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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Hatt' er lange sein Auge geheftet. Jetzt geht der Orion
Flammend bey einem andern in einer Wendung vorüber,
Deren Anblick auf Einmal das Auge des wartenden Seraphs
Stralender macht Schon wandt' er sich. Sturm war sein Schweben u. Blitze
Seine Schwünge! Der Seraph eilt zu den Gräbern, und rufet,
Gleich dem Wetter, vor dem der niedergeschmetterte Wald dampft:

Kommt zu dem Grabe! Da eilten die Engel herzu, und die Väter.
Und der lange Triumph umringte das Grab des Größten
Unter den Todten. Gabriel saß in der Mitte des Kreises
Auf dem Grab', als säß er auf einer goldenen Wolke,
Die vollendete Seelen ins Leben der Ewigkeit trüge.
Aber der Todesengel, der Jesus im Namen Jehova
Seinen nahenden Tod verkündiget hatte, schwebt' itzt
Langsam hin zu dem Grab', und sank in Gabriels Arme:
Nacht noch ist es rings um mich Nacht! noch bebt mir die Erde!
Dunkler, als alle Finsterniß, ist noch der Hügel des Todes!
Niemals haben meiner Unsterblichkeit Kräfte Gerichten,
Die Jehova mir gab, erlegen! dem letzten erlag ich!
Und erlieg' ihm! Stärke mich wieder, du Strahl der Allmacht,
Der, aus diesem Grabe nun bald zu leuchten, der Rechte,
Gottes enteilt. Der Unsterbliche sprachs, und lehnte mit Staunen
Sich an den Felsen, in dem des Geopferten Leichnam ruhte.
Aber die Väter und Seraphim fragten einander, und sprachen:
Wird die Sonne mit ihm erwachen? der sichtbare Frühling
Dann ein Schatten der Herrlichkeit seyn, womit er hervorgeht?
Oder wird noch gewandt von der Sonne Schimmer die Erde
Schlummern, indem der Todte, der ewig lebet, hervorgeht?
Wird,

Der Meſſias.
Hatt’ er lange ſein Auge geheftet. Jetzt geht der Orion
Flammend bey einem andern in einer Wendung voruͤber,
Deren Anblick auf Einmal das Auge des wartenden Seraphs
Stꝛalendeꝛ macht Schon wandt’ er ſich. Stuꝛm waꝛ ſein Schweben u. Blitze
Seine Schwuͤnge! Der Seraph eilt zu den Graͤbern, und rufet,
Gleich dem Wetter, vor dem der niedergeſchmetterte Wald dampft:

Kommt zu dem Grabe! Da eilten die Engel herzu, und die Vaͤter.
Und der lange Triumph umringte das Grab des Groͤßten
Unter den Todten. Gabriel ſaß in der Mitte des Kreiſes
Auf dem Grab’, als ſaͤß er auf einer goldenen Wolke,
Die vollendete Seelen ins Leben der Ewigkeit truͤge.
Aber der Todesengel, der Jeſus im Namen Jehova
Seinen nahenden Tod verkuͤndiget hatte, ſchwebt’ itzt
Langſam hin zu dem Grab’, und ſank in Gabriels Arme:
Nacht noch iſt es rings um mich Nacht! noch bebt mir die Erde!
Dunkler, als alle Finſterniß, iſt noch der Huͤgel des Todes!
Niemals haben meiner Unſterblichkeit Kraͤfte Gerichten,
Die Jehova mir gab, erlegen! dem letzten erlag ich!
Und erlieg’ ihm! Staͤrke mich wieder, du Strahl der Allmacht,
Der, aus dieſem Grabe nun bald zu leuchten, der Rechte,
Gottes enteilt. Der Unſterbliche ſprachs, und lehnte mit Staunen
Sich an den Felſen, in dem des Geopferten Leichnam ruhte.
Aber die Vaͤter und Seraphim fragten einander, und ſprachen:
Wird die Sonne mit ihm erwachen? der ſichtbare Fruͤhling
Dann ein Schatten der Herrlichkeit ſeyn, womit er hervorgeht?
Oder wird noch gewandt von der Sonne Schimmer die Erde
Schlummern, indem der Todte, der ewig lebet, hervorgeht?
Wird,
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[102/0118] Der Meſſias. Hatt’ er lange ſein Auge geheftet. Jetzt geht der Orion Flammend bey einem andern in einer Wendung voruͤber, Deren Anblick auf Einmal das Auge des wartenden Seraphs Stꝛalendeꝛ macht Schon wandt’ er ſich. Stuꝛm waꝛ ſein Schweben u. Blitze Seine Schwuͤnge! Der Seraph eilt zu den Graͤbern, und rufet, Gleich dem Wetter, vor dem der niedergeſchmetterte Wald dampft: Kommt zu dem Grabe! Da eilten die Engel herzu, und die Vaͤter. Und der lange Triumph umringte das Grab des Groͤßten Unter den Todten. Gabriel ſaß in der Mitte des Kreiſes Auf dem Grab’, als ſaͤß er auf einer goldenen Wolke, Die vollendete Seelen ins Leben der Ewigkeit truͤge. Aber der Todesengel, der Jeſus im Namen Jehova Seinen nahenden Tod verkuͤndiget hatte, ſchwebt’ itzt Langſam hin zu dem Grab’, und ſank in Gabriels Arme: Nacht noch iſt es rings um mich Nacht! noch bebt mir die Erde! Dunkler, als alle Finſterniß, iſt noch der Huͤgel des Todes! Niemals haben meiner Unſterblichkeit Kraͤfte Gerichten, Die Jehova mir gab, erlegen! dem letzten erlag ich! Und erlieg’ ihm! Staͤrke mich wieder, du Strahl der Allmacht, Der, aus dieſem Grabe nun bald zu leuchten, der Rechte, Gottes enteilt. Der Unſterbliche ſprachs, und lehnte mit Staunen Sich an den Felſen, in dem des Geopferten Leichnam ruhte. Aber die Vaͤter und Seraphim fragten einander, und ſprachen: Wird die Sonne mit ihm erwachen? der ſichtbare Fruͤhling Dann ein Schatten der Herrlichkeit ſeyn, womit er hervorgeht? Oder wird noch gewandt von der Sonne Schimmer die Erde Schlummern, indem der Todte, der ewig lebet, hervorgeht? Wird,

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/118>, abgerufen am 23.11.2024.