[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Soll ich sehen, den Unerforschten, den Wunderbaren!..Ach zu dem Mahle des Heiles bin ich, und jezo gekommen, Jch, der so elend war, ich selber! Wenn ich hinüber Nach den Hütten der Ewigkeit gehe; so ist es ein zweytes Leben der Seligkeit, das ich alsdann beginne!.. Die Rebe Letzet uns wieder mit ihm in des Vaters Reich! Dann trinken Wir die Ströme des Lebens umsonst!.. Wenn seh ich, wenn seh ich Offen den Himmel, und Jesus stehn zu der Rechte des Vaters? Ach wenn wandl' ich den Weg des siebenden Jünglings? Auch jenen Kelch des Todes trink ich zu seines Todes Gedächtniß!.. Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey der Versöhner!.. Je schwerer über euch kommen die Leiden Dieser Welt, je lauter gen Himmel sie rufen; je mehr sey Euer Leben verborgen mit Christus in Gott!.. Nach der Liebe Mahle, gieng der Versöhner hinaus in Gethsemane. Blut trof Da von des Dulders gesenktem Antlitz herab, mit des Dulders Todesschweiß, nach dem himmlischen Mahle!.. Erbarme dich meiner, Mittler Gottes, den ich verließ, erbarme dich meiner! Laß getreu bis ans Ende mich seyn! Jch säe mit Thränen, Laß mit Freuden mich erndten, Versöhner!.. Mir ward es geordnet, Zweymal zu sterben. Ach pfleget der Schlummer der lieblichen Dämm'rung Nicht dem Schlafe der Nacht, nach kurzem Wachen, zu folgen? Dann, dann letzet die Rebe mit ihm mich im Reiche des Vaters!.. Seines Todes Gedächtniß! O die er mir sandte, Benoni, Und ihr anderen Engel, wo seyd ihr, mit mir euch zu freuen? Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey, der verrathen wurde zum Tod am Kreuze! dem Blut schon Jn
Der Meſſias. Soll ich ſehen, den Unerforſchten, den Wunderbaren!..Ach zu dem Mahle des Heiles bin ich, und jezo gekommen, Jch, der ſo elend war, ich ſelber! Wenn ich hinuͤber Nach den Huͤtten der Ewigkeit gehe; ſo iſt es ein zweytes Leben der Seligkeit, das ich alsdann beginne!.. Die Rebe Letzet uns wieder mit ihm in des Vaters Reich! Dann trinken Wir die Stroͤme des Lebens umſonſt!.. Wenn ſeh ich, wenn ſeh ich Offen den Himmel, und Jeſus ſtehn zu der Rechte des Vaters? Ach wenn wandl’ ich den Weg des ſiebenden Juͤnglings? Auch jenen Kelch des Todes trink ich zu ſeines Todes Gedaͤchtniß!.. Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey der Verſoͤhner!.. Je ſchwerer uͤber euch kommen die Leiden Dieſer Welt, je lauter gen Himmel ſie rufen; je mehr ſey Euer Leben verborgen mit Chriſtus in Gott!.. Nach der Liebe Mahle, gieng der Verſoͤhner hinaus in Gethſemane. Blut trof Da von des Dulders geſenktem Antlitz herab, mit des Dulders Todesſchweiß, nach dem himmliſchen Mahle!.. Erbarme dich meiner, Mittler Gottes, den ich verließ, erbarme dich meiner! Laß getreu bis ans Ende mich ſeyn! Jch ſaͤe mit Thraͤnen, Laß mit Freuden mich erndten, Verſoͤhner!.. Mir ward es geordnet, Zweymal zu ſterben. Ach pfleget der Schlummer der lieblichen Daͤmm’rung Nicht dem Schlafe der Nacht, nach kurzem Wachen, zu folgen? Dann, dann letzet die Rebe mit ihm mich im Reiche des Vaters!.. Seines Todes Gedaͤchtniß! O die er mir ſandte, Benoni, Und ihr anderen Engel, wo ſeyd ihr, mit mir euch zu freuen? Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden Sey, der verrathen wurde zum Tod am Kreuze! dem Blut ſchon Jn
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Der Meſſias.
Soll ich ſehen, den Unerforſchten, den Wunderbaren!..
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Nach den Huͤtten der Ewigkeit gehe; ſo iſt es ein zweytes
Leben der Seligkeit, das ich alsdann beginne!.. Die Rebe
Letzet uns wieder mit ihm in des Vaters Reich! Dann trinken
Wir die Stroͤme des Lebens umſonſt!.. Wenn ſeh ich, wenn ſeh ich
Offen den Himmel, und Jeſus ſtehn zu der Rechte des Vaters?
Ach wenn wandl’ ich den Weg des ſiebenden Juͤnglings? Auch jenen
Kelch des Todes trink ich zu ſeines Todes Gedaͤchtniß!..
Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden
Sey der Verſoͤhner!.. Je ſchwerer uͤber euch kommen die Leiden
Dieſer Welt, je lauter gen Himmel ſie rufen; je mehr ſey
Euer Leben verborgen mit Chriſtus in Gott!.. Nach der Liebe
Mahle, gieng der Verſoͤhner hinaus in Gethſemane. Blut trof
Da von des Dulders geſenktem Antlitz herab, mit des Dulders
Todesſchweiß, nach dem himmliſchen Mahle!.. Erbarme dich meiner,
Mittler Gottes, den ich verließ, erbarme dich meiner!
Laß getreu bis ans Ende mich ſeyn! Jch ſaͤe mit Thraͤnen,
Laß mit Freuden mich erndten, Verſoͤhner!.. Mir ward es geordnet,
Zweymal zu ſterben. Ach pfleget der Schlummer der lieblichen Daͤmm’rung
Nicht dem Schlafe der Nacht, nach kurzem Wachen, zu folgen?
Dann, dann letzet die Rebe mit ihm mich im Reiche des Vaters!..
Seines Todes Gedaͤchtniß! O die er mir ſandte, Benoni,
Und ihr anderen Engel, wo ſeyd ihr, mit mir euch zu freuen?
Hochgelobet im Himmel, und hochgelobet auf Erden
Sey, der verrathen wurde zum Tod am Kreuze! dem Blut ſchon
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