Daß sie eins seyn, wie wir! Zu einem göttlichen Endzweck Alle vollendet! Und daß es die Sünder der Erde vernehmen: Jesus sey vom Himmel gesandt! Gott liebe die Kinder Der Versöhnung, wie er den Erstling der Söhne geliebt hat. Vater, es sollen meine Versöhnten sich zu mir versammeln, Daß sie seyn, wo ich bin, und meine Herrlichkeit sehen. Dich verkennet die Welt, gerechter Vater! Jch aber Kenne dich! Meinen Erwählten hab ich das erhabne Geheimniß Deiner Gottheit enthüllt, und wills noch näher enthüllen; Daß die Liebe, mit der du mich liebtest, ihr Herz auch ergreife, Und den unsterblichen Geist nur sein Versöhner erfülle. Nun erhub sich der Gottmensch, dem Vater entgegen zu gehen, Ueber Kidron in das Gericht. Jhm folgten die Jünger. Als er näher den Bach, und das nächtliche Rauschen des Oelbaums Lauter vernahm, da stand er an einem Hügel, und sagte: Gabriel, in der Tiefe des Gartens, am steigenden Berge, Jst ein einsamer Ort von zwanzig Palmen umschattet; Gegen die hohen Wipfel der Palmen senkt sich vom Himmel, Gleich herhangenden Bergen, die Nacht; dort versammle die Engel! Also sagt er, und nahete sich erhabneren Thaten, Als seit der Engel Geburt, als seit Erschaffung der Erden Und der Himmel geschehn sind; auf jeder Unendlichkeit Schauplatz, Jemals geschehn sind! Er nahte sich still den göttlichen Thaten. Aeusserliches Geräusch, und Lerm, süßtönend dem Eiteln, Klein genung, den Thaten der Helden, die Staub sind, zu folgen, War nicht um den hohen Meßias! War nicht um den Vater, Als er vor dem die kommenden Welten dem Unding entwinkte.
Der
Der Meßias.
Daß ſie eins ſeyn, wie wir! Zu einem goͤttlichen Endzweck Alle vollendet! Und daß es die Suͤnder der Erde vernehmen: Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die Kinder Der Verſoͤhnung, wie er den Erſtling der Soͤhne geliebt hat. Vater, es ſollen meine Verſoͤhnten ſich zu mir verſammeln, Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herrlichkeit ſehen. Dich verkennet die Welt, gerechter Vater! Jch aber Kenne dich! Meinen Erwaͤhlten hab ich das erhabne Geheimniß Deiner Gottheit enthuͤllt, und wills noch naͤher enthuͤllen; Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz auch ergreife, Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤhner erfuͤlle. Nun erhub ſich der Gottmenſch, dem Vater entgegen zu gehen, Ueber Kidron in das Gericht. Jhm folgten die Juͤnger. Als er naͤher den Bach, und das naͤchtliche Rauſchen des Oelbaums Lauter vernahm, da ſtand er an einem Huͤgel, und ſagte: Gabriel, in der Tiefe des Gartens, am ſteigenden Berge, Jſt ein einſamer Ort von zwanzig Palmen umſchattet; Gegen die hohen Wipfel der Palmen ſenkt ſich vom Himmel, Gleich herhangenden Bergen, die Nacht; dort verſammle die Engel! Alſo ſagt er, und nahete ſich erhabneren Thaten, Als ſeit der Engel Geburt, als ſeit Erſchaffung der Erden Und der Himmel geſchehn ſind; auf jeder Unendlichkeit Schauplatz, Jemals geſchehn ſind! Er nahte ſich ſtill den goͤttlichen Thaten. Aeuſſerliches Geraͤuſch, und Lerm, ſuͤßtoͤnend dem Eiteln, Klein genung, den Thaten der Helden, die Staub ſind, zu folgen, War nicht um den hohen Meßias! War nicht um den Vater, Als er vor dem die kommenden Welten dem Unding entwinkte.
Der
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Der Meßias.
Daß ſie eins ſeyn, wie wir! Zu einem goͤttlichen Endzweck
Alle vollendet! Und daß es die Suͤnder der Erde vernehmen:
Jeſus ſey vom Himmel geſandt! Gott liebe die Kinder
Der Verſoͤhnung, wie er den Erſtling der Soͤhne geliebt hat.
Vater, es ſollen meine Verſoͤhnten ſich zu mir verſammeln,
Daß ſie ſeyn, wo ich bin, und meine Herrlichkeit ſehen.
Dich verkennet die Welt, gerechter Vater! Jch aber
Kenne dich! Meinen Erwaͤhlten hab ich das erhabne Geheimniß
Deiner Gottheit enthuͤllt, und wills noch naͤher enthuͤllen;
Daß die Liebe, mit der du mich liebteſt, ihr Herz auch ergreife,
Und den unſterblichen Geiſt nur ſein Verſoͤhner erfuͤlle.
Nun erhub ſich der Gottmenſch, dem Vater entgegen zu gehen,
Ueber Kidron in das Gericht. Jhm folgten die Juͤnger.
Als er naͤher den Bach, und das naͤchtliche Rauſchen des Oelbaums
Lauter vernahm, da ſtand er an einem Huͤgel, und ſagte:
Gabriel, in der Tiefe des Gartens, am ſteigenden Berge,
Jſt ein einſamer Ort von zwanzig Palmen umſchattet;
Gegen die hohen Wipfel der Palmen ſenkt ſich vom Himmel,
Gleich herhangenden Bergen, die Nacht; dort verſammle die Engel!
Alſo ſagt er, und nahete ſich erhabneren Thaten,
Als ſeit der Engel Geburt, als ſeit Erſchaffung der Erden
Und der Himmel geſchehn ſind; auf jeder Unendlichkeit Schauplatz,
Jemals geſchehn ſind! Er nahte ſich ſtill den goͤttlichen Thaten.
Aeuſſerliches Geraͤuſch, und Lerm, ſuͤßtoͤnend dem Eiteln,
Klein genung, den Thaten der Helden, die Staub ſind, zu folgen,
War nicht um den hohen Meßias! War nicht um den Vater,
Als er vor dem die kommenden Welten dem Unding entwinkte.
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/164>, abgerufen am 16.07.2024.
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