Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Und so wartete, bis mit Weisheit von oben der Vater
Alles Lichts mich erleuchtete? Jesus fand mich ja also,
Da er mich in die Versammlungen rief, und segnend mich aufnahm.

Also betet Nephthoa. Sein Engel, der neben ihm schwebte,
Hört' ihn beten, und schrieb mit unauslöschlichen Zügen,
Flammenschrift in sein Buch, ein Buch des Lebens, das alles,
Was mit Gnade vernahm der große Hörer des Himmels
Jn des Knabens Gebet. Jndem die schimmernde Schrift flog
Mit der Hand des Unsterblichen, kam Benoni, und nahte
Sich dem Beter, und ihm. Willst du ihm erscheinen, Benoni?
Rief mit Entzückung der Engel, und reicht' ihm das wehende Buch hin.
Und der Erstandne las. Der Jmmerunsterbliche hält sich
Jn der Freude nicht mehr, und umarmt den himmlischen Jüngling.
Ach Erhörung, Erhörung, von Gottes Throne gesendet,
Rief der freudige Seraph, du bist schon heute gekommen!
Und Benoni nahete mehr. Noch kniete Nephthoa
Und begann von neuem zu beten. Mit herzlicher Frende,
Junigem, ewigem Dank seyst du, o Vater, gepriesen,
Der der Gnaden so viele mir gab. Wie hast du mit Huld mich
Ueberschüttet! Du warst es, du hast mir des grossen Propheten
Segen, du Vater der Ewigkeit, zugesendet, du Vater
Aller Kinder im Himmel, und aller Kinder auf Erden!
Wer beginnet, und wer vollendet, genung dich zu preisen,
Herr der Herrlichkeit, dem ich dieß Auge voll Thränen erhebe?
Jn der Säuglinge Munde so gar hast du dir bereitet,
Herr, dein göttliches Lob. Jch will, wills nicht verschweigen.
Denn du hast dir auch Lob in der Kinder Munde bereitet.
Erst

Der Meſſias.
Und ſo wartete, bis mit Weisheit von oben der Vater
Alles Lichts mich erleuchtete? Jeſus fand mich ja alſo,
Da er mich in die Verſammlungen rief, und ſegnend mich aufnahm.

Alſo betet Nephthoa. Sein Engel, der neben ihm ſchwebte,
Hoͤrt’ ihn beten, und ſchrieb mit unausloͤſchlichen Zuͤgen,
Flammenſchrift in ſein Buch, ein Buch des Lebens, das alles,
Was mit Gnade vernahm der große Hoͤrer des Himmels
Jn des Knabens Gebet. Jndem die ſchimmernde Schrift flog
Mit der Hand des Unſterblichen, kam Benoni, und nahte
Sich dem Beter, und ihm. Willſt du ihm erſcheinen, Benoni?
Rief mit Entzuͤckung der Engel, und reicht’ ihm das wehende Buch hin.
Und der Erſtandne las. Der Jmmerunſterbliche haͤlt ſich
Jn der Freude nicht mehr, und umarmt den himmliſchen Juͤngling.
Ach Erhoͤrung, Erhoͤrung, von Gottes Throne geſendet,
Rief der freudige Seraph, du biſt ſchon heute gekommen!
Und Benoni nahete mehr. Noch kniete Nephthoa
Und begann von neuem zu beten. Mit herzlicher Frende,
Junigem, ewigem Dank ſeyſt du, o Vater, geprieſen,
Der der Gnaden ſo viele mir gab. Wie haſt du mit Huld mich
Ueberſchuͤttet! Du warſt es, du haſt mir des groſſen Propheten
Segen, du Vater der Ewigkeit, zugeſendet, du Vater
Aller Kinder im Himmel, und aller Kinder auf Erden!
Wer beginnet, und wer vollendet, genung dich zu preiſen,
Herr der Herrlichkeit, dem ich dieß Auge voll Thraͤnen erhebe?
Jn der Saͤuglinge Munde ſo gar haſt du dir bereitet,
Herr, dein goͤttliches Lob. Jch will, wills nicht verſchweigen.
Denn du haſt dir auch Lob in der Kinder Munde bereitet.
Erſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <pb facs="#f0218" n="202"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und &#x017F;o wartete, bis mit Weisheit von oben der Vater</l><lb/>
            <l>Alles Lichts mich erleuchtete? Je&#x017F;us fand mich ja al&#x017F;o,</l><lb/>
            <l>Da er mich in die Ver&#x017F;ammlungen rief, und &#x017F;egnend mich aufnahm.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Al&#x017F;o betet Nephthoa. Sein Engel, der neben ihm &#x017F;chwebte,</l><lb/>
            <l>Ho&#x0364;rt&#x2019; ihn beten, und &#x017F;chrieb mit unauslo&#x0364;&#x017F;chlichen Zu&#x0364;gen,</l><lb/>
            <l>Flammen&#x017F;chrift in &#x017F;ein Buch, ein Buch des Lebens, das alles,</l><lb/>
            <l>Was mit Gnade vernahm der große Ho&#x0364;rer des Himmels</l><lb/>
            <l>Jn des Knabens Gebet. Jndem die &#x017F;chimmernde Schrift flog</l><lb/>
            <l>Mit der Hand des Un&#x017F;terblichen, kam Benoni, und nahte</l><lb/>
            <l>Sich dem Beter, und ihm. Will&#x017F;t du ihm er&#x017F;cheinen, Benoni?</l><lb/>
            <l>Rief mit Entzu&#x0364;ckung der Engel, und reicht&#x2019; ihm das wehende Buch hin.</l><lb/>
            <l>Und der Er&#x017F;tandne las. Der Jmmerun&#x017F;terbliche ha&#x0364;lt &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Jn der Freude nicht mehr, und umarmt den himmli&#x017F;chen Ju&#x0364;ngling.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Ach Erho&#x0364;rung, Erho&#x0364;rung, von Gottes Throne ge&#x017F;endet,</l><lb/>
            <l>Rief der freudige Seraph, du bi&#x017F;t &#x017F;chon heute gekommen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Und Benoni nahete mehr. Noch kniete Nephthoa</l><lb/>
            <l>Und begann von neuem zu beten. Mit herzlicher Frende,</l><lb/>
            <l>Junigem, ewigem Dank &#x017F;ey&#x017F;t du, o Vater, geprie&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Der der Gnaden &#x017F;o viele mir gab. Wie ha&#x017F;t du mit Huld mich</l><lb/>
            <l>Ueber&#x017F;chu&#x0364;ttet! Du war&#x017F;t es, du ha&#x017F;t mir des gro&#x017F;&#x017F;en Propheten</l><lb/>
            <l>Segen, du Vater der Ewigkeit, zuge&#x017F;endet, du Vater</l><lb/>
            <l>Aller Kinder im Himmel, und aller Kinder auf Erden!</l><lb/>
            <l>Wer beginnet, und wer vollendet, genung dich zu prei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Herr der Herrlichkeit, dem ich dieß Auge voll Thra&#x0364;nen erhebe?</l><lb/>
            <l>Jn der Sa&#x0364;uglinge Munde &#x017F;o gar ha&#x017F;t du dir bereitet,</l><lb/>
            <l>Herr, dein go&#x0364;ttliches Lob. Jch will, wills nicht ver&#x017F;chweigen.</l><lb/>
            <l>Denn du ha&#x017F;t dir auch Lob in der Kinder Munde bereitet.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Er&#x017F;t</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0218] Der Meſſias. Und ſo wartete, bis mit Weisheit von oben der Vater Alles Lichts mich erleuchtete? Jeſus fand mich ja alſo, Da er mich in die Verſammlungen rief, und ſegnend mich aufnahm. Alſo betet Nephthoa. Sein Engel, der neben ihm ſchwebte, Hoͤrt’ ihn beten, und ſchrieb mit unausloͤſchlichen Zuͤgen, Flammenſchrift in ſein Buch, ein Buch des Lebens, das alles, Was mit Gnade vernahm der große Hoͤrer des Himmels Jn des Knabens Gebet. Jndem die ſchimmernde Schrift flog Mit der Hand des Unſterblichen, kam Benoni, und nahte Sich dem Beter, und ihm. Willſt du ihm erſcheinen, Benoni? Rief mit Entzuͤckung der Engel, und reicht’ ihm das wehende Buch hin. Und der Erſtandne las. Der Jmmerunſterbliche haͤlt ſich Jn der Freude nicht mehr, und umarmt den himmliſchen Juͤngling. Ach Erhoͤrung, Erhoͤrung, von Gottes Throne geſendet, Rief der freudige Seraph, du biſt ſchon heute gekommen! Und Benoni nahete mehr. Noch kniete Nephthoa Und begann von neuem zu beten. Mit herzlicher Frende, Junigem, ewigem Dank ſeyſt du, o Vater, geprieſen, Der der Gnaden ſo viele mir gab. Wie haſt du mit Huld mich Ueberſchuͤttet! Du warſt es, du haſt mir des groſſen Propheten Segen, du Vater der Ewigkeit, zugeſendet, du Vater Aller Kinder im Himmel, und aller Kinder auf Erden! Wer beginnet, und wer vollendet, genung dich zu preiſen, Herr der Herrlichkeit, dem ich dieß Auge voll Thraͤnen erhebe? Jn der Saͤuglinge Munde ſo gar haſt du dir bereitet, Herr, dein goͤttliches Lob. Jch will, wills nicht verſchweigen. Denn du haſt dir auch Lob in der Kinder Munde bereitet. Erſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/218
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/218>, abgerufen am 27.04.2024.