Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Elfter Gesang.
Frühlingsschönheit umgiebt den himmlischen Jüngling. Jch kenn ihn!
Höre sein Schweben! Er gleicht Benoni. Er ist Benoni's
Schützender Engel. Wer ist er? o Seraph, wer ist er? ich kenn' ihn
Nun nicht mehr. Er ist kein Engel, ist keine der Seelen
Jn dem Gewande des Lichts. Doch gleicht er Benoni. Erstanden?
Ach vom Tode wärst du, du himmlischer Jüngling, erstanden?
Komm, beflügle den Schwung, den Harfenklang, den du schwebest,
Wer du auch bist. Vielleicht ein Benoni vor kurzem gestorben
Drüben am Ocean, auferstanden, herübergesendet,
Jrgend ein neues Wunder des großen Erbarmers zu lehren,
Oder selber zu seyn. ... Jetzt hatte dem Harfenklange
Flügel Benoni gegeben, und war leichtschwebend gekommen.

Größter von denen, die Weiber gebahren, von Ewigkeit segne
Dich der Vater der Wesen zu Ewigkeit! Himmlische Bothschaft
Bring' ich: Siehe der heilige Staub, die Todten, erwachen!
Täufer des Herrn, das ganze Gefilde bewegt sich, und rauschet,
Rauschet von Auferstehung! die Todten Gottes erwachen!
Jüngling, wen sahst du, wen sahst du? .. Jch sah den Vater der Menschen!
Henoch, und Elias erstaunten! und Abraham glänzte,
Wie die Heere des Himmels! Auch kam in Purpurgewölke
Jsak. Jch sah, es dankt' ihr Auge gen Himmel erhoben,
Moses und Hiob! ich sah die Sieben, die Märtyrer, kommen,
Und verlor mich in meiner Entzückung. Von Ewigkeit segne
Dich zu Ewigkeit Gott! Auch dich, Johannes, sah ich,
Aber noch nicht erstanden. Bereite dich, Größter von Adam,
Deiner

Elfter Geſang.
Fruͤhlingsſchoͤnheit umgiebt den himmliſchen Juͤngling. Jch kenn ihn!
Hoͤre ſein Schweben! Er gleicht Benoni. Er iſt Benoni’s
Schuͤtzender Engel. Wer iſt er? o Seraph, wer iſt er? ich kenn’ ihn
Nun nicht mehr. Er iſt kein Engel, iſt keine der Seelen
Jn dem Gewande des Lichts. Doch gleicht er Benoni. Erſtanden?
Ach vom Tode waͤrſt du, du himmliſcher Juͤngling, erſtanden?
Komm, befluͤgle den Schwung, den Harfenklang, den du ſchwebeſt,
Wer du auch biſt. Vielleicht ein Benoni vor kurzem geſtorben
Druͤben am Ocean, auferſtanden, heruͤbergeſendet,
Jrgend ein neues Wunder des großen Erbarmers zu lehren,
Oder ſelber zu ſeyn. … Jetzt hatte dem Harfenklange
Fluͤgel Benoni gegeben, und war leichtſchwebend gekommen.

Groͤßter von denen, die Weiber gebahren, von Ewigkeit ſegne
Dich der Vater der Weſen zu Ewigkeit! Himmliſche Bothſchaft
Bring’ ich: Siehe der heilige Staub, die Todten, erwachen!
Taͤufer des Herrn, das ganze Gefilde bewegt ſich, und rauſchet,
Rauſchet von Auferſtehung! die Todten Gottes erwachen!
Juͤngling, wen ſahſt du, wen ſahſt du? .. Jch ſah den Vater der Menſchen!
Henoch, und Elias erſtaunten! und Abraham glaͤnzte,
Wie die Heere des Himmels! Auch kam in Purpurgewoͤlke
Jſak. Jch ſah, es dankt’ ihr Auge gen Himmel erhoben,
Moſes und Hiob! ich ſah die Sieben, die Maͤrtyrer, kommen,
Und verlor mich in meiner Entzuͤckung. Von Ewigkeit ſegne
Dich zu Ewigkeit Gott! Auch dich, Johannes, ſah ich,
Aber noch nicht erſtanden. Bereite dich, Groͤßter von Adam,
Deiner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="150">
            <pb facs="#f0077" n="61"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Elfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <l>Fru&#x0364;hlings&#x017F;cho&#x0364;nheit umgiebt den himmli&#x017F;chen Ju&#x0364;ngling. Jch kenn ihn!</l><lb/>
            <l>Ho&#x0364;re &#x017F;ein Schweben! Er gleicht Benoni. Er i&#x017F;t Benoni&#x2019;s</l><lb/>
            <l>Schu&#x0364;tzender Engel. Wer i&#x017F;t er? o Seraph, wer i&#x017F;t er? ich kenn&#x2019; ihn</l><lb/>
            <l>Nun nicht mehr. Er i&#x017F;t kein Engel, i&#x017F;t keine der Seelen</l><lb/>
            <l>Jn dem Gewande des Lichts. Doch gleicht er Benoni. Er&#x017F;tanden?</l><lb/>
            <l>Ach vom Tode wa&#x0364;r&#x017F;t du, du himmli&#x017F;cher Ju&#x0364;ngling, er&#x017F;tanden?</l><lb/>
            <l>Komm, beflu&#x0364;gle den Schwung, den Harfenklang, den du &#x017F;chwebe&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wer du auch bi&#x017F;t. Vielleicht ein Benoni vor kurzem ge&#x017F;torben</l><lb/>
            <l>Dru&#x0364;ben am Ocean, aufer&#x017F;tanden, heru&#x0364;berge&#x017F;endet,</l><lb/>
            <l>Jrgend ein neues Wunder des großen Erbarmers zu lehren,</l><lb/>
            <l>Oder &#x017F;elber zu &#x017F;eyn. &#x2026; Jetzt hatte dem Harfenklange</l><lb/>
            <l>Flu&#x0364;gel Benoni gegeben, und war leicht&#x017F;chwebend gekommen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="151">
            <l>Gro&#x0364;ßter von denen, die Weiber gebahren, von Ewigkeit &#x017F;egne</l><lb/>
            <l>Dich der Vater der We&#x017F;en zu Ewigkeit! Himmli&#x017F;che Both&#x017F;chaft</l><lb/>
            <l>Bring&#x2019; ich: Siehe der heilige Staub, die Todten, erwachen!</l><lb/>
            <l>Ta&#x0364;ufer des Herrn, das ganze Gefilde bewegt &#x017F;ich, und rau&#x017F;chet,</l><lb/>
            <l>Rau&#x017F;chet von Aufer&#x017F;tehung! die Todten Gottes erwachen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="152">
            <l>Ju&#x0364;ngling, wen &#x017F;ah&#x017F;t du, wen &#x017F;ah&#x017F;t du? .. Jch &#x017F;ah den Vater der Men&#x017F;chen!</l><lb/>
            <l>Henoch, und Elias er&#x017F;taunten! und Abraham gla&#x0364;nzte,</l><lb/>
            <l>Wie die Heere des Himmels! Auch kam in Purpurgewo&#x0364;lke</l><lb/>
            <l>J&#x017F;ak. Jch &#x017F;ah, es dankt&#x2019; ihr Auge gen Himmel erhoben,</l><lb/>
            <l>Mo&#x017F;es und Hiob! ich &#x017F;ah die Sieben, die Ma&#x0364;rtyrer, kommen,</l><lb/>
            <l>Und verlor mich in meiner Entzu&#x0364;ckung. Von Ewigkeit &#x017F;egne</l><lb/>
            <l>Dich zu Ewigkeit Gott! Auch dich, Johannes, &#x017F;ah ich,</l><lb/>
            <l>Aber noch nicht er&#x017F;tanden. Bereite dich, Gro&#x0364;ßter von Adam,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Deiner</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0077] Elfter Geſang. Fruͤhlingsſchoͤnheit umgiebt den himmliſchen Juͤngling. Jch kenn ihn! Hoͤre ſein Schweben! Er gleicht Benoni. Er iſt Benoni’s Schuͤtzender Engel. Wer iſt er? o Seraph, wer iſt er? ich kenn’ ihn Nun nicht mehr. Er iſt kein Engel, iſt keine der Seelen Jn dem Gewande des Lichts. Doch gleicht er Benoni. Erſtanden? Ach vom Tode waͤrſt du, du himmliſcher Juͤngling, erſtanden? Komm, befluͤgle den Schwung, den Harfenklang, den du ſchwebeſt, Wer du auch biſt. Vielleicht ein Benoni vor kurzem geſtorben Druͤben am Ocean, auferſtanden, heruͤbergeſendet, Jrgend ein neues Wunder des großen Erbarmers zu lehren, Oder ſelber zu ſeyn. … Jetzt hatte dem Harfenklange Fluͤgel Benoni gegeben, und war leichtſchwebend gekommen. Groͤßter von denen, die Weiber gebahren, von Ewigkeit ſegne Dich der Vater der Weſen zu Ewigkeit! Himmliſche Bothſchaft Bring’ ich: Siehe der heilige Staub, die Todten, erwachen! Taͤufer des Herrn, das ganze Gefilde bewegt ſich, und rauſchet, Rauſchet von Auferſtehung! die Todten Gottes erwachen! Juͤngling, wen ſahſt du, wen ſahſt du? .. Jch ſah den Vater der Menſchen! Henoch, und Elias erſtaunten! und Abraham glaͤnzte, Wie die Heere des Himmels! Auch kam in Purpurgewoͤlke Jſak. Jch ſah, es dankt’ ihr Auge gen Himmel erhoben, Moſes und Hiob! ich ſah die Sieben, die Maͤrtyrer, kommen, Und verlor mich in meiner Entzuͤckung. Von Ewigkeit ſegne Dich zu Ewigkeit Gott! Auch dich, Johannes, ſah ich, Aber noch nicht erſtanden. Bereite dich, Groͤßter von Adam, Deiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/77
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/77>, abgerufen am 18.04.2024.