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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Dreyzehnter Gesang.
Wird, vor dem Herrlichen, Staub sein Grab, und ein Spiel der Luft seyn
Jener hangende Fels, von dem Angesichte der Erde
Weggewehet, indem sein Haupt der Sieger emporhebt?
Werden wir seiner Herrlichkeit Glanz zu ertragen vermögen?

Ach, kaum fafset mein Herz den Gedanken des süßen Verlangens,
Abraham riefs, den himmelvollen, den Wonnegedanken:
Jch, ich selber, werde das sehn! kein Fremder, ich selber,
Daß der Geopferte Gottes, ein Ueberwinder des Todes,
Jenes Todes, den Er gestorben! ins Leben heraufsteigt!
Halleluja! das werd ich sehn! Er riefs, und der Mond ging
Wieder hervor. Nicht lange, so deckten ihn trübende Wolken.
Hundert ermüdete Wanderer, Männer, und Mütter, und Kinder
Kamen. Sie gingen geführt von dem Monde schneller, er nun schon
Wieder langsam, und waren jetzt in der Heiligen Kreise.
Schrecken ergriff sie auf Einmal. Sie wußten nicht, was sie erschreckte,
Aber sie flohn. Ein rufendes Kind verirrte sich. Eilend
Trat ein Engel herzu, und brachte den bebenden Knaben
Seiner Mutter. Sie wollte dem lieben treuen Gefährten
Danken; allein er war in die Nacht hinüber gegangen.
Nahe bey David hatte der Engel gestanden. Er kam jetzt
Zu dem Geliebten zurück, und David sprach zu dem Engel:
Also führt, der bald nun erstehn, und die Völker der Erde
Sich versammeln wird, durch das erste Leben die Menschen!
Ach, wie freuet sich meine Seele des Herrn! und wie werd ich
Seiner mich freun, wenn er aus dem Felsen des Schlummers erwacht ist!
Jhr, vollendete Fromme, doch deren Leiber noch Staub sind,
Und ihr Frommen, die nie der Verwesung Schrecken durchbebte,
Jhr
G 4

Dreyzehnter Geſang.
Wird, vor dem Herrlichen, Staub ſein Grab, und ein Spiel der Luft ſeyn
Jener hangende Fels, von dem Angeſichte der Erde
Weggewehet, indem ſein Haupt der Sieger emporhebt?
Werden wir ſeiner Herrlichkeit Glanz zu ertragen vermoͤgen?

Ach, kaum fafſet mein Herz den Gedanken des ſuͤßen Verlangens,
Abraham riefs, den himmelvollen, den Wonnegedanken:
Jch, ich ſelber, werde das ſehn! kein Fremder, ich ſelber,
Daß der Geopferte Gottes, ein Ueberwinder des Todes,
Jenes Todes, den Er geſtorben! ins Leben heraufſteigt!
Halleluja! das werd ich ſehn! Er riefs, und der Mond ging
Wieder hervor. Nicht lange, ſo deckten ihn truͤbende Wolken.
Hundert ermuͤdete Wanderer, Maͤnner, und Muͤtter, und Kinder
Kamen. Sie gingen gefuͤhrt von dem Monde ſchneller, er nun ſchon
Wieder langſam, und waren jetzt in der Heiligen Kreiſe.
Schrecken ergriff ſie auf Einmal. Sie wußten nicht, was ſie erſchreckte,
Aber ſie flohn. Ein rufendes Kind verirrte ſich. Eilend
Trat ein Engel herzu, und brachte den bebenden Knaben
Seiner Mutter. Sie wollte dem lieben treuen Gefaͤhrten
Danken; allein er war in die Nacht hinuͤber gegangen.
Nahe bey David hatte der Engel geſtanden. Er kam jetzt
Zu dem Geliebten zuruͤck, und David ſprach zu dem Engel:
Alſo fuͤhrt, der bald nun erſtehn, und die Voͤlker der Erde
Sich verſammeln wird, durch das erſte Leben die Menſchen!
Ach, wie freuet ſich meine Seele des Herrn! und wie werd ich
Seiner mich freun, wenn er aus dem Felſen des Schlummers erwacht iſt!
Jhr, vollendete Fromme, doch deren Leiber noch Staub ſind,
Und ihr Frommen, die nie der Verweſung Schrecken durchbebte,
Jhr
G 4
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[103/0119] Dreyzehnter Geſang. Wird, vor dem Herrlichen, Staub ſein Grab, und ein Spiel der Luft ſeyn Jener hangende Fels, von dem Angeſichte der Erde Weggewehet, indem ſein Haupt der Sieger emporhebt? Werden wir ſeiner Herrlichkeit Glanz zu ertragen vermoͤgen? Ach, kaum fafſet mein Herz den Gedanken des ſuͤßen Verlangens, Abraham riefs, den himmelvollen, den Wonnegedanken: Jch, ich ſelber, werde das ſehn! kein Fremder, ich ſelber, Daß der Geopferte Gottes, ein Ueberwinder des Todes, Jenes Todes, den Er geſtorben! ins Leben heraufſteigt! Halleluja! das werd ich ſehn! Er riefs, und der Mond ging Wieder hervor. Nicht lange, ſo deckten ihn truͤbende Wolken. Hundert ermuͤdete Wanderer, Maͤnner, und Muͤtter, und Kinder Kamen. Sie gingen gefuͤhrt von dem Monde ſchneller, er nun ſchon Wieder langſam, und waren jetzt in der Heiligen Kreiſe. Schrecken ergriff ſie auf Einmal. Sie wußten nicht, was ſie erſchreckte, Aber ſie flohn. Ein rufendes Kind verirrte ſich. Eilend Trat ein Engel herzu, und brachte den bebenden Knaben Seiner Mutter. Sie wollte dem lieben treuen Gefaͤhrten Danken; allein er war in die Nacht hinuͤber gegangen. Nahe bey David hatte der Engel geſtanden. Er kam jetzt Zu dem Geliebten zuruͤck, und David ſprach zu dem Engel: Alſo fuͤhrt, der bald nun erſtehn, und die Voͤlker der Erde Sich verſammeln wird, durch das erſte Leben die Menſchen! Ach, wie freuet ſich meine Seele des Herrn! und wie werd ich Seiner mich freun, wenn er aus dem Felſen des Schlummers erwacht iſt! Jhr, vollendete Fromme, doch deren Leiber noch Staub ſind, Und ihr Frommen, die nie der Verweſung Schrecken durchbebte, Jhr G 4

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/119>, abgerufen am 22.11.2024.