[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Aber mit Segen von Gott zu der Ewigkeit Erndte gesegnet.Auch in dem achten säte Nephthoa der Erndte. Das hatt' er Mit dem strahlenden Tage der Auferstehung begonnen. Und er betete jetzt in der Abenddämmrung, gesunken Auf sein Knie in den Staub, in einem Winkel des Hauses, Wo er wußte, daß keiner ihn fände. So flehte der Knabe: Herr, du hörst mich gewiß, ob ich es gleich nicht erfahre, Daß du mich hörst. Stets komm ich von neuem, und flehe von neuem, Daß du mich hören mögest, o aller Kinder im Himmel Vater, und aller auf Erden! Vor deinem leuchtenden Throne Knien wir Alle: wir Armen auf Erden, denen ihr Erbe Thränen sind, wir knien in Staube; die ausgeweinet Haben, auf schimmernden Wolken; und jene, die niemals weinten, Jn den Strahlen der Sterne, die ungefallnen Engel. Alle flehen von dir mehr Seligkeit; aber mit Ruhe Flehen sie jene dort oben. Denn sie labt Fülle der Freuden. Wir, wir flehen weinend dich an, um Erlösung vom Bösen, Ach Erlösung vom Elend, und Segen zum ewigen Leben. Unvollendet kann der nicht bleiben, den über mich aussprach Dein erhabner Prophet in jener seligsten Stunde Meines Lebens, als er in die große Versammlung mich stellte. Würd' er vollendet, wenn er vergängliche Dinge nur gäbe? Nur Versorgung des Lebens, das schnell, wie die Blume verblühet! Nein, du steigest hinauf in die Ewigkeit, himmlischer Segen Dessen, den Gott nicht nur, die Kranken zu heilen, gesandt hat; Auch zu heilen die Sünder, hat ihn der Erbarmer gesendet. Ach ich kenn' ihn noch nicht den Segen zum ewigen Leben, Weis
Der Meſſias. Aber mit Segen von Gott zu der Ewigkeit Erndte geſegnet.Auch in dem achten ſaͤte Nephthoa der Erndte. Das hatt’ er Mit dem ſtrahlenden Tage der Auferſtehung begonnen. Und er betete jetzt in der Abenddaͤmmrung, geſunken Auf ſein Knie in den Staub, in einem Winkel des Hauſes, Wo er wußte, daß keiner ihn faͤnde. So flehte der Knabe: Herr, du hoͤrſt mich gewiß, ob ich es gleich nicht erfahre, Daß du mich hoͤrſt. Stets komm ich von neuem, und flehe von neuem, Daß du mich hoͤren moͤgeſt, o aller Kinder im Himmel Vater, und aller auf Erden! Vor deinem leuchtenden Throne Knien wir Alle: wir Armen auf Erden, denen ihr Erbe Thraͤnen ſind, wir knien in Staube; die ausgeweinet Haben, auf ſchimmernden Wolken; und jene, die niemals weinten, Jn den Strahlen der Sterne, die ungefallnen Engel. Alle flehen von dir mehr Seligkeit; aber mit Ruhe Flehen ſie jene dort oben. Denn ſie labt Fuͤlle der Freuden. Wir, wir flehen weinend dich an, um Erloͤſung vom Boͤſen, Ach Erloͤſung vom Elend, und Segen zum ewigen Leben. Unvollendet kann der nicht bleiben, den uͤber mich ausſprach Dein erhabner Prophet in jener ſeligſten Stunde Meines Lebens, als er in die große Verſammlung mich ſtellte. Wuͤrd’ er vollendet, wenn er vergaͤngliche Dinge nur gaͤbe? Nur Verſorgung des Lebens, das ſchnell, wie die Blume verbluͤhet! Nein, du ſteigeſt hinauf in die Ewigkeit, himmliſcher Segen Deſſen, den Gott nicht nur, die Kranken zu heilen, geſandt hat; Auch zu heilen die Suͤnder, hat ihn der Erbarmer geſendet. Ach ich kenn’ ihn noch nicht den Segen zum ewigen Leben, Weis
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Der Meſſias.
Aber mit Segen von Gott zu der Ewigkeit Erndte geſegnet.
Auch in dem achten ſaͤte Nephthoa der Erndte. Das hatt’ er
Mit dem ſtrahlenden Tage der Auferſtehung begonnen.
Und er betete jetzt in der Abenddaͤmmrung, geſunken
Auf ſein Knie in den Staub, in einem Winkel des Hauſes,
Wo er wußte, daß keiner ihn faͤnde. So flehte der Knabe:
Herr, du hoͤrſt mich gewiß, ob ich es gleich nicht erfahre,
Daß du mich hoͤrſt. Stets komm ich von neuem, und flehe von neuem,
Daß du mich hoͤren moͤgeſt, o aller Kinder im Himmel
Vater, und aller auf Erden! Vor deinem leuchtenden Throne
Knien wir Alle: wir Armen auf Erden, denen ihr Erbe
Thraͤnen ſind, wir knien in Staube; die ausgeweinet
Haben, auf ſchimmernden Wolken; und jene, die niemals weinten,
Jn den Strahlen der Sterne, die ungefallnen Engel.
Alle flehen von dir mehr Seligkeit; aber mit Ruhe
Flehen ſie jene dort oben. Denn ſie labt Fuͤlle der Freuden.
Wir, wir flehen weinend dich an, um Erloͤſung vom Boͤſen,
Ach Erloͤſung vom Elend, und Segen zum ewigen Leben.
Unvollendet kann der nicht bleiben, den uͤber mich ausſprach
Dein erhabner Prophet in jener ſeligſten Stunde
Meines Lebens, als er in die große Verſammlung mich ſtellte.
Wuͤrd’ er vollendet, wenn er vergaͤngliche Dinge nur gaͤbe?
Nur Verſorgung des Lebens, das ſchnell, wie die Blume verbluͤhet!
Nein, du ſteigeſt hinauf in die Ewigkeit, himmliſcher Segen
Deſſen, den Gott nicht nur, die Kranken zu heilen, geſandt hat;
Auch zu heilen die Suͤnder, hat ihn der Erbarmer geſendet.
Ach ich kenn’ ihn noch nicht den Segen zum ewigen Leben,
Weis
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