Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Noch dazu mit Verdruß vor den Fuß der leidenden Armen.
Und sie waren vorüber gegangen. Du siehst nun, so sagte
Zu dem Lahmen der Blinde, daß er der Erscheinung nicht werth ist.

Und der Größte von denen, die Weiber gebahren, der Größte,
Weil er der Menschlichste war, als er Elisa vernommen,
Schwieg! ... Jetzt hatt' er vollendet des furchtbaren Schweigens Urtheil,
Und er sprach zu Elisa: Du sahst ihn wägen! was sahst du?
Christen sah ich versammelt, und Kephas unter den Christen.
Jeder der himmelnahen Versammlung verkaufte sein Erbe,
Gab es zu Aller Gebrauch. Und Joses war einer von ihnen.
Und er verkaufte den Acker, den wir gesehen, und legte
Zu der Apostel Füssen das Silber. Auch kam Ananias;
Aber er brachte nicht Alles. Da sprach, zu dem Täuschenden, Kephas:
Warum erfüllte Satan dein Herz, Ananias, dem Geiste
Gottes zu lügen? und etwas vom Silber des Ackers zu nehmen?
Dein war er, und du hättst ihn behalten können; verkauft war
Auch das Silber noch dein. Warum erkühnte dein Herz sich
Dieser That? Nicht Menschen hast du, Gott hast du gelogen!
Als Ananias von Petrus die Donnerworte vernommen,
Stürzt' er nieder, und starb. Und Schrecken befiel, die es sahen.
Jünglinge nahmen ihn auf, und trugen ihn weg zum Begraben.
Wenige Stunden, da kam das Weib Ananias, Sapphira;
Und sie hatte von dem nicht gehört, was vor kurzem geschehn war.
Petrus befragte sie: Habt ihr das Feld so theuer verkaufet?
Ja so theuer! erwiederte sie. Da sprach zu ihr Kephas:
Warum verbandet ihr euch, den Geist des Herrn zu versuchen?
Siehe,

Der Meſſias.
Noch dazu mit Verdruß vor den Fuß der leidenden Armen.
Und ſie waren voruͤber gegangen. Du ſiehſt nun, ſo ſagte
Zu dem Lahmen der Blinde, daß er der Erſcheinung nicht werth iſt.

Und der Groͤßte von denen, die Weiber gebahren, der Groͤßte,
Weil er der Menſchlichſte war, als er Eliſa vernommen,
Schwieg! … Jetzt hatt’ er vollendet des furchtbaren Schweigens Urtheil,
Und er ſprach zu Eliſa: Du ſahſt ihn waͤgen! was ſahſt du?
Chriſten ſah ich verſammelt, und Kephas unter den Chriſten.
Jeder der himmelnahen Verſammlung verkaufte ſein Erbe,
Gab es zu Aller Gebrauch. Und Joſes war einer von ihnen.
Und er verkaufte den Acker, den wir geſehen, und legte
Zu der Apoſtel Fuͤſſen das Silber. Auch kam Ananias;
Aber er brachte nicht Alles. Da ſprach, zu dem Taͤuſchenden, Kephas:
Warum erfuͤllte Satan dein Herz, Ananias, dem Geiſte
Gottes zu luͤgen? und etwas vom Silber des Ackers zu nehmen?
Dein war er, und du haͤttſt ihn behalten koͤnnen; verkauft war
Auch das Silber noch dein. Warum erkuͤhnte dein Herz ſich
Dieſer That? Nicht Menſchen haſt du, Gott haſt du gelogen!
Als Ananias von Petrus die Donnerworte vernommen,
Stuͤrzt’ er nieder, und ſtarb. Und Schrecken befiel, die es ſahen.
Juͤnglinge nahmen ihn auf, und trugen ihn weg zum Begraben.
Wenige Stunden, da kam das Weib Ananias, Sapphira;
Und ſie hatte von dem nicht gehoͤrt, was vor kurzem geſchehn war.
Petrus befragte ſie: Habt ihr das Feld ſo theuer verkaufet?
Ja ſo theuer! erwiederte ſie. Da ſprach zu ihr Kephas:
Warum verbandet ihr euch, den Geiſt des Herrn zu verſuchen?
Siehe,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="57">
            <pb facs="#f0236" n="220"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <l>Noch dazu mit Verdruß vor den Fuß der leidenden Armen.</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie waren voru&#x0364;ber gegangen. Du &#x017F;ieh&#x017F;t nun, &#x017F;o &#x017F;agte</l><lb/>
            <l>Zu dem Lahmen der Blinde, daß er der Er&#x017F;cheinung nicht werth i&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="58">
            <l>Und der Gro&#x0364;ßte von denen, die Weiber gebahren, der Gro&#x0364;ßte,</l><lb/>
            <l>Weil er der Men&#x017F;chlich&#x017F;te war, als er Eli&#x017F;a vernommen,</l><lb/>
            <l>Schwieg! &#x2026; Jetzt hatt&#x2019; er vollendet des furchtbaren Schweigens Urtheil,</l><lb/>
            <l>Und er &#x017F;prach zu Eli&#x017F;a: Du &#x017F;ah&#x017F;t ihn wa&#x0364;gen! was &#x017F;ah&#x017F;t du?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="59">
            <l>Chri&#x017F;ten &#x017F;ah ich ver&#x017F;ammelt, und Kephas unter den Chri&#x017F;ten.</l><lb/>
            <l>Jeder der himmelnahen Ver&#x017F;ammlung verkaufte &#x017F;ein Erbe,</l><lb/>
            <l>Gab es zu Aller Gebrauch. Und Jo&#x017F;es war einer von ihnen.</l><lb/>
            <l>Und er verkaufte den Acker, den wir ge&#x017F;ehen, und legte</l><lb/>
            <l>Zu der Apo&#x017F;tel Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Silber. Auch kam Ananias;</l><lb/>
            <l>Aber er brachte nicht Alles. Da &#x017F;prach, zu dem Ta&#x0364;u&#x017F;chenden, Kephas:</l><lb/>
            <l>Warum erfu&#x0364;llte Satan dein Herz, Ananias, dem Gei&#x017F;te</l><lb/>
            <l>Gottes zu lu&#x0364;gen? und etwas vom Silber des Ackers zu nehmen?</l><lb/>
            <l>Dein war er, und du ha&#x0364;tt&#x017F;t ihn behalten ko&#x0364;nnen; verkauft war</l><lb/>
            <l>Auch das Silber noch dein. Warum erku&#x0364;hnte dein Herz &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er That? Nicht Men&#x017F;chen ha&#x017F;t du, Gott ha&#x017F;t du gelogen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="60">
            <l>Als Ananias von Petrus die Donnerworte vernommen,</l><lb/>
            <l>Stu&#x0364;rzt&#x2019; er nieder, und &#x017F;tarb. Und Schrecken befiel, die es &#x017F;ahen.</l><lb/>
            <l>Ju&#x0364;nglinge nahmen ihn auf, und trugen ihn weg zum Begraben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="61">
            <l>Wenige Stunden, da kam das Weib Ananias, Sapphira;</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie hatte von dem nicht geho&#x0364;rt, was vor kurzem ge&#x017F;chehn war.</l><lb/>
            <l>Petrus befragte &#x017F;ie: Habt ihr das Feld &#x017F;o theuer verkaufet?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="62">
            <l>Ja &#x017F;o theuer! erwiederte &#x017F;ie. Da &#x017F;prach zu ihr Kephas:</l><lb/>
            <l>Warum verbandet ihr euch, den Gei&#x017F;t des Herrn zu ver&#x017F;uchen?</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Siehe,</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0236] Der Meſſias. Noch dazu mit Verdruß vor den Fuß der leidenden Armen. Und ſie waren voruͤber gegangen. Du ſiehſt nun, ſo ſagte Zu dem Lahmen der Blinde, daß er der Erſcheinung nicht werth iſt. Und der Groͤßte von denen, die Weiber gebahren, der Groͤßte, Weil er der Menſchlichſte war, als er Eliſa vernommen, Schwieg! … Jetzt hatt’ er vollendet des furchtbaren Schweigens Urtheil, Und er ſprach zu Eliſa: Du ſahſt ihn waͤgen! was ſahſt du? Chriſten ſah ich verſammelt, und Kephas unter den Chriſten. Jeder der himmelnahen Verſammlung verkaufte ſein Erbe, Gab es zu Aller Gebrauch. Und Joſes war einer von ihnen. Und er verkaufte den Acker, den wir geſehen, und legte Zu der Apoſtel Fuͤſſen das Silber. Auch kam Ananias; Aber er brachte nicht Alles. Da ſprach, zu dem Taͤuſchenden, Kephas: Warum erfuͤllte Satan dein Herz, Ananias, dem Geiſte Gottes zu luͤgen? und etwas vom Silber des Ackers zu nehmen? Dein war er, und du haͤttſt ihn behalten koͤnnen; verkauft war Auch das Silber noch dein. Warum erkuͤhnte dein Herz ſich Dieſer That? Nicht Menſchen haſt du, Gott haſt du gelogen! Als Ananias von Petrus die Donnerworte vernommen, Stuͤrzt’ er nieder, und ſtarb. Und Schrecken befiel, die es ſahen. Juͤnglinge nahmen ihn auf, und trugen ihn weg zum Begraben. Wenige Stunden, da kam das Weib Ananias, Sapphira; Und ſie hatte von dem nicht gehoͤrt, was vor kurzem geſchehn war. Petrus befragte ſie: Habt ihr das Feld ſo theuer verkaufet? Ja ſo theuer! erwiederte ſie. Da ſprach zu ihr Kephas: Warum verbandet ihr euch, den Geiſt des Herrn zu verſuchen? Siehe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/236
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/236>, abgerufen am 29.03.2024.