[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Elfter Gesang. Schwebe näher, und sieh, rief Josephs Engel, wie herrlich Hier in der Erde die ersten Funken des Lebens beginnen. Und ein sanftes Säufeln entstand in dem Todtengewölbe; Samed wehten die goldenen Locken, und Jsraels Sohne Säuselt' es nach, da er seiner Gebeine Trümmer sich nahte. Aber nun kam mit Eile die neue Schöpfung der Engol Blicke zuvor, und Sameds zuvor. Sie sahn das Geschehne, Und das Geschehende nicht, den Staub verwandelt, und Rahels Sohn erstanden! Er rief: Des Bundes Engel, o der sie Flammend die Nacht und am Tag in der hohen Wolke sie führte, Weg aus Aegyptus Grabe durchs Meer der Schilfe, nach Canan, Daß der Peiniger sank! jetzt sinkt der größre, der Tod sinkt! Aber Jsrael ist in Ephrons Auen, und Rahel, Abraham, Abraham auch! Er riefs, und strahlt' aus dem Grabmaal, Und vor Freude verstummt begleiten die Engel und Samed Seinen wehenden Flug. Schon entschwebt er dem heiligen Haine Mamres in seiner Väter und seiner Brüder Versammlung. O wer hörte genung von himmlischer Harfen Nachhall, Tönen zu lassen, wie sich zu dem zweytenmale der Vater Und der Sohn empfingen, die Brüder den Bruder erkannten, Was die Mutter empfand, da sie ihren Erstling erblickte! Herrlich hatt' ihn die zweyte Schöpfung erschaffen. Sein Traum ging Bis in das ewige Leben. Vor seiner helleren Klarheit Neigten sich seine Brüder, jetzt nicht nur neidlos, mit Freuden Neigten sie sich, und dankten dem Geber der höheren Gnaden. Salems Priester und König begrub bey der Quelle Phiala, Wo er den Heiligen fand, ein Wanderer. Nicht aus Mitleid, Nicht B 4
Elfter Geſang. Schwebe naͤher, und ſieh, rief Joſephs Engel, wie herrlich Hier in der Erde die erſten Funken des Lebens beginnen. Und ein ſanftes Saͤufeln entſtand in dem Todtengewoͤlbe; Samed wehten die goldenen Locken, und Jſraels Sohne Saͤuſelt’ es nach, da er ſeiner Gebeine Truͤmmer ſich nahte. Aber nun kam mit Eile die neue Schoͤpfung der Engol Blicke zuvor, und Sameds zuvor. Sie ſahn das Geſchehne, Und das Geſchehende nicht, den Staub verwandelt, und Rahels Sohn erſtanden! Er rief: Des Bundes Engel, o der ſie Flammend die Nacht und am Tag in der hohen Wolke ſie fuͤhrte, Weg aus Aegyptus Grabe durchs Meer der Schilfe, nach Canan, Daß der Peiniger ſank! jetzt ſinkt der groͤßre, der Tod ſinkt! Aber Jſrael iſt in Ephrons Auen, und Rahel, Abraham, Abraham auch! Er riefs, und ſtrahlt’ aus dem Grabmaal, Und vor Freude verſtummt begleiten die Engel und Samed Seinen wehenden Flug. Schon entſchwebt er dem heiligen Haine Mamres in ſeiner Vaͤter und ſeiner Bruͤder Verſammlung. O wer hoͤrte genung von himmliſcher Harfen Nachhall, Toͤnen zu laſſen, wie ſich zu dem zweytenmale der Vater Und der Sohn empfingen, die Bruͤder den Bruder erkannten, Was die Mutter empfand, da ſie ihren Erſtling erblickte! Herrlich hatt’ ihn die zweyte Schoͤpfung erſchaffen. Sein Traum ging Bis in das ewige Leben. Vor ſeiner helleren Klarheit Neigten ſich ſeine Bruͤder, jetzt nicht nur neidlos, mit Freuden Neigten ſie ſich, und dankten dem Geber der hoͤheren Gnaden. Salems Prieſter und Koͤnig begrub bey der Quelle Phiala, Wo er den Heiligen fand, ein Wanderer. Nicht aus Mitleid, Nicht B 4
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Elfter Geſang.
Schwebe naͤher, und ſieh, rief Joſephs Engel, wie herrlich
Hier in der Erde die erſten Funken des Lebens beginnen.
Und ein ſanftes Saͤufeln entſtand in dem Todtengewoͤlbe;
Samed wehten die goldenen Locken, und Jſraels Sohne
Saͤuſelt’ es nach, da er ſeiner Gebeine Truͤmmer ſich nahte.
Aber nun kam mit Eile die neue Schoͤpfung der Engol
Blicke zuvor, und Sameds zuvor. Sie ſahn das Geſchehne,
Und das Geſchehende nicht, den Staub verwandelt, und Rahels
Sohn erſtanden! Er rief: Des Bundes Engel, o der ſie
Flammend die Nacht und am Tag in der hohen Wolke ſie fuͤhrte,
Weg aus Aegyptus Grabe durchs Meer der Schilfe, nach Canan,
Daß der Peiniger ſank! jetzt ſinkt der groͤßre, der Tod ſinkt!
Aber Jſrael iſt in Ephrons Auen, und Rahel,
Abraham, Abraham auch! Er riefs, und ſtrahlt’ aus dem Grabmaal,
Und vor Freude verſtummt begleiten die Engel und Samed
Seinen wehenden Flug. Schon entſchwebt er dem heiligen Haine
Mamres in ſeiner Vaͤter und ſeiner Bruͤder Verſammlung.
O wer hoͤrte genung von himmliſcher Harfen Nachhall,
Toͤnen zu laſſen, wie ſich zu dem zweytenmale der Vater
Und der Sohn empfingen, die Bruͤder den Bruder erkannten,
Was die Mutter empfand, da ſie ihren Erſtling erblickte!
Herrlich hatt’ ihn die zweyte Schoͤpfung erſchaffen. Sein Traum ging
Bis in das ewige Leben. Vor ſeiner helleren Klarheit
Neigten ſich ſeine Bruͤder, jetzt nicht nur neidlos, mit Freuden
Neigten ſie ſich, und dankten dem Geber der hoͤheren Gnaden.
Salems Prieſter und Koͤnig begrub bey der Quelle Phiala,
Wo er den Heiligen fand, ein Wanderer. Nicht aus Mitleid,
Nicht
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