͤnen dir alle!</l><lb/> <l>Bald ſank mir die Nacht, dem Lebenden, bald wird, Elkanan,</l><lb/> <l>Froͤmmerer Dulder, auch dir die Nacht, dem Sterbenden, ſinken!..</l> </lg><lb/> <lg n="58"> <l>Aber Maria rief mit lauter Stimme gen Himmel:</l><lb/> <l>Hoherprieſter! des Ewigen Sohn, ich gebahr, ich gebahr dich!</l><lb/> <l>Deinen Tod will ich, bis du mir rufeſt, verkuͤnden!</l><lb/> <l>Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden</l><lb/> <l>Sey der Verſoͤhner Gottes!.. Da ſo ſie ſich ſtaͤrkten, und jezt ſchon,</l><lb/> <l>Wie an den Schwellen der ewigen Huͤtten, Worte des Lebens</l><lb/> <l>Sich zuriefen, ſahen ſie Jeſus an einer der Hoͤhen</l><lb/> <l>Niederkommen, und gegen ſich her den Goͤttlichen wandeln.</l><lb/> <l>Ach ſchon ſtand er nahe vor ihnen. Auf einmal umſchwebte</l><lb/> <l>Aller Augen Entzuͤckung. Wie Fruͤhlingsſaͤuſeln im Walde</l><lb/> <l>Sanft herrauſcht, ſo ertoͤnte der Redenden leiſer Zurnf</l><lb/> <l>Und der Weinenden, als die Ueberzeugung vom Himmel</l><lb/> <l>Jhnen ward, und verwandelt wurd’ ihr Glauben in Schauen!</l><lb/> <l>Wie der Waller im Sonnenſtrale, der duͤrſtet’, und trank, noch</l><lb/> <l>Duͤrſtet, und trinkt; ſo ſahn ſie mit Himmelsbegierde den Herrn an!</l><lb/> <l>Aber er hielt ſich nicht mehr, und begann, und ſagte zu ihnen:</l> </lg><lb/> <lg n="59"> <l>Kindlein, Heil ſey und Friede mit euch. Jn dem Hauſe des Vaters</l><lb/> <l>Sind der Wohnungen viel. Jch geh, und bereite darinn euch</l><lb/> <l>Staͤten, und kehre zu jedem in Tode wieder, und nehm’ ihn</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0143]
Neunzehnter Geſang.
Jn Gethſemane trof, eh auf dem Huͤgel ſein Haupt ſank!..
Moͤcht ich Stephanus Weg, und den Weg des ſiebenden Juͤnglings
Wallen zu Chriſtus hinauf, zu Benoni hinauf, und zu Samma,
Und zu Simeon du, und Jeſus Chriſtus!.. Die Nacht nimmt
Er dem Auge dann, und trocknet die Thraͤnen dir alle!
Bald ſank mir die Nacht, dem Lebenden, bald wird, Elkanan,
Froͤmmerer Dulder, auch dir die Nacht, dem Sterbenden, ſinken!..
Aber Maria rief mit lauter Stimme gen Himmel:
Hoherprieſter! des Ewigen Sohn, ich gebahr, ich gebahr dich!
Deinen Tod will ich, bis du mir rufeſt, verkuͤnden!
Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden
Sey der Verſoͤhner Gottes!.. Da ſo ſie ſich ſtaͤrkten, und jezt ſchon,
Wie an den Schwellen der ewigen Huͤtten, Worte des Lebens
Sich zuriefen, ſahen ſie Jeſus an einer der Hoͤhen
Niederkommen, und gegen ſich her den Goͤttlichen wandeln.
Ach ſchon ſtand er nahe vor ihnen. Auf einmal umſchwebte
Aller Augen Entzuͤckung. Wie Fruͤhlingsſaͤuſeln im Walde
Sanft herrauſcht, ſo ertoͤnte der Redenden leiſer Zurnf
Und der Weinenden, als die Ueberzeugung vom Himmel
Jhnen ward, und verwandelt wurd’ ihr Glauben in Schauen!
Wie der Waller im Sonnenſtrale, der duͤrſtet’, und trank, noch
Duͤrſtet, und trinkt; ſo ſahn ſie mit Himmelsbegierde den Herrn an!
Aber er hielt ſich nicht mehr, und begann, und ſagte zu ihnen:
Kindlein, Heil ſey und Friede mit euch. Jn dem Hauſe des Vaters
Sind der Wohnungen viel. Jch geh, und bereite darinn euch
Staͤten, und kehre zu jedem in Tode wieder, und nehm’ ihn
Auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |